Der Preis der Wahrheit: Yuli Edelstein zahlt für seine Haltung mit dem Verlust der Macht

Der Preis der Wahrheit: Yuli Edelstein zahlt für seine Haltung mit dem Verlust der Macht


In Jerusalem tobt ein Machtkampf um Wehrpflicht, Würde und Wahrheit – und ein prominenter Abgeordneter verliert seinen Posten, weil er sich weigert, das Spiel der Heuchler weiter mitzuspielen.

Der Preis der Wahrheit: Yuli Edelstein zahlt für seine Haltung mit dem Verlust der Macht

Yuli Edelstein hat getan, was in der israelischen Politik selten geworden ist: Er hat Klartext geredet. Gegen die Flucht vor der Wehrpflicht. Gegen die politische Erpressung durch ultraorthodoxe Parteien. Für einen gerechten, einheitlichen Dienst für alle. Nun zahlt er den Preis. Der langjährige Vorsitzende des Auswärtigen und Verteidigungsausschusses soll abgesetzt werden – zugunsten eines linientreuen Gefolgsmannes von Premierminister Netanyahu: Boaz Bismuth.

Am heutigen Montag berät die Knesset in Jerusalem über den Austausch an der Spitze des einflussreichsten Parlamentsausschusses. Die Entscheidung gilt als Formsache. Bereits vor zwei Wochen hatte die Fraktion des Likud Edelstein abgewählt und sich mit 29 zu 4 Stimmen für Bismuth entschieden – ein klares Signal: Kritik an der Wehrpflichtpolitik der Koalition wird nicht mehr toleriert.

Edelsteins Entlassung ist kein Einzelfall – sie ist ein Symptom

Der Anlass: Edelstein hatte öffentlich einen Entwurf zum sogenannten Wehrpflichtgesetz vorgelegt, der mit den Wünschen der Koalitionsmehrheit kaum vereinbar war. Er forderte klar definierte Dienstwege für Ultraorthodoxe, verbindliche Quoten, echte Sanktionen bei Verweigerung und die Abschaffung der systematischen Ausnahmeregelungen. Sein Modell zielte darauf ab, den Wert der gemeinsamen Verantwortung wiederherzustellen. Doch genau das will die Regierung nicht hören – schon gar nicht, wenn mitten im Krieg die Ultraorthodoxen weiterhin in den Jeschiwot bleiben, während andere ihre Söhne zu Grabe tragen.

Nun wird Bismuth installiert – ein früherer Journalist, der sich vor allem als loyaler Netzwerker und Sprachrohr der Regierung hervorgetan hat. Seine Aufgabe ist klar: das umstrittene Gesetz möglichst geräuschlos durchzuwinken. Doch die Kritik reißt nicht ab. Selbst innerhalb der Knesset formiert sich Widerstand. Die Rechtsberaterin des Parlaments, Sagit Afik, veröffentlichte eine dramatische Stellungnahme, in der sie fordert, das Gesetz müsse „unabhängig von Regierungsinteressen“ diskutiert werden. Sie warnt eindringlich davor, den Gesetzgebungsprozess zu einem parteipolitischen Werkzeug zu machen – ein seltener und mutiger Eingriff.

Familien von Geiseln fordern Verantwortung statt Rituale

Parallel zur Debatte wurde im Ausschuss ein Video gezeigt, das zwei von der Hamas verschleppte Geiseln zeigt: Rom Breslavsky und Evyatar David. Ihr Schicksal hängt in der Schwebe – und ihr Leid wird zunehmend zum moralischen Prüfstein der Regierungspolitik. Adams, ein Cousin von Rom, richtete sich direkt an die Abgeordneten: „Ich habe erwartet, dass unser Premierminister handelt wie ein Anführer. Dass er keine Hilfslieferungen zulässt, die der Hamas Treibstoff für Raketen liefern. Und dass er keine palästinensische Staatlichkeit ermöglicht.“

Auch Angehörige anderer Geiseln nahmen an der Sitzung teil. Vicky und Yotam Cohen – Mutter und Bruder des entführten Soldaten Nimrod – sowie Anat und Ofir Angrest – Angehörige von Matan Angrest – gaben erschütternde Einblicke. Ofir präsentierte zum ersten Mal seinen eigenen Einberufungsbefehl – während sein Bruder noch immer in Gaza gefangen ist. Die Diskrepanz zwischen Pflicht und Ausnahme war selten greifbarer.

Opposition spricht von „Schande“ und „Verhöhnung der Kämpfenden“

Die Opposition reagierte wütend auf den geplanten Wechsel an der Ausschussspitze. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es: „Dies ist eine Ohrfeige für jeden, der dient. Die Kommission, die über Israels Sicherheit wacht, wird künftig zur Institution der Verweigerung.“ Man sei dabei, den Grundkonsens der israelischen Gesellschaft zu zerschlagen – und das zu einem Zeitpunkt, an dem das Land einen so hohen Preis für seine Verteidigung zahlt.

Dass Yuli Edelstein nun ausgerechnet in diesem Moment entmachtet wird, ist ein fatales Signal. Nicht nur an jene, die in Uniform stehen. Sondern auch an jeden Bürger, der sich fragt, ob Aufrichtigkeit und Prinzipien in Israels Politik überhaupt noch einen Platz haben.

Was bleibt, ist die Frage, wer morgen noch den Mut haben wird, aufzustehen – wenn sogar jemand wie Edelstein fällt.


Autor: Redaktion
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Montag, 04 August 2025

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