Doha bereitet sich auf „Notfallgipfel“ vor – Solidarität mit Katar oder Eskalation gegen Israel?

Doha bereitet sich auf „Notfallgipfel“ vor – Solidarität mit Katar oder Eskalation gegen Israel?


Nach dem gescheiterten israelischen Angriff auf Hamas-Führer in Doha inszeniert Katar eine islamisch-arabische Solidaritätsfront. Hinter verschlossenen Türen wird über Boykotte, Sanktionen und diplomatische Schritte beraten – mit dem klaren Ziel: Israel zu isolieren.

Doha bereitet sich auf „Notfallgipfel“ vor – Solidarität mit Katar oder Eskalation gegen Israel?

Die arabische und islamische Welt richtet heute ihre Blicke auf Doha. Unter massivem internationalen Interesse verhandeln Diplomaten hinter den Kulissen an einem Resolutionsentwurf, der morgen auf einem „Notfallgipfel“ der arabischen und islamischen Staaten präsentiert werden soll. Auslöser ist die israelische Attacke auf Hamas-Führer im Herzen der katarischen Hauptstadt.

Die Botschaft des Gipfels ist offensichtlich: Katar will sich nicht allein angegriffen fühlen, sondern die gesamte arabisch-islamische Welt auf seine Seite ziehen. „Das Treffen soll ein Symbol der Geschlossenheit sein und den Staaten eine gemeinsame Stimme geben“, so ein arabischer Diplomat. Doch hinter dem diplomatischen Vokabular stehen konkrete Pläne, die weitreichende Folgen für Israel haben könnten.

Welche Maßnahmen liegen auf dem Tisch?

Nach katarischen Medienberichten stehen verschiedene Optionen zur Debatte:

  • Ein kollektiver, klarer Beschluss zur Verurteilung Israels, mit der Darstellung des Angriffs als „gefährlichen Präzedenzfall, der die Souveränität arabischer und islamischer Staaten verletzt“.

  • Ein koordinierter diplomatischer Vorstoß in der UNO, im Sicherheitsrat und in internationalen Organisationen, um Israel offiziell die Verantwortung für die Eskalation zuzuschieben.

  • Wirtschaftliche und mediale Maßnahmen – bis hin zu Boykotten – um Israel einen „Preis für seine Aggression“ zahlen zu lassen.

  • Einheit demonstrieren: Trotz tiefer Gräben zwischen arabischen Staaten will man zumindest symbolisch zeigen, dass Katar nicht isoliert ist.

Ob daraus am Ende konkrete Sanktionen oder „nur“ eine diplomatische Verurteilung entsteht, hängt davon ab, ob Staaten wie Ägypten und Saudi-Arabien bereit sind, harte Schritte mitzutragen.

Die Rolle Irans – und Katars Kalkül

Iran nutzt die Bühne bereits, um den Druck zu erhöhen. Ali Laridschani, der einflussreiche Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates in Teheran, forderte: „Ein Gipfel voller Reden ohne Konsequenzen ist nichts anderes als eine Einladung, Israel noch einmal anzugreifen.“ Er drängt auf die Einrichtung eines gemeinsamen militärischen Operationsraumes gegen Israel – ein maximalistischer Vorschlag, der die Spannungen weiter verschärfen würde.

Katar selbst will mehr als leere Worte. Jaber al-Harmi, Chefredakteur der regierungsnahen Zeitung al-Sharq, erklärte: „Wenn dieser Gipfel keine praktischen Schritte hervorbringt, ist er bedeutungslos.“ Doha versucht, die Stimmung nach den internationalen Verurteilungen Israels auszunutzen und sieht in diesem „historischen Moment“ eine Chance, Israel nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich unter Druck zu setzen.

Ägyptens Balanceakt

Besonders spannend ist die Rolle Ägyptens. Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat seine Teilnahme zugesagt – ein Signal, wie sehr Kairo bemüht ist, die Fäden in der arabischen Welt nicht vollständig an Katar oder den Iran zu verlieren. Ein ägyptischer Regierungsvertreter sagte gegenüber der Zeitung al-Araby al-Jadeed: „Wir erwarten Beschlüsse, die dem Ausmaß der Aggression gerecht werden und die Würde einer gemeinsamen arabischen Handlung wiederherstellen.“

Gleichzeitig ist Ägypten auf funktionierende Beziehungen zu Israel angewiesen – sei es im Kampf gegen den Terrorismus auf dem Sinai oder bei der Kontrolle der Grenze zu Gaza. Al-Sisis Auftritt in Doha wird damit zum Drahtseilakt: Solidarität mit Katar zeigen, ohne sich vollständig in Katars anti-israelische Agenda einzuspannen.

Symbolpolitik oder Gefahr realer Eskalation?

Noch ist unklar, ob der Gipfel zu greifbaren Maßnahmen führen wird. Klar ist jedoch: Schon die bloße Tatsache, dass Katar und seine Verbündeten eine „arabisch-islamische Front“ ins Leben rufen, ist Teil einer Strategie, Israel international weiter zu isolieren.

Die Gefahr liegt darin, dass aus einem symbolischen Schulterschluss ein handfester wirtschaftlicher oder diplomatischer Boykott erwächst – mit Folgen für die fragile regionale Stabilität. Israel macht seinerseits deutlich: Nicht Katar ist das Opfer, sondern die Bevölkerung Gazas, die von Hamas-Führern aus Doha als menschliches Schutzschild missbraucht wird.

Der Gipfel in Doha ist deshalb weniger ein Versuch, Frieden zu schaffen, als ein Versuch, Israel als Feindbild zu vereinen. Das eigentliche Ziel: die Dämonisierung und weitere internationale Isolierung des jüdischen Staates.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Alex Sergeev (www.asergeev.com) - West Bay from Corniche promenade at morning dusk. Doha, Qatar, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=71064839


Sonntag, 14 September 2025

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