Katars „Hilfe“ für Libanon: Ein Spiel um die Macht von HisbollahKatars „Hilfe“ für Libanon: Ein Spiel um die Macht von Hisbollah
Während Doha großzügige finanzielle Hilfen und Unterstützung für Libanons Armee ankündigt, bleibt die strategische Absicht hinter dem Vorgehen unverkennbar: Hisbollahs militärische Stärke soll unangetastet bleiben – unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe.
Die libanesische Souveränität wird erneut auf die Probe gestellt. Eine hochrangige Delegation aus Katar trifft derzeit in Beirut ein, offiziell um Präsident Michel Aoun, Premierminister Najib Mikati, Außenminister Joseph Aoun und Parlamentspräsident Nabih Berri zu treffen. Die katarische Mission kündigte großzügige finanzielle Hilfen für die libanesische Armee an – ein Schritt, der bereits 2022 und erneut im April 2025 begonnen wurde, als Katar zusätzliche Mittel für Gehälter von Offizieren und die Lieferung von Militärfahrzeugen bereitstellte. Auch Energiefragen, insbesondere Strom- und Wasserversorgung, stehen auf der Agenda, vor dem Hintergrund der chronischen Versorgungskrisen im Libanon.
Auf den ersten Blick erscheint dies wie reine Humanität. Doch der Zeitpunkt und die Art der Treffen sind alles andere als zufällig. Parlamentspräsident Berri gilt als direkter Kontaktmann zu Hisbollah in Fragen des Waffenbesitzes. Die Verknüpfung von humanitärer Hilfe mit politischen Gesprächen über Hisbollahs Waffenarsenal legt nahe, dass Katar strategische Interessen verfolgt. Die bisherige Berichterstattung deutet an, dass die katarische Hilfe dazu verwendet wird, Druck auf die libanesische Regierung auszuüben, nicht auf Hisbollah zuzugehen und eine Entwaffnung der Organisation zu fordern – ein Schritt, der die Macht der schiitischen Miliz langfristig sichert.
Katar hat eine lange Tradition als Vermittler zwischen unterschiedlichen Akteuren im Nahen Osten, einschließlich islamistischer und terroristischer Gruppen. Erfahrungen mit Hamas und Hisbollah zeigen, dass diese Vermittlerrolle oft mit finanzieller Unterstützung einhergeht. Laut US-Außenministerium flossen bereits Gelder über Katar an Hisbollah. Berichten zufolge erhielt die Organisation seit 2017 auch Waffenlieferungen unter humanitären Vorwänden, vermittelt über katarische Stiftungen. Selbst jüngste Besuche katarischer Menschenrechtsvertreter in Beirut, offiziell zur Förderung von Kooperationen im Menschenrechtsbereich, fallen in diesen Kontext.
Die politische Logik ist offensichtlich: Katar präsentiert sich als Garant für Stabilität und Versorgung im Libanon, gleichzeitig bleibt Hisbollah militärisch handlungsfähig. Jede Kritik an diesem Vorgehen wird durch die „humanitäre Maske“ abgeschwächt. Libanon gerät so zwischen finanzieller Abhängigkeit und politischem Zwang, während Israel die wachsende Einflussnahme Katars und die Stärkung einer Organisation, die als Terrorgruppe eingestuft wird, mit Sorge verfolgt.
Diese Strategie zeigt ein wiederkehrendes Muster: Humanitäre Hilfe wird instrumentalisiert, um geopolitische und sicherheitsrelevante Ziele durchzusetzen. Für Israel bedeutet dies, dass Hisbollahs Einfluss nicht nur in Libanon, sondern auch in der gesamten Region weiter gesichert bleibt – unter katarischem Schutzmantel. Die vermeintlich großzügige Unterstützung für Strom, Wasser und Armee ist damit weniger altruistisch, als sie auf den ersten Blick scheint.
Katar versteht es meisterhaft, humanitäre Initiativen mit Machtpolitik zu verbinden. Was als wohlwollende Hilfe erscheint, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als cleveres Manöver, das Hisbollah als regionalen Akteur langfristig stärkt und Libanon in eine Abhängigkeit treibt, die kaum zu durchbrechen ist. Der Schein humanitärer Absichten verdeckt die politische Realität: Stabilität für den Libanon bedeutet in diesem Fall die Fortsetzung der militärischen Stärke einer Organisation, die Israel als existentielle Bedrohung betrachtet.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By U.S. Department of State from United States - Deputy Crown Prince Mohammad Bin Salman bin Abdulaziz Al-Saud Participates in the Counter-ISIL Ministerial Plenary Session, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=64457865
Freitag, 15 August 2025