Houthi-Propaganda nach Schiffsangriff: Geiseln sprechen in Video gegen Israel – unter Druck?Houthi-Propaganda nach Schiffsangriff: Geiseln sprechen in Video gegen Israel – unter Druck?
Nach dem gezielten Huthi-Angriff auf das griechische Frachtschiff „Eternity C“ in der Nähe Jemens veröffentlichen die Terroristen nun ein Video mit zehn entführten Besatzungsmitgliedern. Die Aussagen klingen wie aus einem Drehbuch – und werfen dringliche Fragen auf.
In einem verstörenden Video, das die Huthi-Miliz am Montag veröffentlichte, sind zehn Crew-Mitglieder des Frachters „Eternity C“ zu sehen – offenbar lebend, aber eindeutig unter Kontrolle ihrer Entführer. Die Aufnahmen wirken inszeniert, die Aussagen wirken einstudiert. Dennoch dürfte das Ziel klar sein: politische Botschaft, moralische Erpressung und maximale Demütigung.
Das Schiff war Anfang Juli von Huthi-Terroristen im Roten Meer angegriffen und versenkt worden. Zwölf Seeleute galten seither als vermisst oder verschleppt. Nun zeigt das Video zehn von ihnen, wie sie die „Rettung“ durch die Huthis loben – und eindringlich davor warnen, weitere Schiffe nach Israel fahren zu lassen.
Skript oder Realität? Aussagen unter fragwürdigen Umständen
Einer der Männer, identifiziert als Rafael Gonzalez, berichtet: „Die jemenitische Marine hat gerufen, aber unser Kapitän hat das ignoriert.“ Auf die Frage, was seine Botschaft an Reedereien sei, die Schiffe nach Israel schicken, antwortet er: „Bitte fahrt nicht nach Israel. Es ist gefährlich, und viele palästinensische Menschen leiden.“
Ein anderer, der als Elektriker Alexei Galactonein genannt wird, erklärt: „Wenn ich vorher mehr gewusst hätte, wäre ich nach Hause gegangen.“ Und Julimo Tabiros, Hilfsingenieur, sagt: „Es ist gefährlich, durch das Rote Meer zu fahren. Es tut mir leid, dass unser Schiff nach Israel gefahren ist.“
Insgesamt entsteht der Eindruck, als würde die Crew bewusst vor israelischen Zielhäfen warnen – und sich mit den palästinensischen Opfern identifizieren. Eine freie Meinungsäußerung unter diesen Bedingungen erscheint ausgeschlossen. Die Huthis haben in der Vergangenheit mehrfach Videos mit offenkundig gefügigen Gefangenen veröffentlicht – stets mit politischer Botschaft gegen Israel, die USA oder Saudi-Arabien.
Am Ende des Videos sieht man die Crew sichtlich erleichtert, wie sie in die Kamera lächelt und offenbar Familienangehörige grüßt. Doch auch hier bleibt unklar, ob diese Szenen freiwillig entstanden oder Teil einer medialen Inszenierung unter Zwang sind.
Sicherheitsanalystin: „Weckruf für die Branche“
Ellie Shafik, Leiterin der Sicherheitsabteilung beim Risikounternehmen Vanguard Tech, nennt den Vorfall einen „Weckruf“ für die internationale Schifffahrt. Dass die „Eternity C“ in diese Gefahrenzone geschickt wurde, sei Ausdruck mangelnder Vorsicht:
„Solche Vorfälle zeigen, wie wichtig sorgfältige Risikoanalysen und Zugehörigkeitsprüfungen geworden sind. Die Verantwortung darf nicht auf die Seeleute abgewälzt werden – sie sind die letzten, die über Kurs und Risiko entscheiden.“ Gerade vermeintliche oder tatsächliche Verbindungen zu Israel machten Schiffe zur Zielscheibe.
Shafik fordert, dass Risikomanagement in Zeiten des Gaza-Kriegs nicht länger eine Frage der Freiwilligkeit sei: „Affiliationsprüfungen müssen Pflicht werden. Sonst sind zivile Besatzungen immer wieder schutzlos ausgeliefert.“
Israel als Feindbild – Geiseln als Bühne
Der mediale Auftritt der Geiseln zeigt, wie sehr sich die Huthi-Miliz als Teil der iranisch gesteuerten Achse gegen Israel versteht – nicht nur militärisch, sondern auch propagandistisch. Die Aussagen der Crew dienen nicht der Aufklärung, sondern sollen Israel delegitimieren und internationale Reedereien einschüchtern.
Die Tatsache, dass kein direkter Appell an ihre Freilassung im Video enthalten ist, spricht Bände. Offenbar dulden die Huthis nur solche Aussagen, die in ihre eigene Erzählung passen: Israel als Aggressor, sie selbst als Beschützer.
Ob hinter den Kulissen an einer Freilassung gearbeitet wird, ist unklar. Die Reederei schweigt bislang zu möglichen diplomatischen oder geheimdienstlichen Bemühungen.
Ein riskanter Krieg auf See – mit zivilen Opfern
Der Angriff auf die „Eternity C“ markiert einen gefährlichen Wendepunkt: Immer häufiger geraten zivile Handelsschiffe ins Visier der Huthis – besonders, wenn sie mit Israel, den USA oder ihren Partnern in Verbindung stehen. Die Region des Roten Meers bleibt eine der gefährlichsten Routen der Welt.
Das Schicksal der Crew erinnert daran, dass die asymmetrische Kriegsführung der iranisch gestützten Milizen längst nicht mehr auf den Nahen Osten beschränkt ist – sondern globale Handelsrouten trifft. Und dabei auch jene Menschen instrumentalisiert, die sich weder freiwillig noch wissentlich in diesen Konflikt begeben haben.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X
Dienstag, 29 Juli 2025