Israels Außenminister in Kiew: Klare Worte gegen Iran, Solidarität mit der UkraineIsraels Außenminister in Kiew: Klare Worte gegen Iran, Solidarität mit der Ukraine
Ein Besuch im Schatten zweier Kriege – Gideon Sa’ar über Hamas, Teheran und die Verantwortung Europas
Gideon Sa’ar steht vor der Gedenkmauer für die Gefallenen der Ukraine. Ein israelischer Außenminister inmitten eines vom Krieg zerrissenen Landes, das gegen eine übermächtige Besatzungsmacht kämpft – und er bringt mehr als nur Solidaritätsbekundungen mit. Sa’ar bringt die Härte der israelischen Realität, das Gewicht des 7. Oktober, und eine klare Forderung: Europa muss endlich handeln – gegen Iran.
Der Besuch in Kiew markiert nicht nur ein symbolisches Zeichen der Verbundenheit zwischen Israel und der Ukraine. Es ist eine diplomatische Offensive. In seinem Gespräch mit dem neuen ukrainischen Außenminister Andrij Sybiha legte Sa’ar den sogenannten Dinah-Bericht vor – eine umfassende Dokumentation der sexuellen Gewalt, die Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 an israelischen Frauen verübten. Es ist ein bewusst gewählter Schritt, der zeigt, wie eng Israel das eigene Trauma mit dem der Ukrainer verknüpft – als Staaten, die Opfer imperialer Gewalt und islamistischer Barbarei zugleich sind.
Zwei Fronten, ein Feindbild: Der Iran
Im Zentrum der Gespräche zwischen den Außenministern stand jedoch ein anderer Name: Iran. Beide Länder sehen sich mit einer immer aggressiver auftretenden Islamischen Republik konfrontiert – Israel direkt, die Ukraine über iranische Drohnen, die in russischem Auftrag auf ihre Städte niederschlagen.
Sa’ar nutzte die Bühne in Kiew, um unmissverständlich deutlich zu machen: Israel betrachtet den Iran nicht mehr als ein fernes, künftiges Risiko – sondern als aktuellen Kriegstreiber, regional wie global.
Er sprach über Operation „Am K’Lavi“ (Rising Lion) – Israels Militärschlag gegen Irans Nuklearprogramm im vergangenen Monat. „Wir haben gemeinsam mit den USA die nukleare Infrastruktur zerstört, Verantwortliche ausgeschaltet und die iranischen Ambitionen um Jahre zurückgeworfen“, sagte Sa’ar. Auch das Raketenprogramm Irans habe man schwer getroffen – ebenso wie die Drohnenrouten, die heute russische und morgen libanesische Städte ins Visier nehmen könnten.
Der Appell an Europa war ebenso deutlich wie dringlich: „Deutschland, Frankreich, Großbritannien – ihr müsst jetzt den Snapback-Mechanismus auslösen!“ Gemeint ist die Rückkehr zu den Sanktionen, die einst durch das Atomabkommen ausgesetzt wurden – ein Schritt, der vor allem an Berlin adressiert war, wo man sich seit Jahren um „Dialogformate“ bemüht, während Teheran Aufklärer aufknüpft und Uran anreichert.
Ein Schulterschluss mit Gewicht
Sa’ar lobte offen die Ukraine für deren konsequente Haltung gegenüber dem Iran – für die Präsidentenverfügung zur Sanktionierung iranischer Funktionäre, für die verbale wie diplomatische Unterstützung Israels. Die strategische Annäherung mündete in der Ankündigung eines bilateralen Sicherheitsdialogs zur iranischen Bedrohung. Ein bemerkenswerter Schritt – denn er verweist auf ein wachsendes, weltweites Bewusstsein über Teherans Rolle als globale Unruhestiftermacht.
Und Sa’ar vergisst nicht die Geste, die für viele Israelis persönlich wichtig ist: Die Ukraine hat den Wallfahrtsort Uman, die Grabstätte von Rabbi Nachman von Breslow, offiziell als nationales Kulturerbe anerkannt. Eine kleine Nachricht mit großem symbolischen Gewicht – besonders für hunderttausende jüdische Pilger, die jedes Jahr nach Uman reisen, auch trotz Krieg.
Gemeinsame Erfahrungen – gemeinsame Zukunft
Doch es war nicht nur ein außenpolitisches Programm. In seiner Rede bei der Pressekonferenz zeigte sich Sa’ar auch als jemand, der um die Tiefe des ukrainischen Leids weiß. „Wir wissen, wie es ist, wenn Familien unter Raketenbeschuss auseinandergerissen werden“, sagte er. „Unsere Kinder, unsere Eltern, unsere Städte – auch wir leben seit Jahren im Ausnahmezustand.“ Dass Israel in den ersten Kriegstagen ein Feldlazarett eröffnete, später Generatoren, Wasserfilter und medizinisches Personal schickte, sei Ausdruck eines echten Bündnisses.
Die Botschaft war deutlich: Israel steht an der Seite der Ukraine, nicht nur rhetorisch, sondern praktisch – und erwartet dies umgekehrt auch von Europa im Kampf gegen den Iran.
Am Ende seines Besuchs lud Gideon Sa’ar seinen ukrainischen Amtskollegen nach Jerusalem ein – in „unsere ewige Hauptstadt“, wie er betonte. Eine Einladung, die mehr ist als eine diplomatische Floskel. Sie ist das Angebot, Teil einer neuen strategischen Partnerschaft zu sein: zwischen Staaten, die verstehen, dass Frieden keine Floskel ist, sondern Verteidigungsbereitschaft, Mut – und manchmal auch militärische Konsequenz verlangt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Mittwoch, 23 Juli 2025