„Wir verlieren den Krieg nach dem Krieg“ – Ex-General warnt: Israel steuert in Gaza auf ein strategisches Desaster zu

„Wir verlieren den Krieg nach dem Krieg“ – Ex-General warnt: Israel steuert in Gaza auf ein strategisches Desaster zu


Yiftah Ron-Tal, ehemaliger Befehlshaber der IDF-Bodentruppen, schlägt Alarm: Die militärische Überlegenheit in Gaza droht zu verpuffen – nicht wegen Hamas, sondern wegen politischer Unentschlossenheit. Was fehlt, ist eine Strategie. Was wächst, ist das Chaos.

„Wir verlieren den Krieg nach dem Krieg“ – Ex-General warnt: Israel steuert in Gaza auf ein strategisches Desaster zu

Nach fast zwei Jahren Krieg ist die Hamas militärisch zerschlagen – doch der Gazastreifen bleibt ein Pulverfass. Inmitten dieses verheerenden Schwebezustands meldet sich einer zu Wort, der das Kriegshandwerk kennt wie kaum ein anderer: Generalmajor a. D. Yiftah Ron-Tal, einstiger Kommandeur der israelischen Bodentruppen, warnt eindringlich vor dem, was er als „eine Katastrophe mit Ansage“ bezeichnet. Israel, so Ron-Tal im Interview mit 103FM, befinde sich am Rande des Zusammenbruchs – nicht wegen der Feinde von außen, sondern wegen des politischen Vakuums im Inneren.

„Wir sind am Rand einer Katastrophe“

Ron-Tal ist kein linker Kritiker und kein medialer Provokateur. Er war jahrzehntelang im Dienst, gilt als Sicherheitsstratege mit klarem Blick. Umso schwerer wiegt seine Diagnose:

„Wir haben die Kontrolle über die humanitäre Lage verloren. Es gibt genug Essen in Gaza – aber fast alles davon landet bei Hamas.“

Damit benennt Ron-Tal ein zentrales Versagen der israelischen Kriegsführung: Die militärische Übermacht verpufft, weil es keine zivile Nachkriegsstrategie gibt. Die IDF kontrolliert das Terrain, aber nicht das tägliche Leben. Hamas hingegen ist kaum noch in der Lage, zu kämpfen – dominiert aber weiterhin die Verteilung von Ressourcen, die Verwaltung von Stadtvierteln und die öffentliche Wahrnehmung.

Ron-Tals Analyse ist brutal: „Militärisch ist Hamas am Boden – zivil beherrscht sie das Feld.“

Ein Krieg ohne Ziel – eine Armee ohne Richtung

Israel befindet sich, so Ron-Tal, in einem Zustand operativer Stagnation. Die Offensive „Gideons Wagen“ habe ihre Ziele erreicht – aber danach? Stillstand.

„Die Armee ist müde. Unsere Reservisten sind erschöpft. Und sie warten – auf politische Entscheidungen.“

Die politische Führung hingegen zögert. Es gibt keine klare Definition, wie ein Endzustand aussehen soll, keine Entscheidung über die Zukunft Gazas, keine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Das Schweigen wiegt schwerer als jede Rakete. Und es bringt die Armee in eine paradoxe Lage: Sie hat gewonnen – aber darf den Sieg nicht nutzen.

Ron-Tal fordert daher, was viele zu denken wagen, aber kaum jemand auszusprechen bereit ist: eine politische und militärische Reorganisation des Gazastreifens. Klare Kontrolle. Klare Zuständigkeiten. Eine Verteidigungslinie innerhalb des Gebiets, gehalten mit begrenzten Kräften – ähnlich dem Vorgehen Israels in Südlibanon.

Keine Angst vor dem Begriff: Besatzung?

Ein zentraler Vorwurf Ron-Tals richtet sich gegen das ideologische Zögern im Umgang mit dem Begriff „Besatzung“. Die Angst, als Besatzer dazustehen, lähme die notwendigen Entscheidungen. Doch er stellt klar:

„Es ist nicht die Armee, die ein Land hat – es ist ein Land, das eine Armee hat. Diese Verwirrung stammt aus Washington. Sehen Sie, wohin sie geführt hat.“

Die Scheu vor einer temporären militärischen Verwaltung des Gazastreifens habe dazu geführt, dass Israel militärisch zwar präsent, aber politisch abwesend ist. Das Ergebnis: ein Vakuum, das die Hamas sofort füllt. Wer keine zivile Verwaltung errichtet, wer keine alternative Führung etabliert, überlässt das Terrain dem Gegner – auch ohne Schusswechsel.

Die wahren Probleme liegen im Inneren

Während die internationale Kritik an Israels Vorgehen unüberhörbar ist, winkt Ron-Tal diese Sorgen beinahe beiläufig ab:

„Wer einen palästinensischen Staat unterstützen will, hat das längst getan.“

Die wirkliche Gefahr, so Ron-Tal, komme nicht von außen – sondern von innen. Es seien politische Kräfte in Israel selbst, die durch Unentschlossenheit und ideologische Scheuklappen die aktuelle Krise verschärfen. Israel sei im Begriff, seinen militärischen Erfolg durch politische Paralyse zu verspielen.

Die Alternative ist Rückzug – und das ist keine

Was also tun? Ron-Tals Vorschlag ist unmissverständlich: eine formelle, operative und administrative Kontrolle über zentrale Gebiete des Gazastreifens – nicht aus Expansionslust, sondern aus sicherheitsstrategischem Realismus. Ein Rückzug sei keine Option. Nicht nach dem 7. Oktober. Nicht nach 1.200 ermordeten Zivilisten. Nicht, solange Hamas auch nur einen Schatten von Einfluss ausübt.

„Hamas darf am Ende dieses Krieges nicht mehr in Gaza sein. Sie ist weder Partner noch Nachbar – sie hat keinen Platz neben uns.“

Mit diesem Satz bringt Ron-Tal das Sicherheitsgefühl der israelischen Öffentlichkeit auf den Punkt. Und gleichzeitig ruft er die Regierung dazu auf, Verantwortung zu übernehmen: Wer Krieg führt, muss auch das Danach planen.


Autor: Redaktion
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Samstag, 02 August 2025

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