Netanjahu fordert US-Druck auf Ägypten wegen möglicher VertragsbrücheNetanjahu fordert US-Druck auf Ägypten wegen möglicher Vertragsbrüche
Israels Sorge wächst: Ägypten baut im Sinai militärische Strukturen auf, die nach Ansicht Jerusalems den Friedensvertrag verletzen könnten. Ministerpräsident Netanjahu bittet nun die USA um Einmischung – ein diplomatisches Signal, das zeigt, wie brisant die Lage geworden ist.
Benjamin Netanjahu hat die US-Regierung gebeten, Kairo von einer fortschreitenden militärischen Aufrüstung im Sinai abzuhalten. Nach Informationen aus israelischen und amerikanischen Kreisen präsentierte der Premier bei einem Treffen mit US-Außenminister Marco Rubio Belege für Bauprojekte und militärische Maßnahmen, die in Jerusalem als gravierende Vertragsverstöße gewertet werden.
Israelische Geheimdienste haben den Bau unterirdischer Einrichtungen im Sinai registriert, die mutmaßlich der Lagerung von Raketen dienen könnten. Hinzu kommt die Verlängerung von Landebahnen auf ägyptischen Luftwaffenstützpunkten, die den Einsatz von Kampfjets ermöglichen. Offiziell verweigert Kairo nähere Angaben, und auch auf diplomatische Anfragen habe Ägypten bislang keine „plausiblen Erklärungen“ geliefert.
Besonders kritisch sieht Israel die Tatsache, dass in Zonen des Sinai, in denen laut Friedensvertrag nur leicht bewaffnete Polizeieinheiten stationiert sein dürfen, nun schwerere militärische Strukturen entstehen. Die Präsenz ägyptischer Truppen übersteige das in bilateralen Absprachen genehmigte Maß deutlich.
Da direkte Gespräche mit Ägypten ohne Ergebnis blieben, wandte sich Jerusalem nun an die Trump-Regierung. Israel betont, dass die USA nicht nur Schirmherrin, sondern auch Garantin des Friedensvertrags von Camp David seien. Die internationale Beobachtertruppe, die bisher mit Aufklärungsflügen für Transparenz sorgte, habe ihre Aktivitäten stark reduziert – was die Sorgen Israels weiter vergrößere.
Offiziell weist Kairo die Vorwürfe zurück. In Ägypten überwiegt die Sorge, dass Israel die Kriegsrealität in Gaza nutzen könnte, um Hunderttausende Palästinenser in den Sinai zu drängen – ein Szenario, das die Regierung von Abdel Fattah al-Sisi als unmittelbare Bedrohung ihrer nationalen Sicherheit bezeichnet. Daher verstärkt Ägypten seine Präsenz an der Grenze zum Gazastreifen und sendet damit ein doppeltes Signal: an Israel, keine „Flüchtlingsabwanderung“ zu erzwingen, und an die eigene Bevölkerung, die Verteidigungsfähigkeit sei gesichert.
Der Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten gilt seit 1979 als tragender Pfeiler der regionalen Stabilität. Seine zentrale Bestimmung: Der Sinai soll als entmilitarisierte Pufferzone wirken. Doch die jüngsten Entwicklungen – israelische Luftschläge gegen Hamas-Führer im Ausland, Ägyptens Misstrauen gegenüber Netanjahu, Debatten über ein mögliches arabisches Militärbündnis – nähren Zweifel, ob die jahrzehntelange Balance noch trägt.
Netanjahu machte deutlich, dass für Israel die Aufrüstung im Sinai eine „rote Linie“ darstellt. Sollte Kairo die militärische Expansion fortsetzen, könnte nicht nur die fragile Ruhe an der Südgrenze gefährdet werden – sondern auch das älteste und wichtigste Friedensabkommen im Nahen Osten.
Autor: Redaktion
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Sonntag, 21 September 2025