Hamas signalisiert angebliche Kompromissbereitschaft – aber meint sie es auch nur ansatzweise ernst?Hamas signalisiert angebliche Kompromissbereitschaft – aber meint sie es auch nur ansatzweise ernst?
Während die Terrororganisation erneut vage Versöhnungsbotschaften über Mittelsmänner streut, zahlt Israel den Preis – mit Waffenstillständen ohne Gegenleistung und einer Geiseltragödie ohne Ende.
Die Hamas will angeblich verhandeln. Wieder einmal. So zumindest berichten es anonyme Quellen gegenüber dem saudischen Sender Al Hadath. Die Rede ist von Kompromissbereitschaft, von „Flexibilität bei früheren Forderungen“ und einer neuen Dynamik durch „internationalen Druck“. Doch wer genau hinhört – oder besser: wer genau hinsieht – erkennt, dass es sich um ein altbekanntes Muster handelt. Denn die Hamas kündigt viel an – und meint dabei wenig bis nichts. Sie zielt nicht auf Lösungen, sondern auf Stimmungen. Vor allem auf jene im Westen.
Eine Inszenierung für ein westliches Publikum
Das Muster ist nicht neu: Sobald der Druck auf die Hamas wächst – militärisch, politisch oder moralisch – beginnt sie, über Dritte vermeintliche Gesprächsbereitschaft zu signalisieren. Mal sind es Katar, mal Ägypten, diesmal ein saudischer Sender. Doch konkrete, belastbare Antworten auf israelische Vorschläge bleiben aus. Stattdessen: Verzögerungstaktik, Rückkehr zu längst abgeschlossenen Punkten und absurde Maximalforderungen – etwa der Austausch von lebenden israelischen Gefangenen gegen die Leichen ermordeter Geiseln.
Wer das für Verhandlungstaktik hält, verkennt das Kalkül: Die Hamas hat kein echtes Interesse an einer Lösung, sondern an der Aufrechterhaltung des Konflikts. Ihre vermeintlichen Kompromisssignale sind PR für ein westliches Publikum – eine gezielte Desinformationsstrategie, die immer dann aktiviert wird, wenn in Europa oder bei den Vereinten Nationen der Eindruck entstehen soll, sie sei doch ein „legitimer Gesprächspartner“.
Der Westen hört, was er hören will
Und es funktioniert. Immer wieder. Internationale Medien – allen voran die New York Times – greifen die vagen Andeutungen der Hamas begierig auf. Der UN-Apparat in New York beeilt sich, israelische Militäreinsätze zu kritisieren, während die Terrororganisation selbst mit beschönigenden Begriffen wie „militante Gruppe“ bezeichnet wird. Dabei ist die Realität so offensichtlich wie bitter: Die Hamas zerstört systematisch jede Chance auf Waffenstillstand, sabotiert humanitäre Korridore und missbraucht internationale Hilfe für ihre Propaganda – und wird trotzdem noch als ernstzunehmender Akteur behandelt.
US-Botschafter Mike Huckabee brachte es auf den Punkt: „Sind die UN, die New York Times und die Hamas jetzt glücklich?“ fragte er am Sonntag sarkastisch auf X/Twitter. „Die Lügen und Propaganda der Hamas haben den Waffenstillstand zerstört, den GHF-Hilfsmechanismus diskreditiert und den Terror erneut gestärkt. Am traurigsten ist es für die Familien der Geiseln – ihr Leid wird verlängert.“ Diese Worte treffen den Kern der Realität, die viele nicht sehen wollen: Die Hamas will keinen Frieden. Sie will die Bilder, die das Gegenteil suggerieren – für ihre PR.
Waffenstillstand ohne Gegenleistung
Während die Hamas also auf Zeit spielt, handelt Israel – notgedrungen. Die israelische Armee kündigte am Sonntag eine Reihe lokaler Waffenruhen in Teilen des Gazastreifens an: al-Muwasi, Deir al-Balah und Gaza-Stadt. Offiziell, um die Verteilung von Lebensmitteln an die Zivilbevölkerung zu erleichtern. Doch de facto bedeutet dies, dass große Gebiete im Gazastreifen zu sicheren Rückzugsräumen für Hamas-Kämpfer werden. Die IDF kann dort nicht operieren, solange die Waffenruhe gilt. Und wie lange diese gilt? „Bis auf Weiteres“, so die Antwort des Militärsprechers. Es könnten Tage sein. Oder Wochen. Vielleicht sogar Monate.
Dass Israel trotz fehlender Zugeständnisse der Hamas diese Schritt geht, zeigt die humanitäre Verantwortung, die es übernimmt – und gleichzeitig die politische Isolation, in die es von außen gedrängt wird. Wer sich an Vereinbarungen hält, verliert. Wer lügt und täuscht, wird gehört.
Ein Friedensprozess auf dem Rücken der Geiseln
Der zynischste Aspekt dieser Entwicklung ist jedoch: Die Geiseln. Noch immer werden israelische Männer, Frauen und Kinder von der Hamas gefangen gehalten – in Tunneln, unterirdischen Verstecken, möglicherweise sogar als menschliche Schutzschilde missbraucht. Ihre Familien leben seit Monaten in Angst, zwischen Hoffen und Bangen. Doch jede neue angebliche Verhandlungsrunde, jeder PR-Trick aus Doha oder Kairo verlängert ihr Leiden. Denn wer Verhandlungen nur simuliert, um Zeit zu gewinnen, spielt mit menschlichen Schicksalen.
Israel hat mehrfach Vorschläge vorgelegt. Teilweise unter internationaler Beteiligung. Die Hamas hat keinen einzigen ernsthaft beantwortet. Stattdessen: neue Forderungen, neue Verzögerungen, neue Drohungen. Und dennoch: Die Weltöffentlichkeit erwartet von Israel immer wieder neue Gesten. Neue Nachgiebigkeit. Neue Zugeständnisse. Als wäre das Problem nicht die Hamas – sondern das Verhalten derer, die sich gegen sie verteidigen.
Es geht nicht um Frieden – es geht um die Erzählung
Die bittere Wahrheit: Die Hamas meint es nicht ernst. Sie meint es nie ernst. Sie will kein Abkommen, sondern eine Geschichte. Eine Geschichte, in der sie als unterdrückter Widerstandskämpfer dasteht, als Stimme des palästinensischen Volkes, als legitimer Vertreter einer „Sache“. Und der Westen? Spielt mit. Weil er hören will, was nicht gesagt wird, und ignoriert, was längst geschieht.
Solange das so bleibt, werden keine Geiseln freikommen. Solange das so bleibt, wird es keine echte Waffenruhe geben. Nur neue Runden der Inszenierung – mit Israel als einzigem, der tatsächlich handelt, Verantwortung übernimmt und dabei immer wieder allein dasteht.
Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle:
Sonntag, 27 Juli 2025