Israels Ex-Sicherheitselite ruft Trump zum Eingreifen auf – Ende des Gaza-Kriegs gefordert

Israels Ex-Sicherheitselite ruft Trump zum Eingreifen auf – Ende des Gaza-Kriegs gefordert


Ein ungewöhnlicher Appell an den US-Präsidenten

Israels Ex-Sicherheitselite ruft Trump zum Eingreifen auf – Ende des Gaza-Kriegs gefordert

Drei ehemalige Spitzenvertreter der israelischen Sicherheitsorgane – Ex-Mossad-Chef Tamir Pardo, Ex-Shin-Bet-Direktor Ami Ayalon und der frühere stellvertretende Generalstabschef Matan Vilnai – haben am Sonntag einen Brief an US-Präsident Donald Trump gesendet. Ihre Forderung: Der amtierende Premierminister Benjamin Netanjahu solle durch Druck aus Washington zum sofortigen Ende des Kriegs gegen die Hamas im Gazastreifen bewegt werden.

Der Brief wurde zunächst exklusiv der Jerusalem Post zugespielt. Es ist nicht der erste öffentliche Vorstoß dieser Art, aber angesichts der Zusammensetzung der Unterzeichner sowie der aktuellen diplomatischen und humanitären Lage ein bemerkenswerter.

Hinter dem Appell steht die Organisation Commanders for Israel’s Security (CIS), in der sich mittlerweile über 600 ehemalige hochrangige Vertreter von Armee, Geheimdiensten, Polizei und diplomatischem Dienst zusammengeschlossen haben. Die Gruppe hat sich in den vergangenen Monaten wiederholt zu Wort gemeldet – etwa mit Forderungen nach einem klaren Nachkriegsplan für Gaza oder einem verstärkten Fokus auf die Rückholung der noch in Gaza festgehaltenen Geiseln.

Im aktuellen Brief an Trump heißt es: „Stoppen Sie den Gaza-Krieg! Im Namen der größten israelischen Vereinigung ehemaliger Sicherheitsverantwortlicher appellieren wir an Sie, den Krieg zu beenden. Sie haben es im Libanon getan – es ist Zeit, es auch in Gaza zu tun.“

Der Appell verweist auf Trumps internationale Glaubwürdigkeit bei weiten Teilen der israelischen Bevölkerung und appelliert an seinen Einfluss auf den israelischen Premier: „Ihre Glaubwürdigkeit bei der Mehrheit der Israelis stärkt Ihre Fähigkeit, Premier Netanjahu und seine Regierung in die richtige Richtung zu lenken: Den Krieg beenden, die Geiseln zurückbringen, das Leid stoppen und eine regionale wie internationale Koalition formen, die eine reformierte Palästinensische Autonomiebehörde dabei unterstützt, den Menschen in Gaza eine Alternative zur Hamas zu bieten.“

Beurteilung der Lage: Geiselrückführung vor militärischem Vorgehen

Die ehemaligen Sicherheitsverantwortlichen schreiben weiter: „Die IDF hat die zwei Ziele, die militärisch erreichbar waren – die Zerschlagung der Hamas-Milizen und ihrer Regierungsstrukturen – bereits erreicht. Das dritte Ziel, die Rückkehr aller Geiseln, lässt sich nur durch eine politische Einigung realisieren.“

Die Einschätzung der Gruppe: Hamas stelle keine strategische Bedrohung für Israel mehr dar. Reste terroristischer Strukturen ließen sich mit den vorhandenen militärischen Mitteln kontrollieren. Die Zeit für die Geiseln sei jedoch knapp. Ein militärisches Ausharren biete keine Lösung: „Die Jagd auf die verbleibenden Hamas-Führer kann später stattfinden. Unsere Geiseln können nicht warten.“

Reaktion auf Trumps Kritik – Hunger und internationale Wahrnehmung

Der Brief knüpft an die jüngsten Äußerungen von Präsident Trump an, in denen er Israel dafür kritisierte, eine Hungersnot in Gaza zu verursachen. Israel widerspricht dieser Darstellung und verweist auf die Versorgungslage: Zwar sei die Ernährungssicherheit kritisch, doch eine Massenverhungerung sei bislang nicht nachweisbar.

Die CIS erklärt, die globale Legitimität Israels sei angeschlagen, internationale Sympathien würden zunehmend durch humanitäre Bedenken bestimmt. Dies sei aus Sicht der ehemaligen Militärs ein weiterer Grund, zu einer Verhandlungslösung zu kommen – unter Mitwirkung regionaler Akteure wie Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien, in Koordination mit einer reformierten Palästinensischen Autonomiebehörde.

Vorschlag: Israel soll Hamas Angebot unterbreiten

Der zentrale Vorschlag lautet, dass Israel ein offizielles Angebot zum Kriegsende gegen die vollständige Rückgabe der verbleibenden Geiseln unterbreiten solle. Diese Forderung – ein Ende des Kriegs gegen die Freilassung aller Geiseln – ist seit Monaten die erklärte Position der Hamas. Die Ex-Sicherheitschefs halten es für notwendig, diesen Punkt auf die Probe zu stellen. Nur so lasse sich feststellen, ob Hamas verhandlungsbereit ist oder taktisch spielt.

Zudem würde Israel durch ein derartiges Angebot belegen, „alles Menschenmögliche zur Rettung seiner Bürger unternommen zu haben“ – eine Formulierung, die die juristische und moralische Tragweite einer solchen Entscheidung andeutet.

Politische Hindernisse: Koalition, Opposition, PA-Frage

Der Vorstoß trifft auf eine komplexe innenpolitische Lage: Premier Netanjahu lehnt sowohl eine Kooperation mit der Palästinensischen Autonomiebehörde in Gaza als auch eine Beendigung des Kriegs vor der vollständigen Zerschlagung der Hamas weiterhin ab. Er befürchtet einen Machtverlust innerhalb seiner rechtsgerichteten Koalition.

Die Opposition hat mehrfach signalisiert, notfalls eine Minderheitsregierung zu stützen, sollte Netanjahu eine politische Lösung mit der Hamas akzeptieren. Bisher hat der Premier auch dieses Angebot abgelehnt.

Ausblick: Spielraum für Trump, Unsicherheit über Wirkung

Die Frage, ob Trump in der aktuellen Phase tatsächlich Druck auf Israel ausübt, bleibt offen. In der Vergangenheit hatte CIS wiederholt Einfluss auf US-Entscheidungen unter der Biden-Regierung. Ob dies auch unter Präsident Trump gelingt, ist derzeit unklar.

Die Signale aus Washington zur Lage in Gaza sind gemischt – zwischen strategischer Unterstützung Israels und öffentlicher Kritik an einzelnen Aspekten der Kriegsführung. Wie Trump die Forderungen der israelischen Sicherheitsveteranen bewertet und ob daraus konkrete diplomatische Schritte folgen, ist Gegenstand laufender diplomatischer Beobachtung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=56646275


Montag, 04 August 2025

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