„Hamas hat uns das Leben zerstört“ – Gazas Lastwagenfahrer berichten vom Missbrauch humanitärer Hilfe„Hamas hat uns das Leben zerstört“ – Gazas Lastwagenfahrer berichten vom Missbrauch humanitärer Hilfe
Während internationale Organisationen täglich die Einfuhr hunderter Lastwagen nach Gaza feiern, zeichnen die Männer am Steuer ein ganz anderes Bild. Am Übergang Kerem Schalom berichten Fahrer von Diebstahl, Schikanen und einem Schwarzmarkt, der durch Hamas genährt wird. Sie sprechen über ein Leben zwischen Hoffnung und Verzweiflung – und über ihre bittere Erkenntnis, wer für ihr Leid verantwortlich ist.
Am Grenzübergang Kerem Schalom herrscht geschäftiges Treiben. Reihenweise Lastwagen passieren das Tor, beladen mit Lebensmitteln, medizinischem Material und Hilfsgütern aller Art. Auf dem Papier wirkt die Bilanz beeindruckend: seit Mai mehr als elftausend Hilfstransporte mit unzähligen Tonnen an Grundversorgung. Doch wenn man die Fahrer selbst anspricht, weicht das Bild der offiziellen Statistiken einer erschütternden Realität. Sie berichten von einer systematischen Umleitung der Hilfsgüter, vom Abzweigen durch bewaffnete Gruppen – allen voran Hamas – und von einem Schwarzmarkt, der die ohnehin schon verzweifelte Bevölkerung noch stärker ausblutet.
Einer der Fahrer, nennen wir ihn Samer, will seinen richtigen Namen nicht veröffentlicht sehen. „Die Menschen draußen hören, dass tonnenweise Hilfe nach Gaza kommt, und denken, die Lage müsste sich bessern. Aber das stimmt nicht. Ein Großteil verschwindet unterwegs. Hamas nimmt, was sie will. Wir sehen es mit eigenen Augen – und sind selbst machtlos.“ Während er spricht, wirkt er angespannt, wirft immer wieder Blicke über die Schulter. Die Angst, offen zu reden, begleitet ihn ständig.
Auch Khaled, ein anderer Fahrer, bestätigt diese Eindrücke. Früher arbeitete er als Koch in Jaffa, er kennt das Leben in Israel. Heute sitzt er hinter dem Steuer eines Lastwagens, der Hilfsgüter nach Gaza bringt – und muss zusehen, wie die Ladungen in den Händen bewaffneter Männer verschwinden. „Früher lebten wir wie im Honig, heute sind wir in den Zwiebeln“, sagt er bitter. „Alles ist weg. Kartoffeln, Tomaten, Hühner – nichts kommt mehr zu den Menschen. Auf dem Schwarzmarkt kostet ein Kilo Gemüse ein Vermögen. Und jeder weiß, wer daran verdient.“
Tatsächlich berichten mehrere Fahrer unabhängig voneinander von identischen Preisen: 100 Schekel für Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln, Tomaten oder Geflügel – ein Preisniveau, das für viele Familien unerreichbar ist. Umgerechnet sind das etwa 25 Euro pro Kilo, Summen, die den Hunger in der Bevölkerung erklären. Der Schwarzmarkt ist nicht nur ein Nebeneffekt, er ist zu einem Herrschaftsinstrument geworden. Wer zahlt, bekommt; wer nicht kann, geht leer aus.
Mohammed, ein dritter Fahrer, bringt es auf den Punkt: „Wir leben wie im Exil, gefangen in der eigenen Stadt. Hamas hat unser Leben zerstört. Sie haben uns um alles gebracht. Wir wollen Frieden, wir wollen Normalität. Israel ist besser als alle anderen – das sage ich aus tiefstem Herzen.“ Es sind Worte, die man in westlichen Medien selten hört. Doch am Übergang Kerem Schalom, dort, wo die Lastwagenfahrer zwischen beiden Welten pendeln, bricht sich diese Sicht ihren Weg.
Bemerkenswert ist auch, wie direkt viele Fahrer die Schuldfrage beantworten. Immer wieder fällt derselbe Satz: „Hamas ist schuld.“ Einer von ihnen sagt offen: „Das sind keine Kämpfer, keine Gläubigen. Sie wollen keine Religion, nur Waffen und Macht.“ Diese Klarheit überrascht, zeigt aber zugleich, wie weit die Distanz zwischen der Bevölkerung und den Machthabern inzwischen gewachsen ist. Während Hamas von „Widerstand“ spricht, sehen die eigenen Leute zerstörte Häuser, Hunger und einen Schwarzmarkt, der ihnen jede Hoffnung raubt.
Israel selbst wird in diesen Gesprächen auffallend anders bewertet, als es die öffentliche Wahrnehmung oft glauben macht. Mehrere Fahrer schildern, dass sie unter israelischer Verwaltung Arbeit und Einkommen hatten, dass sie friedlich mit Israelis lebten und nun umso deutlicher den Unterschied erkennen. „Wenn Israel käme und Gaza übernehmen würde – wir würden in Ruhe leben. Wir zahlen jetzt den Preis für die Fehler anderer“, sagt einer von ihnen, während er mit leerem Blick in die staubige Ferne schaut.
Das Bild, das hier entsteht, ist nicht das eines heroischen Widerstands, sondern das einer Bevölkerung, die sich von Hamas verraten fühlt. Während draußen internationale Konvois gefeiert werden, verlieren die Menschen drinnen den Glauben an Hilfe. Der Lastwagen bringt zwar die Waren hinein, doch die Hoffnung bleibt draußen stehen.
Die Stimmen der Fahrer sind keine politischen Programme, sie sind Lebensberichte. Sie machen deutlich, dass zwischen der offiziellen Erzählung von „humanitärer Hilfe“ und der Realität in Gaza eine tiefe Kluft liegt. Und sie zeigen, wie sehr Hamas seine eigene Bevölkerung missbraucht – während Israel trotz aller Angriffe weiter Lieferungen ermöglicht.
Wer ihnen zuhört, versteht, dass die Wahrheit oft dort liegt, wo sie am wenigsten gesucht wird: bei den einfachen Menschen, die Tag für Tag den Preis zahlen. Ihre Botschaft ist klar – und sie richtet sich nicht gegen Israel, sondern gegen diejenigen, die in Gaza die Macht ausüben.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Montag, 08 September 2025