Israel zieht die Reißleine: Beziehungen zu Brasilien abgekühltIsrael zieht die Reißleine: Beziehungen zu Brasilien abgekühlt
Brasiliens Präsident Lula da Silva hat mit seinen Vergleichen Israels mit den Nazis eine Grenze überschritten. Jerusalem reagiert nun offiziell – und stuft die diplomatischen Beziehungen herab.
Israel hat seine diplomatischen Beziehungen zu Brasilien auf ein neues Tief geführt. Der Schritt erfolgte, nachdem Brasília die Ernennung des israelischen Diplomaten Gali Dagan zum Botschafter verweigerte – eine klare politische Botschaft. Offiziell heißt es aus dem Außenministerium in Jerusalem, die jüngste Haltung Brasiliens sei nicht nur kritisch, sondern offen feindselig. Ausschlaggebend war insbesondere der wiederholte Vergleich des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva zwischen Israels Vorgehen in Gaza und den Verbrechen der Nationalsozialisten. Für Israel ist dies nicht nur eine unhaltbare Entgleisung, sondern ein Schlag ins Gesicht der historischen Wahrheit.
Die Entwicklung ist nicht isoliert zu sehen, sondern reiht sich in eine lange Kette von Spannungen ein. Schon im Februar 2024 hatte Lula Israel beschuldigt, in Gaza einen „Genozid“ zu verüben – eine Wortwahl, die international für Empörung sorgte. Damals erklärte Israels Außenminister Katz den Präsidenten zur unerwünschten Person und bestellte den brasilianischen Botschafter demonstrativ in die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ein. Brasília empfand dies als Demütigung und zog seinen Gesandten zurück. Damit war ein diplomatischer Riss entstanden, der nun vertieft wird.
Doch die Konflikte zwischen Lula und Israel reichen weiter zurück. Bereits 2010, während seiner ersten Amtszeit, irritierte Lula die israelische Öffentlichkeit, indem er in Jerusalem eine Ehrung am Grab Theodor Herzls verweigerte. Stattdessen posierte er in Ramallah mit einer Kufiya und ehrte Jassir Arafat, den verstorbenen PLO-Führer. Dieses Bild prägte das Verhältnis nachhaltig: Es zeigte Lula als jemanden, der das Narrativ der Palästinenser über das Selbstverständnis des jüdischen Staates stellt.
Die jetzige Entscheidung Jerusalems hat praktische und symbolische Dimensionen. Praktisch bedeutet sie: keine neue Botschafterbestellung in Brasília. Symbolisch markiert sie eine klare Grenze – Israel lässt sich nicht auf Vergleiche mit den Nazis reduzieren und erwartet von Partnerstaaten einen Mindestmaß an Respekt gegenüber seiner Geschichte und seiner Souveränität.
Gleichzeitig betonte das Außenministerium, man stehe weiterhin in engem Kontakt mit „den zahlreichen Freunden Israels in Brasilien“. Damit soll klar signalisiert werden: Der Bruch richtet sich nicht gegen das brasilianische Volk, sondern gegen einen Präsidenten, der mit seiner Rhetorik alte antisemitische Muster bedient.
Für Brasilien wiederum ist der Schritt heikel. Als aufstrebende Regionalmacht in Lateinamerika versucht das Land, eine Rolle als Mittler im Nahostkonflikt einzunehmen – doch die jüngsten Ausfälle Lulas haben diese Ambitionen weitgehend diskreditiert. In Israel bleibt der Eindruck zurück, dass Lula nicht vermitteln, sondern Partei ergreifen will – und zwar auf eine Weise, die Erinnerungen an die dunkelsten Kapitel der jüdischen Geschichte missbraucht.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Palácio do Planalto from Brasilia, Brasil - Foto Oficial do Presidente da República, Luiz Inácio Lula da Silva, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=129117223
Dienstag, 26 August 2025