Die neuen digitalen Fronten: Haben die Huthi das Internet am Roten Meer gekappt?Die neuen digitalen Fronten: Haben die Huthi das Internet am Roten Meer gekappt?
Im Roten Meer wurden erneut Unterseekabel beschädigt, die große Teile des Internets in Asien und im Nahen Osten lahmlegten. Hinter dem Verdacht steht einmal mehr die jemenitische Terrorgruppe der Huthi.
Am Wochenende kam es in mehreren Staaten des Nahen Ostens und Südasiens zu massiven Störungen im Internet. In den Vereinigten Arabischen Emiraten, in Indien und in Pakistan klagten Millionen von Nutzerinnen und Nutzern über Verbindungsprobleme und drastisch verlangsamte Übertragungsraten. Der Grund: mehrere Unterseekabel im Roten Meer wurden beschädigt. Noch ist unklar, ob es sich um gezielte Angriffe handelt oder um einen Unfall – doch der Verdacht richtet sich sofort gegen die Huthi-Miliz im Jemen, die seit fast zwei Jahren mit Drohnen, Raketen und Attacken auf Handelsschiffe den internationalen Seeweg terrorisiert.
Diese Kabel sind das Nervensystem der globalisierten Welt. Sie transportieren über 95 Prozent des internationalen Datenverkehrs, von Videokonferenzen bis hin zu Banktransaktionen. Wenn eine solche Leitung durchtrennt wird, muss der Verkehr umgeleitet werden – ein Prozess, der Engpässe schafft und ganze Regionen digital ins Abseits drängen kann. „Wir sehen eine Serie von Kabelunterbrechungen im Roten Meer, die Internetverbindungen in vielen Ländern beeinträchtigen“, erklärte die unabhängige Organisation NetBlocks, die den globalen Datenfluss überwacht.
Besonders betroffen sind Cloud-Dienste. Microsoft informierte seine Kunden im Nahen Osten über erhebliche Verzögerungen beim Datentransfer, da zentrale Leitungen im Roten Meer ausfielen. Ein Teil des Verkehrs konnte über alternative Routen umgeleitet werden, doch das reicht nicht aus, um die Ausfälle vollständig aufzufangen. Für Unternehmen in Dubai, Bangalore oder Karachi bedeutet das: Verzögerungen in der Kommunikation, stockende Finanztransaktionen, lahmgelegte Lieferketten.
Der Vorfall fällt nicht zufällig in eine Zeit, in der die Huthi den internationalen Schiffsverkehr am Roten Meer mit systematischen Angriffen destabilisieren. Mehr als hundert Attacken auf Handelsschiffe haben sie seit Ende 2023 verübt, vier Schiffe versenkt, mindestens acht Seeleute getötet. Schon Anfang 2024 warnte die international anerkannte jemenitische Regierung, die Huthi könnten ihre Angriffe bald auf die Unterseekabel ausweiten. Damals wurden drei Kabel beschädigt – die Rebellen stritten alles ab. Heute jedoch verdichten sich die Hinweise, dass sie den nächsten Schritt gewagt haben: den Griff nach der digitalen Schlagader.
Die politische Botschaft ist klar: Die Huthi wollen Israel unter Druck setzen, indem sie internationale Kommunikations- und Handelswege stören. Doch in Wahrheit treffen sie Millionen unbeteiligter Menschen von Pakistan bis zu den Emiraten. Das Muster ist bekannt: Terror als Hebel, um die Welt zum Schweigen zu bringen.
Der Angriff auf die Kabel – ob nun direkt von den Huthi ausgeführt oder von ihnen inspiriert – zeigt, wie fragil die globale Infrastruktur ist. Während Armeen Schiffe schützen und Flugabwehrsysteme Raketen abfangen, bleibt die digitale Lebensader der Menschheit nahezu ungeschützt. Jedes Kabel kann mit Sprengstoff oder Anker beschädigt werden, jedes Signal kann blockiert werden.
Die Frage ist, wie lange die Welt dabei zusieht, dass eine Miliz aus Sanaa nicht nur Schifffahrtswege, sondern jetzt auch die Datenautobahnen der Welt bedroht. Denn wenn das Internet zur Waffe wird, dann rückt ein Krieg in eine Dimension vor, die alle betrifft – ob in Jerusalem, Neu-Delhi oder Dubai.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Abdullah Sarhan - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38376787
Sonntag, 07 September 2025