Trumps Vision für Gaza: Vom Schlachtfeld zur Luxus-Riviera

Trumps Vision für Gaza: Vom Schlachtfeld zur Luxus-Riviera


Ein internes Papier der US-Regierung entwirft eine Zukunft für den Gazastreifen, die zwischen radikaler Vertreibung und visionärem Aufbau schwankt. Hinter den wohlklingenden Schlagworten steht ein Projekt, das die Region dauerhaft verändern könnte – und ebenso viele Fragen aufwirft.

Trumps Vision für Gaza: Vom Schlachtfeld zur Luxus-Riviera

Der „Gaza Reconstitution, Economic Acceleration and Transformation Trust“ – kurz GREAT – ist der Name eines 38-seitigen Plans, den die Washington Post dieser Tage öffentlich machte. Er trägt die Handschrift von Beratern, die Donald Trump seit Jahren begleiten. Das Projekt sieht vor, Gaza für zehn Jahre unter US-Treuhandschaft zu stellen. Ziel sei, das Gebiet in ein Zentrum für Tourismus, High-Tech-Fertigung und digitale Innovationen zu verwandeln – eine „Riviera des Nahen Ostens“, wie Trump selbst es beschrieb.

Doch hinter dieser Hochglanz-Vision steht eine Realität, die Millionen Menschen betrifft. Seit dem 7. Oktober 2023, dem Tag des schlimmsten Massakers an Juden seit der Shoa, führt Israel Krieg gegen die Hamas. Die Terrororganisation, die den Gazastreifen seit 2007 kontrolliert, hat ihre eigene Bevölkerung in Geiselhaft genommen. Der Wiederaufbau wird nicht nur eine technische, sondern vor allem eine politische und moralische Frage.

Trump, inzwischen wieder Präsident der Vereinigten Staaten, will nach eigenen Worten einen „humanitären Neustart“. Kernstück seines Plans: Die Bevölkerung Gazas soll während des Umbaus „vorübergehend umgesiedelt“ werden – entweder freiwillig in andere Länder oder in „gesicherte Zonen“ innerhalb des Küstenstreifens. Jeder, der dauerhaft gehen will, soll eine Abfindung von 5.000 Dollar, vier Jahre Mietzuschuss und ein Jahr Lebensmittel erhalten. Für Grundbesitz gibt es sogenannte „digitale Tokens“: Wer sein Land abtritt, kann die Token entweder gegen Bargeld, eine Wohnung oder die Finanzierung eines Neuanfangs eintauschen.

Die Sprache des Plans erinnert an Business-Konzepte aus der Welt von Beratungsfirmen. Kein Zufall: Die Finanzarchitektur stammt von der Boston Consulting Group. Für Trump soll daraus eine Erfolgsgeschichte werden – ökonomisch, politisch, geschichtlich. Doch Kritiker sehen darin nicht nur eine technokratische Utopie, sondern ein gefährliches Spiel. Die Vereinten Nationen hatten schon frühere Pläne, die auf großflächiger Umsiedlung beruhten, als „ethnische Säuberung“ bezeichnet. Auch jetzt bleibt die Frage: Ist das ein Weg zum Frieden oder ein Versuch, ein ungeliebtes Problem einfach wegzuschieben?

Für Israel bedeutet dieser Vorschlag zweierlei. Einerseits könnte ein entmilitarisierter, international verwalteter Gazastreifen eine historische Chance sein, die Gefahr der Hamas endgültig zu bannen. Andererseits bleibt der Verdacht, dass es hier weniger um Sicherheit geht, sondern um ein Prestigeprojekt Trumps. Eine künstlich geschaffene Luxuszone am Mittelmeer, während die Opfer des Hamas-Krieges noch um ihre Toten trauern – das wirkt auf viele Israelis wie ein Zynismus.

Die eigentliche Grundfrage bleibt unbeantwortet: Wer soll Gaza nach dem Krieg wirklich regieren? Ohne ein klares Sicherheitskonzept wird auch die schönste „Riviera“ nicht mehr sein als ein Traum auf Papier. Trumps Plan liefert Bilder von Sandstränden und High-Tech-Fabriken, aber keine Antwort auf die Realität des Terrors. Dass er den Gazastreifen schlicht als „Bauland“ für eine amerikanische Vision betrachtet, zeigt die Kälte eines Projekts, das auf die Sprache von Märkten und Investoren reduziert ist.

Ob dieser Plan jemals umgesetzt wird, ist ungewiss. Doch eines ist sicher: Er offenbart, wie weit die Kluft zwischen der amerikanischen Vorstellung von „humanitärer Transformation“ und den alltäglichen Schrecken des Nahost-Konflikts ist. Während Israel im Krieg gegen die Hamas um seine Sicherheit kämpft, entwerfen Strategen in Washington bereits die „digitale Zukunft“ einer Region, deren Gegenwart noch von Blut und Trümmern geprägt ist.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Montag, 01 September 2025

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