Geheime Paris-Gespräche: Israel und Syrien sondieren Ausweg aus dem Süden

Geheime Paris-Gespräche: Israel und Syrien sondieren Ausweg aus dem Süden


In Paris trafen sich israelische und syrische Vertreter – erstmals seit Jahren – zu vertraulichen Gesprächen über Grenzfragen, den Süden Syriens und den Golan.

Geheime Paris-Gespräche: Israel und Syrien sondieren Ausweg aus dem Süden

In Paris kam es zu einem Treffen, das lange Zeit undenkbar schien: Vertreter Syriens und Israels haben – unter indirekter Aufsicht der USA – Gespräche über die Zukunft Südsyriens und die mögliche Reaktivierung des Abzugsabkommens von 1974 geführt. Das syrische Außenministerium bestätigte die Begegnung offiziell und machte damit sichtbar, was bisher hinter verschlossenen Türen geschah: eine vorsichtige diplomatische Annäherung zweier Erzfeinde, deren Grenzen seit Jahrzehnten von Misstrauen, Gewalt und wechselseitigen Angriffen geprägt sind.

Die Gespräche fanden unter logistischer Unterstützung Frankreichs statt. Washington begnügte sich mit der Rolle eines Beobachters – keine Vermittlung, kein offener Druck, aber deutliches Interesse an einer Deeskalation in einer Region, in der iranische, russische und lokale Kräfte miteinander konkurrieren.

Der Kern der Verhandlungen

Nach Angaben aus Damaskus konzentrierten sich die Diskussionen auf drei Punkte: Erstens die Wiederbelebung des 1974 von den USA vermittelten Waffenstillstands, der eine Pufferzone am Golan etablierte, die jedoch seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs ausgehöhlt ist. Zweitens die akute Lage im Süden, insbesondere in der Provinz Sweida, wo soziale Unruhen und ethnische Spannungen ein explosives Gemisch bilden. Drittens humanitäre und sicherheitsrelevante Themen wie Flüchtlingsfragen und der Drogenhandel über die südliche Grenze – ein Problem, das längst nicht nur Israel, sondern auch Jordanien und die Golfstaaten alarmiert.

Israel schweigt offiziell zu den Pariser Gesprächen. Dass eine Delegation entsandt wurde, deutet jedoch darauf hin, dass Jerusalem die Lage im Süden Syriens nicht mehr ignorieren kann. Zu groß ist die Gefahr, dass iranische Milizen dort dauerhaft Fuß fassen und Israel über die Nordgrenze destabilisieren. Zugleich ist klar: Ein Rückzug vom Golan, den Syrien als zentrales Ziel benennt, ist aus israelischer Sicht politisch ausgeschlossen – nicht zuletzt, weil die Golanhöhen für Israels Sicherheit unverzichtbar sind.

Symbolik oder Kurswechsel?

Syrische Stimmen sprechen von einem Beweis, dass Damaskus diplomatisch nicht isoliert sei. Israel wiederum kann gegenüber Washington das Bild einer verantwortungsbewussten Regionalmacht zeichnen, die nicht nur militärisch reagiert, sondern Gesprächskanäle offenhält. Doch Substanz fehlt. Es gibt weder internationale Garantien noch eine Zusage Israels, seine Luftangriffe in Syrien einzustellen, noch einen Hinweis, dass Damaskus bereit wäre, die iranische Präsenz in seinem Land zu begrenzen.

Viele Beobachter werten das Treffen daher als politisches Manöver. Für Präsident Bashar al-Assad ist es ein Signal an die eigene Bevölkerung, dass er trotz wirtschaftlicher Not und wachsender Proteste im Süden noch in der Lage ist, auf internationaler Bühne mitzuspielen. Für Israel bleibt es ein Testballon: Gespräche ja – aber nur, solange Sicherheit nicht gefährdet wird.

Offene Fragen

Ob aus dieser diplomatischen Geste ein realer Prozess erwächst, hängt von vielen Faktoren ab: von der Rolle der USA, von der Bereitschaft arabischer Staaten, Druck auf Damaskus auszuüben, und von Israels Einschätzung, ob Gespräche Stabilität bringen oder nur iranischen Einfluss verschleiern. Noch ist unklar, ob sich die Pariser Begegnungen zu einem ernsthaften Verhandlungskanal entwickeln oder lediglich ein Strohfeuer bleiben, das bald verlischt.

Eines steht fest: Alle Seiten wollen Eskalation vermeiden – doch keiner ist bereit, die entscheidenden Zugeständnisse zu machen. Das macht das Treffen zwar historisch bemerkenswert, aber politisch vorerst folgenlos.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By U.S. Department of State - https://www.flickr.com/photos/statephotos/54521834040/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=169749427


Donnerstag, 21 August 2025

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