Trump widerspricht Netanjahu – US-Sondergesandter besucht GHF-Hilfsverteilung in RafahTrump widerspricht Netanjahu – US-Sondergesandter besucht GHF-Hilfsverteilung in Rafah
Steve Witkoff und Mike Huckabee zeigen US-Präsenz in Gaza, während Trump Israels Darstellung zur Hungerlage offen anzweifelt. Die politischen Signale sind gemischt – und der Druck auf Jerusalem wächst.
Am Freitagmorgen besuchten US-Sondergesandter Steve Witkoff und der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, das Hilfsverteilungszentrum der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in Rafah, im Süden des Gazastreifens. Die Aktion ist Teil der zunehmenden US-Bemühungen, den humanitären Zugang in die von der Hamas kontrollierten Gebiete sichtbar zu gestalten – und erfolgt in einer Phase, in der die Waffenstillstandsverhandlungen zwischen Israel und der Terrororganisation erneut festgefahren sind.
Der Besuch folgte unmittelbar auf Witkoffs Ankunft in Israel am Donnerstag. Am selben Tag traf er sich mit Premierminister Benjamin Netanjahu in Jerusalem. Ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter erklärte gegenüber der „Jerusalem Post“, beide Seiten hätten sich darauf verständigt, dass ein neuer Rahmen für die Gespräche mit der Hamas notwendig sei. Die islamistische Organisation sei weiterhin nicht zu echten Kompromissen bereit.
Im Mittelpunkt des Treffens standen demnach nicht nur die stockenden Verhandlungen über einen Waffenstillstand, sondern auch die Rückführung der in Gaza festgehaltenen Geiseln sowie die strategische Bedrohung durch den Iran. Israel macht immer wieder deutlich: Ohne Freilassung der Geiseln wird es keinen echten Waffenstillstand geben. Sollte es in den kommenden Tagen keine Fortschritte geben, müsse man gezwungenermaßen erneut militärisch handeln, so der Tenor aus Jerusalem.
Trump: „Sie sehen sehr hungrig aus“
Zusätzliche Dynamik erhält die Lage durch Aussagen von US-Präsident Donald Trump. Bei einem Medientermin in seinem Golfresort in Turnberry, Schottland, äußerte er offen Widerspruch zu Netanjahus Aussage, in Gaza herrsche keine Hungersnot. „Ich bin nicht einverstanden – sie sehen sehr hungrig aus“, sagte Trump wörtlich. Die Menschen in Gaza bräuchten „jetzt sofort“ Nahrung und Sicherheit.
Trump betonte, man helfe bereits, forderte jedoch auch andere Staaten zur Unterstützung auf. Medienberichten zufolge habe Trump Aufnahmen hungernder Kinder gesehen und daraufhin veranlasst, das Thema direkt mit Netanjahu zu besprechen. Auch First Lady Melania Trump habe eine „wichtige Rolle“ in der Haltungsänderung gespielt – sie sei von den Bildern erschüttert gewesen, so US-Offizielle gegenüber CNN.
US-Hilfen werden ausgeweitet – Israel bleibt skeptisch
Tatsächlich intensivieren die USA derzeit ihre Hilfsmaßnahmen für Gaza. Auch Israel hat seine Unterstützung erweitert – allerdings unter klaren Sicherheitsvorkehrungen. Um Diebstahl und Missbrauch der Hilfsgüter durch bewaffnete Gruppen zu verhindern, werden erneut Hilfsgüter aus der Luft abgeworfen. Dabei kooperiert Israel mit Jordanien, Ägypten und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
„Wir haben den Luftraum gesichert, die Lieferungen gesichert und sichergestellt, dass das Essen ankommt“, teilte das Büro des Premierministers am Mittwoch via X/Twitter mit. Man sei offen für jede Unterstützung – solange sie den Menschen in Gaza tatsächlich zugutekomme und nicht in den Händen der Hamas ende.
Während der medienwirksame Besuch der US-Diplomaten in Rafah demonstrative Unterstützung für humanitäre Hilfe signalisiert, steht hinter den Kulissen weiterhin eine ernste Frage im Raum: Wie lassen sich humanitäre Interessen schützen, ohne gleichzeitig den Druck auf die Hamas zu untergraben?
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Freitag, 01 August 2025