Mit dem Bus ins Risiko – wenn Ideologie die Sicherheit überfährtMit dem Bus ins Risiko – wenn Ideologie die Sicherheit überfährt
50 Israelis fahren illegal nach Nablus. Die Polizei greift durch, doch die Wut über politische Ignoranz bleibt. Wer missachtet hier eigentlich wessen Schutz?
Ein Bus, fünfzig Menschen, ein hochgefährliches Ziel – und am Ende: ein Polizei-Einsatz, eine Festnahme, ein sichergestelltes Fahrzeug und viele Fragen. Am Donnerstagabend wurde ein Bus mit rund 50 israelischen Passagieren beschlagnahmt, nachdem er illegal in die palästinensische Stadt Nablus gefahren war – genauer: in das Gebiet A, das unter vollständiger Kontrolle der Palästinensischen Autonomiebehörde steht und das Israelis aus Sicherheitsgründen nicht ohne Genehmigung betreten dürfen. Der Busunternehmer wurde festgenommen. Der Fahrer wird vernommen. Die Passagiere: gerettet, bevor Schlimmeres geschah.
Was auf den ersten Blick wie eine simple Ordnungswidrigkeit wirken mag, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als bedenklicher Akt bewusster Gesetzesübertretung – mit politischen, religiösen und sicherheitspolitischen Dimensionen.
Die rote Linie heißt Gebiet A
Nach israelischem Recht ist es zivilen Israelis verboten, in die sogenannten „Gebiete A“ einzureisen – darunter Städte wie Nablus, Ramallah oder Jenin. Diese Einreiseverbote sind keine Schikane, sondern das Ergebnis bitterer Realität: Immer wieder wurden jüdische Israelis, die auf eigene Faust versuchten, diese Orte zu betreten – meist aus religiösen Motiven, etwa zum Besuch des Grabes von Josef in Nablus – angegriffen, verletzt oder sogar getötet.
Trotzdem kommt es immer wieder zu illegalen Touren. Oft organisiert von religiösen Aktivistengruppen, die sich über staatliche Sicherheitsvorgaben hinwegsetzen. Der Preis dafür ist nicht nur persönliches Risiko – sondern auch ein hoher Aufwand für Armee und Polizei, die ihre Kräfte dann abziehen müssen, um israelische Staatsbürger aus gefährlichen Situationen zu retten, die sie selbst herbeigeführt haben.
Ein neues Werkzeug gegen Rücksichtslosigkeit
Was dieses Mal anders war: Der Bus wurde nicht nur angehalten – er wurde administrativ beschlagnahmt. Grundlage dafür ist eine neue Anordnung des Zentralkommandos der israelischen Armee, die es erlaubt, Fahrzeuge einzuziehen, wenn sie für illegale Einreisen nach Gebiet A verwendet wurden. Ein Instrument, das zeigt: Der Staat meint es ernst. Wer sich und andere gefährdet, muss mit Konsequenzen rechnen – nicht nur persönlich, sondern auch wirtschaftlich.
Dass der Eigentümer des Busunternehmens – ein Ostjerusalemer – verhaftet wurde, unterstreicht den Ernst der Lage. Auch der Fahrer, dessen Identität bekannt ist, wird sich verantworten müssen. Von fünf festgenommenen Mitfahrern wurde einer mit Auflagen freigelassen: Er darf das Gebiet Judäa und Samaria vorerst nicht mehr betreten. Für einen Wiederholungstäter, der bereits bei ähnlichen Verstößen auffiel, ein deutlicher Warnschuss.
Zwischen Glaube, Trotz und Ignoranz
Warum nehmen Menschen solche Risiken auf sich? Für viele handelt es sich um religiös aufgeladene Orte – Stätten biblischer Erinnerung, jüdischer Geschichte. Der Besuch des Josefsgrabs in Nablus etwa ist für manche nicht nur legitim, sondern ein Ausdruck religiöser Identität. Doch diese Identität stößt an rechtliche und sicherheitspolitische Grenzen, wenn sie blind gegenüber der Realität agiert – und genau das ist hier geschehen.
Der Vorwurf richtet sich nicht an Glauben oder Tradition. Er richtet sich an das kalkulierte Übergehen staatlicher Vorschriften, an eine Geisteshaltung, die meint, dass Ideologie über Gesetz und Sicherheit stehen darf. Das gefährdet nicht nur das Leben der Beteiligten, sondern schwächt auch die staatliche Autorität in einem ohnehin hochsensiblen Konfliktgebiet.
Der israelische Staat sieht sich jeden Tag mit Bedrohungen von außen konfrontiert. Die Ressourcen der Armee sind begrenzt, und ihre Aufgaben vielfältig. Wenn dann aber Kräfte abgestellt werden müssen, um Zivilisten aus Gebieten zu holen, in die sie sich – entgegen aller Warnungen – selbst hineinmanövriert haben, dann ist das mehr als eine Last. Es ist ein Schlag ins Gesicht derer, die sich tagtäglich um die Sicherheit aller bemühen.
Es ist gut, dass Polizei und Militär jetzt durchgreifen. Doch es braucht mehr: eine gesellschaftliche Debatte über Verantwortung, Recht und den richtigen Umgang mit religiösem Eifer. Wer heilige Stätten besuchen will, muss das im Rahmen der Koordination mit der Armee tun. Alles andere ist Selbstgefährdung – und untergräbt letztlich die eigene Sache.
Diese Episode in Nablus war kein Abenteuer. Sie war ein gefährlicher, leichtsinniger und letztlich politisch motivierter Rechtsbruch. Der Staat Israel ist nicht nur Schutzmacht seiner Bürger – er ist auch Garant für Recht, Ordnung und Vernunft. Wer das untergräbt, weil er sich über Gesetze stellt, stellt sich nicht an die Seite Israels – sondern gegen es.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Montag, 28 Juli 2025