Eltern des entführten Soldaten Naotrah drängen in Washington auf DealEltern des entführten Soldaten Naotrah drängen in Washington auf Deal
Seit 657 Tagen ist der aus New York stammende IDF-Offizier Omer Naotrah in Hamas-Gefangenschaft. Nun reisen seine Eltern durch Washington – im Rücken die Aussicht auf eine historische Einigung.
Fast zwei Jahre nach dem Terrorangriff vom 7. Oktober, bei dem dutzende israelische Soldaten von der Hamas verschleppt wurden, verdichten sich nun die Hinweise auf eine mögliche Wende. In Washington setzen Orna und Ronen Naotrah alles daran, die Rückkehr ihres Sohnes, des in Gaza verschleppten Panzeroffiziers Omer Naotrah, zu ermöglichen. Ihr Appell an die amerikanische Regierung ist unmissverständlich: Diese Verhandlungen dürfen nicht scheitern – nicht ein weiteres Mal.
Am Mittwoch trafen die Naotrahs mit hochrangigen Vertretern der Trump-Administration und des US-Senats zusammen. Auch Gespräche mit einem katarischen Unterhändler fanden statt. Die Eltern zeigen sich vorsichtig hoffnungsvoll. „Seit dem Ende der letzten Waffenruhe hat es keine so konkrete Bewegung gegeben wie jetzt“, sagt Orna Naotrah im Gespräch mit N12. „Alle, mit denen wir sprechen, sagen: Es gibt Fortschritte. Jetzt müssen wir es zu Ende bringen.“
Die Familie hat gute Gründe, Druck zu machen. Am 7. Oktober 2023 saß Omer Naotrah, ein aus New York stammender Lone Soldier, in einem Panzer, als dieser von einer Panzerabwehrrakete der Hamas getroffen wurde. Drei seiner Kameraden gelten seither als vermisst – ebenso wie er. Der israelische Staat führt ihn heute offiziell als Gefallenen. Doch seine Leiche befindet sich noch immer in der Gewalt der Hamas. Seine Eltern kämpfen für die Rückkehr – nicht nur seiner, sondern aller Geiseln. Und sie warnen: „Jeder weitere Tag bringt Lebensgefahr. Über 40 Geiseln sind bereits im Hamas-Tunnelnetz ums Leben gekommen.“
Die Hoffnung auf eine Einigung speist sich auch aus einer diplomatischen Bewegung, die in Rom ihren Ausgang genommen hat. Dort trifft sich dieser Tage Steve Witkoff, Sondergesandter von US-Präsident Donald Trump, mit israelischen und katarischen Unterhändlern. Wie das Portal Axios berichtet, wird Witkoff bei ausreichenden Fortschritten in Kürze nach Doha weiterreisen – möglicherweise zur finalen Unterschrift.
Im Zentrum der Verhandlungen steht eine zentrale Frage: Zieht sich die IDF im Rahmen einer Waffenruhe aus bestimmten Teilen Gazas zurück? Dem Vernehmen nach hat Israel bereits die Kontrolle über den sogenannten Morag-Korridor aufgegeben – eine strategische Route, die tief in den Gazastreifen hineinreicht. Die neue Waffenstillstandslinie soll nahezu dem Sicherheitsperimeter entsprechen, den Israel im Januar eingenommen hatte – zwischen 700 und 1.000 Metern Tiefe entlang der Grenze.
Auch eine schrittweise Freilassung der Geiseln steht im Raum. Für die Familie Naotrah ist das eine bittere Erkenntnis – aber keine, die sie davon abhält, für den vollständigen Abschluss zu kämpfen. „Es ist unrealistisch zu glauben, dass alle auf einmal freikommen. Aber wir müssen sicherstellen, dass eine erste Freilassung nicht das Ende ist – sondern der Anfang vom Ende“, sagt Vater Ronen. „Es darf keine weitere Verzögerung geben. Keine weiteren Spiele. Die Details für alle Phasen der Freilassung müssen am Anfang festgelegt werden.“
Er ergänzt: „Witkoff hat uns persönlich zugesagt, dass das Ziel der amerikanischen Vermittlung eine Einigung ist, die innerhalb von 60 Tagen alle Geiseln heimholt. Auch unser Sohn. Auch jene, deren Schicksal unklar ist. Auch die Toten.“
Für Omer Naotrah ist es ein posthumer Kampf um Würde. Geboren in Long Island, hätte er ein bequemes Leben in den USA führen können – doch er entschied sich, als Lone Soldier nach Israel zu kommen und dort seinen Wehrdienst zu leisten. Seine Eltern sagen: „Er hätte an der Uni in New York studieren können. Stattdessen ging er nach Israel. Für dieses Land hat er sein Leben gegeben. Jetzt verdient er es, heimzukehren – in das Land, das er so geliebt hat.“
Die kommenden Tage könnten über das Schicksal von Omer Naotrah und Dutzenden anderen entführten Soldaten entscheiden. Was in Rom, Doha und Washington besprochen wird, hat nicht nur politische, sondern zutiefst menschliche Dimensionen. Es geht um Rückkehr, um Abschied, um Gerechtigkeit.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot
Donnerstag, 24 Juli 2025