Geiseln gegen Abzug? Trumps Gaza-Plan stellt Israel vor ein Dilemma

Geiseln gegen Abzug? Trumps Gaza-Plan stellt Israel vor ein Dilemma


Ein Deal könnte alle Geiseln nach Hause bringen – doch um welchen Preis? Der US-Präsident setzt auf Tempo, doch Israels Sicherheit steht auf dem Spiel.

Geiseln gegen Abzug? Trumps Gaza-Plan stellt Israel vor ein Dilemma

Donald Trump will Geschichte schreiben: Innerhalb von nur 48 Stunden sollen alle noch in Gaza festgehaltenen Geiseln freikommen. Im Gegenzug sieht sein 21-Punkte-Plan den vollständigen Abzug der israelischen Armee aus dem Gazastreifen vor. Was auf den ersten Blick wie ein Befreiungsschlag wirkt, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als hochriskantes Experiment – eines, das die Zukunft Israels womöglich gefährdet statt sichert.

Der Plan, den CNN und saudische Medien gleichzeitig publik machten, umfasst weit mehr als den Austausch von Geiseln gegen Rückzug. Er sieht eine Übergangsverwaltung vor, getragen von einem internationalen Gremium und einem palästinensischen Komitee. Hamas dürfe keinerlei Rolle mehr spielen, so die offizielle Bedingung. Doch schon die Frage, wer diese Kontrolle tatsächlich übernehmen könnte, bleibt ungeklärt. Erschwerend kommt hinzu, dass arabische Staaten zwar Unterstützung signalisierten, aber offen einräumen, dass es sich um eine unvollkommene Lösung handelt.

Brisant ist zudem der Punkt, dass Hamas möglicherweise eine Art Amnestie erhalten und im Gegenzug das Feld räumen soll. Laut saudischer Quelle würde Israel dafür bis zu 200 inhaftierte Palästinenser freilassen – viele davon mit langen Haftstrafen wegen Terror. Ob diese Menschen nach ihrer Freilassung Frieden suchen oder sich erneut radikalisieren, liegt auf der Hand. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass solche Gesten oft zu einer Wiedererstarkung terroristischer Netzwerke führen.

Trump setzt auf Pragmatismus und Geschwindigkeit. In seinen Worten: „Ein erfolgreich abgeschlossener Deal liegt zum Greifen nahe.“ Doch was aus amerikanischer Sicht nach einem diplomatischen Erfolg klingt, birgt für Israel existenzielle Risiken. Denn der Abzug der Armee würde zwangsläufig bedeuten, dass die Hamas Zeit gewinnt. Zeit, um Tunnel zu reparieren, Waffen aus Iran zu erhalten und ihre Strukturen neu aufzubauen.

Und genau hier liegt das Dilemma: Soll Israel den höchsten Preis zahlen – seine eigene Sicherheit – um die Geiseln heimzuholen? Jerusalem hat wiederholt betont, dass der Krieg in Gaza erst dann endet, wenn die Hamas vollständig entwaffnet ist. Netanjahu bekräftigte dies erst auf der UN-Generalversammlung. Ein Abbruch der Operation würde dieses Ziel unerreichbar machen und könnte Israels Abschreckungskraft dauerhaft beschädigen.

Doch genau hier liegt der eigentliche Knackpunkt: Trumps Plan könnte zwar die Geiseln befreien, doch für Israel droht er ein gefährlicher Pyrrhussieg zu werden. Ein Abzug der Armee würde der Hamas Zeit und Raum geben, sich neu zu formieren, Waffen zu schmuggeln und ihre Untergrundstrukturen wiederzubeleben. Terrororganisationen verschwinden nicht durch internationale Komitees, sie passen sich an und nutzen jede Atempause. Ein vermeintliches Ende des Krieges könnte so nur ein kurzes Intermezzo sein – mit dem unausweichlichen Ergebnis, dass Israel in wenigen Jahren erneut einem massiven Angriff gegenübersteht. Die Regierung in Jerusalem muss daher abwägen, ob die Rückkehr der Geiseln den Preis rechtfertigt, einer Terrororganisation ungewollt eine zweite Chance einzuräumen.

Darüber hinaus enthält der Vorschlag weitere heikle Bedingungen: ein Verbot jeglicher zukünftiger israelischer Angriffe auf Katar, das als zentraler Vermittler gilt – obwohl Hamas-Funktionäre dort ungestört leben und agieren. Ebenso sollen alle Zwangsumsiedlungen palästinensischer Zivilisten ausgeschlossen werden. Zugleich kündigt Trump ein internationales Wiederaufbauprogramm für Gaza an. Milliardenbeträge sollen in den kommenden fünf Jahren fließen – die Frage, wer garantiert, dass diese Gelder nicht erneut in Terrorstrukturen versickern, bleibt offen.

Trumps Initiative wird in vielen arabischen Hauptstädten mit Erleichterung aufgenommen, denn sie verspricht ein schnelles Ende des Krieges. In Israel jedoch überwiegt die Skepsis. Die Erfahrung lehrt: Waffenstillstände, die auf halben Wegen basieren, bingen keinen Frieden, sondern nur eine gefährliche Pause. Für die Geiseln wäre es die Rettung. Für Israel könnte es der Beginn der nächsten, noch blutigeren Runde sein.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By President Donald J. Trump - https://x.com/POTUS/status/1897143478930563376/photo/1, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=161183268


Samstag, 27 September 2025

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