Die neuen Herren von Damaskus und ihr Krieg gegen Minderheiten

Die neuen Herren von Damaskus und ihr Krieg gegen Minderheiten


Die Islamisten unter Sharaa verwandeln das Land in ein Massakerfeld, und die Minderheiten zahlen den Preis.

Die neuen Herren von Damaskus und ihr Krieg gegen Minderheiten

In Syrien breitet sich ein unheilvoller Kreislauf von Gewalt und Vergeltung aus. Die jüngsten Bilder aus Sweida, die die Ermordung eines freiwilligen Sanitäters in einem Krankenhaus zeigen, sind nur die Spitze eines brutalen Eisbergs. Die Täter gehören den Kräften des Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa an, deren Aufgabe ursprünglich die Deeskalation zwischen kämpfenden Beduinenstämmen und der drusischen Bevölkerung war. Doch statt zu vermitteln, wählten sie den Weg der gezielten Gewalt – aus reiner sektiererischer Loyalität. Über 1.400 Menschen verloren im Juli ihr Leben, viele davon Zivilisten der drusischen Gemeinschaft.

Dies ist nicht die erste Blutspur des neuen Regimes. Bereits im März kam es in der Küstenregion Latakia, dem traditionellen Alawi-Herzen Syriens, zu Massakern, bei denen über 1.000 Menschen getötet wurden. Frauen wurden entführt, Behörden ermitteln nur schleppend. Im April folgten weitere Attacken auf drusische Stadtteile Damaskus’, ausgelöst durch gefälschte Provokationen gegen den Propheten Mohammed. Drei große Wellen sektiererischer Gewalt in nur acht Monaten – und alle durch sunnitische Islamisten verübt, eng verbunden mit der Regierung in Damaskus.

Die Entstehung dieser Gewalt lässt sich nicht allein durch Zufall erklären. Ahmed al-Sharaa, vormals im irakischen Al-Qaida-Zweig aktiv, hat durch taktische Brillanz den Sprung vom Gefängnis in die Präsidentschaft geschafft. Anders als frühere salafistisch-dschihadistische Versuche, wie der kurze ISIS-Kalifat, gelang es Sharaa und seiner Organisation, politische Allianzen zu schmieden und andere sunnitische Milizen in die Strukturen der Macht einzubinden.

Heute umfasst die neue Armee Syriens zahlreiche Kommandeure mit belegtem Hintergrund in Kriegsverbrechen und gezielten Angriffen auf Minderheiten. Namen wie Muhammed al-Jassim und Saif Abu Bakr stehen für diese bewusste Integration. Laut dem Alma-Forschungszentrum sind mindestens 22 hochrangige Militärs aus sunnitisch-dschihadistischen Reihen in leitenden Positionen aktiv – vom Verteidigungsminister über Divisionskommandeure bis hin zu Brigadechefs.

Die Konsequenz ist vorhersehbar: Ein Staat, dessen Sicherheitskräfte auf Sektierertum und Gewalt gegen Nicht-Sunniten gebaut sind, kann keine Sicherheit für die Minderheiten gewährleisten. Wer denkt, dies sei nur ein kurzfristiger Ausrutscher, irrt. Wenn solche Strukturen fortbestehen, wird dies nicht nur lokale Konflikte neu entfachen, sondern langfristig zu einer ethnischen und religiösen Spaltung Syriens führen.

Erste Ansätze für Gegenbewegungen zeichnen sich bereits ab: In Hasakah trafen sich unter Vermittlung des Syrian Democratic Council drusische und alawitische Vertreter. Diese Bemühungen zielen auf Dialog, aber ohne militärische Komponente, erscheinen sie fragil angesichts eines Regimes, das systematisch Sektierertum institutionalisierte.

Syrien steht an einem Scheideweg. Das Land könnte weiterhin unter dem Joch sunnitischer Islamistengewalt leiden, oder es könnte Gegenkräfte mobilisieren, die den Minderheiten Schutz und Stabilität bieten. Die internationale Gemeinschaft, historisch zögerlich bei direkten Interventionen, wird erneut geprüft: Wird sie wegsehen, während der Zyklus von Mord, Entführung und Vertreibung sich wiederholt, oder wird sie handeln, bevor Syrien endgültig in Sektiererschlachten versinkt?


Autor: Redaktion
Bild Quelle: Sharaa


Samstag, 16 August 2025

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