Israel rückt in Deir al-Balah vor: Bodeneinsatz im letzten Tabu-Gebiet des GazastreifensIsrael rückt in Deir al-Balah vor: Bodeneinsatz im letzten Tabu-Gebiet des Gazastreifens
Die israelische Armee hat erstmals seit Kriegsbeginn eine Bodenoffensive im südlichen Deir al-Balah begonnen – einem Gebiet, das bisher bewusst gemieden wurde. Zeitgleich wurde in Rafah ein hochrangiger Hamas-Gesundheitsfunktionär festgenommen.
Mitten im Süden des Gazastreifens, dort, wo die israelische Armee bislang nicht vorgedrungen war, rollen nun erstmals Panzer. Die IDF hat laut palästinensischen Berichten einen groß angelegten Bodeneinsatz in Deir al-Balah gestartet – ein Gebiet, das seit Beginn des Krieges als besonders sensibel galt, auch wegen der Möglichkeit, dass dort israelische Geiseln am Leben festgehalten werden. Luftangriffe in der Nacht und am Morgen hatten den Weg bereitet. Nun wird das letzte „weiße Feld“ auf der militärischen Karte gefüllt.
Diese Offensive ist mehr als nur eine Operation. Sie ist eine Entscheidung: Israel setzt alles daran, den Gazastreifen auch in seinen südlichsten Bastionen der Hamas zu zerschlagen – selbst wenn der Preis hoch ist. Familien von Geiseln, wie Robi Chen, Vater des verschleppten Soldaten Itay Chen, zeigten sich erschüttert: „Wenn die Armee selbst sagt, sie weiß nicht, wo die Geiseln sind – dann ist jede Bodenoffensive eine potenzielle Todesgefahr für sie. 41 Geiseln wurden seit dem 7. Oktober in Gefangenschaft ermordet. Nur ein Abkommen kann sie noch retten.“
Doch nicht jeder teilt diese Sichtweise. Israels Ministerin für Siedlungswesen und nationale Aufgaben, Orit Strook, erklärte im religiösen Radiosender „Kol Barama“ offen, dass sie selbst dann für eine Ausweitung der Einsätze sei, „wenn das bedeutet, dass Geiseln getötet werden“. Diese Worte sind schockierend – aber sie stehen stellvertretend für einen tiefen Riss in der israelischen Gesellschaft: Was wiegt schwerer – der Kampf gegen Hamas oder das Leben der letzten Verschleppten?
Der Vorstoß nach Deir al-Balah markiert den strategischen Schlussakt eines Krieges, der in seiner Intensität beispiellos ist. Das Gebiet galt lange als Rückzugsort für Hamas-Kader, aber auch als mögliches Versteck für Geiseln, weshalb es bisher von größeren Offensiven ausgespart blieb. Dass sich das nun ändert, zeigt, wie entschlossen die IDF vorgeht – und wie gering die Hoffnung auf eine baldige diplomatische Lösung geworden ist.
Gleichzeitig wurde im Westen Rafahs ein hochrangiger Hamas-Funktionär festgenommen: Marwan al-Homs, Direktor des Abu-Yusuf-al-Najjar-Krankenhauses in Rafah und verantwortlich für die Feldlazarette im sogenannten Gesundheitsministerium der Hamas. Israels Spezialeinheit nahm ihn laut Berichten fest, während er ein Krankenhaus des Roten Kreuzes in Khan Yunis besuchte. Seine Rolle als medizinischer Koordinator der Hamas gibt der Aktion besonderes Gewicht – zumal Israel in der Vergangenheit mehrfach Belege vorgelegt hat, dass die Hamas systematisch Krankenhäuser zur militärischen Nutzung missbraucht.
Die Festnahme dürfte international für Aufsehen sorgen – nicht zuletzt, weil sie sich im Umfeld eines internationalen Hilfskrankenhauses ereignete. Doch Israels Position bleibt eindeutig: Wer für Hamas arbeitet, macht sich mitschuldig – auch im weißen Kittel. Dass al-Homs in westlichen Medien bisher vor allem als „Gesundheitsdirektor“ firmierte, ist Teil des Problems.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild IDF
Montag, 21 Juli 2025