„Ihr bereitet den Boden für den Mord an unseren Geiseln“ – verzweifelte Familien appellieren an Israels Regierung„Ihr bereitet den Boden für den Mord an unseren Geiseln“ – verzweifelte Familien appellieren an Israels Regierung
Am 700. Tag des Krieges warnen Angehörige der Geiseln: Die Ausweitung der Kämpfe in Gaza könnte ihre Liebsten das Leben kosten. Die Worte sind ein Schrei – gegen Zynismus, gegen Hinhaltetaktik, gegen eine Politik, die Menschenleben kalkuliert.
Am 700. Tag seit dem Massaker vom 7. Oktober und der anschließenden Geiselnahmen durch die Hamas war der Platz der Geiseln erneut voller Stimmen, die nicht schweigen wollen. Es sind Überlebende, Angehörige, Mütter, Väter, Geschwister – Menschen, deren Leben seit fast zwei Jahren zwischen Hoffnung und Verzweiflung gefangen ist. Ihre Botschaft an die Regierung ist eindeutig: Hört auf, Begriffe wie „Belagerung“, „Eroberung“ oder „Flachmachen“ zu benutzen, solange israelische Geiseln noch in den Kellern Gazas festgehalten werden. Jede Ausweitung der Kämpfe sei gleichbedeutend mit einem Todesurteil.
Lishi Miran-Lavi, deren Mann Omri weiterhin von der Hamas verschleppt wird, sprach von einer „Vorbereitung auf das zweite Geiselmassaker“: „Offizielle Stellen haben uns angerufen. Ich darf keine Details nennen, aber ich weiß, was uns gesagt wurde: Die Regierung schafft die Bedingungen, damit die Geiseln sterben. Das ist keine Angst, das ist eine Warnung von ganz oben.“
Auch Liran Berman, dessen Geschwister Gali und Ziv noch in Gaza sind, wurde konkret: „Vor einem Jahr haben wir die Nachricht vom Mord an sechs Geiseln in Rafah erhalten. Stellt euch vor, dass wir nächste Woche wieder so eine Botschaft hören. Das ist kein theoretischer Albtraum, das ist eine reale Gefahr.“
Besonders eindringlich wandte sich Doron Steinbrecher, selbst Überlebende aus der Gefangenschaft, an die Entscheidungsträger: „Euch erscheinen Worte wie ‚Belagerung‘ oder ‚Eroberung‘ vielleicht wie strategische Lösungen. Für uns sind sie Warnsignale für akute Lebensgefahr. Hört auf mit den Sprachspielen, hört auf mit den Manövern. Handelt – und zwar für das Leben.“
Die Angehörigen forderten, den wöchentlichen Schabbat-Tisch in einen Verhandlungstisch zu verwandeln – und dort sitzen zu bleiben, bis ein Abkommen zur Rückkehr aller Geiseln steht. „Jeder Tag ist entscheidend, jede Stunde kann das Leben retten oder vernichten“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Ilan Gilboa, Vater des verschleppten Guy Gilboa-Dalal, sprach nach der Veröffentlichung des neuen Hamas-Videos: „Das ist nicht mehr der Guy, den wir kennen. Er sieht abgemagert aus, gebrochen. Er fleht um seine Rückkehr. Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kinder als Druckmittel enden, bis auch ihre letzte Hoffnung ausgelöscht ist.“
Diese Stimmen sind mehr als persönliche Bitten. Sie sind eine moralische Anklage gegen eine Regierung, die sich in Begriffen verliert, während die Hamas weiter Menschen wie Ware hortet. Sie sind ein Spiegel für eine Gesellschaft, die Gefahr läuft, Geiseln als „strategisches Problem“ zu behandeln, statt als Söhne, Töchter, Brüder und Schwestern.
Israels Stärke war nie allein die militärische Kraft, sondern auch die unerschütterliche Verpflichtung zu seinen Bürgern – jedem einzelnen. Wer das vergisst, verrät nicht nur die Familien der Geiseln, sondern auch die Werte, auf denen dieser Staat gegründet wurde.
Autor: Redaktion
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Freitag, 05 September 2025