Rückkehr ins Rampenlicht: Tony Blair soll Übergangsverwaltung für Gaza anführenRückkehr ins Rampenlicht: Tony Blair soll Übergangsverwaltung für Gaza anführen
Ex-Premier Tony Blair könnte nach Kriegsende die internationale Aufsicht über Gaza übernehmen. Trump setzt auf den Briten als Vermittler zwischen Israel und der arabischen Welt.
Der Name Tony Blair war in den letzten Jahren fast verschwunden aus den Schlagzeilen. Nun könnte der ehemalige Premierminister Großbritanniens in einer der heikelsten internationalen Missionen unserer Zeit zurück auf die politische Bühne treten. Laut einem Bericht der Financial Times ist Blair als Leiter einer neuen Institution im Gespräch, die nach dem Krieg den Übergang in Gaza organisieren soll. Diese Einrichtung soll den Namen „Internationale Behörde für den Übergang in Gaza“ tragen – ein Gremium, das nicht weniger leisten soll als die Beaufsichtigung der gesamten Verwaltung der Enklave nach dem Ende der Kämpfe.
Trump und Netanyahu im Zentrum
Das Vorhaben geht unmittelbar auf die Initiative von US-Präsident Donald Trump zurück. Bei seinem Treffen mit Israels Premier Benjamin Netanyahu in New York kommende Woche soll das Konzept detailliert diskutiert werden. Trump, der die Beendigung des Kriegs in Gaza inzwischen zu einer seiner außenpolitischen Prioritäten erklärt hat, sieht in Blair einen erfahrenen Vermittler, der zwischen Israel und moderaten arabischen Staaten Brücken bauen kann.
Schon Ende August nahm Blair an einer hochkarätigen Sitzung mit Trump, dessen Schwiegersohn Jared Kushner und Sondergesandtem Steve Witkoff teil. Dort wurde an einem Fahrplan für das „Day After“-Szenario gearbeitet: Wie Gaza nach der Zerschlagung der Hamas regiert, wie Hilfe organisiert und wie Sicherheit garantiert werden soll.
Blairs besondere Rolle
Für Israel könnte Blair eine Schlüsselfigur sein. Bereits im Dezember 2023 berichtete N12 erstmals über seine Aktivitäten in diesem Bereich. Damals war er in Jerusalem zu Gesprächen mit Netanyahu und Benny Gantz und sondierte, ob er als Vermittler zwischen israelischen Sicherheitsinteressen und arabischen Forderungen auftreten könnte. Seine Verbindungen in die Golfstaaten sowie sein internationales Ansehen als früherer Nahost-Sondergesandter des „Quartetts“ prädestinieren ihn für diese Rolle.
Die Idee ist klar: Israel will eine Lösung, die seine Sicherheitsinteressen wahrt und gleichzeitig arabischen Staaten genügend Garantien bietet, um sich am Wiederaufbau Gazas zu beteiligen. Blair soll helfen, diesen Kompromiss auszuformulieren.
Der Zeitpunkt ist brisant. Mit dem fortgesetzten Krieg hat Israel international massiv an Rückhalt verloren. Zahlreiche westliche Länder erkannten diese Woche bei der UN-Vollversammlung Palästina als Staat an – ein deutliches Signal, dass die Geduld gegenüber der israelischen Politik abnimmt. Gleichzeitig wächst der Druck, eine glaubwürdige Nachkriegsordnung zu präsentieren.
Blair könnte hier als „neutraler“ westlicher Politiker auftreten, der zwar eng mit Israel verbunden ist, aber auch im arabischen Raum Gesprächskanäle offenhält. Ob er tatsächlich den Vorsitz übernimmt, bleibt offen – doch allein die Diskussion über seine Ernennung zeigt, dass Washington und Jerusalem unter Trump und Netanyahu die „Day After“-Frage nun mit Hochdruck angehen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Kmu.gov.ua, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=73699139
Freitag, 26 September 2025