Israel ruft Zivilisten in Gaza zur Flucht auf – Hamas versucht, sie festzuhaltenIsrael ruft Zivilisten in Gaza zur Flucht auf – Hamas versucht, sie festzuhalten
Mit Flugblättern, SMS und Telefonanrufen warnt die israelische Armee vor einer unmittelbar bevorstehenden Bodenoffensive in Gaza. Während Israel Zivilisten schützen will, verhindert die Hamas gezielt ihre Evakuierung.
Die israelische Armee hat am Mittwoch eine massive Evakuierungswarnung an die Bevölkerung von Gaza-Stadt ausgegeben. Über Flugblätter, Textnachrichten, Telefonate und sogar Lautsprecheraufnahmen forderte die IDF die Menschen auf, das Gebiet umgehend zu verlassen. Der Schritt gilt als klares Signal, dass eine großangelegte Bodenoffensive unmittelbar bevorsteht.
Verantwortlich für die Aktion ist die Spezialeinheit 504, ein Nachrichtendienst der IDF, der über besondere Sprach- und Kulturkenntnisse verfügt. Ihr Auftrag: die Bevölkerung möglichst direkt und unmissverständlich zur Flucht aufzufordern, um zivile Opfer zu verhindern. Bereits 2023 hatte die IDF vor Offensiven Millionen solcher Warnungen verbreitet. Damals zeigten die Menschen rasch Reaktion, weil sie gesehen hatten, wie ernst die Hinweise gemeint waren.
Doch diesmal ist die Lage komplizierter. Von den rund einer Million Bewohnern in Gaza-Stadt haben bislang nur etwa 100.000 ihre Häuser verlassen. Viele bleiben zurück – nicht zuletzt, weil die Hamas sie am Verlassen hindert. Israelische Sicherheitskreise berichten seit Beginn des Krieges, dass die Terrororganisation Straßen blockiert, Menschen einschüchtert oder sie schlicht nicht aus den Stadtteilen herauslässt. Hamas verfolgt damit ein klares Kalkül: Zivilisten sollen als Schutzschilde missbraucht werden, um die eigene militärische Infrastruktur zu sichern.
Militärstrategen verweisen darauf, dass Israel für die bevorstehende Operation bis zu fünf Divisionen einsetzen könnte – eine ähnliche Größenordnung wie im Herbst 2023, als der Norden des Gazastreifens unter Kontrolle gebracht wurde. Damals kämpften etwa 10.000 Hamas-Terroristen mit aller Härte; mehr als die Hälfte wurde innerhalb weniger Wochen ausgeschaltet. Seither hat Hamas ihre Taktik verändert: Statt großer Schlachten setzt sie auf Guerillakrieg mit kleinen Terrorzellen, die Anschläge aus dem Hinterhalt verüben.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat erklärt, die Einnahme von Gaza-Stadt sei entscheidend, um die Hamas zur Freilassung der verbliebenen Geiseln zu bewegen und ihre militärische Kraft endgültig zu brechen. In der Armeeführung wird das differenzierter gesehen: Zwar könne ein Vorstoß Hamas erheblich schwächen, doch der Preis sei hoch. Tote unter den eigenen Soldaten, mögliche Opfer unter den Geiseln sowie ein massiver Anstieg ziviler Notlagen könnten Israels Position international erschweren.
Auch israelische Hilfsorganisationen zeigen sich besorgt. Das „Gaza Humanitarian Forum“ warnte am Dienstag, eine Massenvertreibung unter Bedingungen von Hunger, Krankheit und Überfüllung könne schwerwiegende Folgen für die Zivilbevölkerung haben. Dennoch betonen israelische Stimmen: Die Verantwortung dafür trägt nicht die IDF, die frühzeitig warnt, sondern Hamas, die den Menschen den Ausweg verweigert.
Berichte aus Gaza widersprechen sich. Einerseits wird von einem Anstieg der Evakuierungen berichtet, andererseits von großen Menschenmengen, die weiterhin in der Stadt ausharren – ob aus Angst, Zwang oder Hoffnung, die Offensive könnte abgewendet werden.
Eines bleibt jedoch klar: Israel versucht, durch massive Warnungen das Leben von Zivilisten zu schützen. Hamas hingegen setzt alles daran, die eigene Bevölkerung als Waffe einzusetzen – ein Vorgehen, das den Charakter dieser Terrororganisation unverkennbar offenlegt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF
Mittwoch, 10 September 2025