Hisbollahs Waffen bleiben: Libanon opfert Staatlichkeit, um Bürgerkrieg zu vermeidenHisbollahs Waffen bleiben: Libanon opfert Staatlichkeit, um Bürgerkrieg zu vermeiden
Die libanesische Regierung gibt dem Druck der Hisbollah nach – und begräbt jede Hoffnung auf ein souveränes Land. Offiziell heißt es, man wolle einen Bürgerkrieg verhindern. In Wahrheit kapituliert Beirut vor einer Miliz, die längst ein Staat im Staat ist.
Seit dem Ende des jüngsten Krieges zwischen Israel und der Hisbollah ringt der Libanon mit einer Frage, die über seine Zukunft entscheidet: Soll die Terrororganisation entwaffnet werden, wie es Beschlüsse der Vereinten Nationen und der eigenen Regierung verlangen, oder darf sie weiter ungebremst schalten und walten? Die Antwort ist gefallen – und sie zeigt, wie tief das Land im Würgegriff Teherans steckt.
Der ehemalige Berater von Yitzhak Rabin, Jacques Neriah, brachte es nüchtern auf den Punkt: „Die Waffen der Hisbollah sind sakrosankt. Sie werden nicht verschwinden.“ Jede ernsthafte Entwaffnung würde, so seine Einschätzung, den Libanon direkt in einen neuen Bürgerkrieg treiben. Das klingt wie eine nüchterne Warnung, ist aber faktisch die Absage an jede staatliche Autorität.
Ein Staat knickt vor einer Miliz
Die Schiitenbewegung Amal, geführt von Parlamentspräsident Nabih Berri, hat sich längst auf die Seite der Hisbollah geschlagen. Offiziell fordert Berri einen „nationalen Dialog“ über eine gemeinsame Verteidigungsstrategie. Übersetzt heißt das: Israel müsse erst vollständig aus libanesischem Territorium abziehen, bevor überhaupt über Entwaffnung gesprochen werde. Die Forderung ist altbekannt – und sie verschiebt das Problem in eine unendliche Zukunft.
Das bedeutet praktisch: Zwei schiitische Bewegungen diktieren, was Präsident Joseph Aoun und Premier Nawaf Salam tun dürfen. Der Staat, der die Waffen monopolisieren müsste, ist zum Statisten degradiert. Dass selbst der stellvertretende Premier Tarek Mitri inzwischen für ein Nachgeben plädiert, zeigt, wie wenig Widerstand es im Inneren noch gibt.
Kapitulation vor Teheran
Es geht nicht nur um die Hisbollah als libanesische Bewegung. Es geht um den verlängerten Arm des Iran. Jede Waffe, die in den Lagern der Miliz bleibt, ist Teil von Teherans regionaler Strategie gegen Israel. Wer im Libanon die Entwaffnung blockiert, entscheidet nicht souverän – er folgt Befehlen aus Teheran.
Die USA, die in den letzten Monaten stärker Druck auf Beirut ausübten, wirken inzwischen isoliert. Besuche amerikanischer Gesandter wurden von Protesten blockiert, antiwestliche Parolen prägen die Straßen. Washington fordert, die Entwaffnung notfalls mit Gewalt durchzusetzen. Doch der Libanon will weder den Zorn der Hisbollah noch einen offenen Bruch mit dem Iran riskieren.
Bürgerkrieg oder Selbstaufgabe?
Die Regierung steht vor einer absurden Wahl: entweder den Staat retten und das Risiko einer Eskalation eingehen – oder den Staat aufgeben und einen fragilen Frieden kaufen. Sie entscheidet sich für Letzteres. Das ist kein Kompromiss, sondern Kapitulation.
Die Lehre aus dieser Entwicklung ist bitter: Der Libanon zeigt, wie schnell ein Land seine Souveränität verlieren kann, wenn Terrororganisationen ungehindert wachsen. Wer die Waffen der Hisbollah duldet, duldet zugleich das Ende des libanesischen Staates. Israel weiß das – und wird in seinen Sicherheitsstrategien kaum auf die Schwäche Beiruts bauen.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Wo Terrorgruppen stärker sind als Regierungen, gibt es keinen Frieden, sondern nur ein aufgeschobenes Desaster.
Autor: Redaktion
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Montag, 01 September 2025