Arabischer Druck – Trump legt Netanyahu überarbeitete Initiative vorArabischer Druck – Trump legt Netanyahu überarbeitete Initiative vor
Arabische Staaten stellen sich hinter den Plan von Trump, jedoch mit eigenen Bedingungen: vollständiger israelischer Rückzug, eine gestärkte Palästinensische Autonomiebehörde und die Niederlegung der Waffen durch die Hamas. Netanyahu muss entscheiden, ob er sich dem Druck beugt oder einer immer breiter werdenden regionalen und internationalen Front entgegentritt.
Ein Bericht des katarischen Senders Al-Arabi zeigt, wie arabische Staaten kurz vor dem entscheidenden Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Israels Premierminister Benjamin Netanyahu Änderungen an der amerikanischen Initiative zur Beendigung des Krieges in Gaza vorgenommen haben. Ziel ist es, eine regionale Einheitsfront zu präsentieren – tatsächlich aber werden Israels sicherheitspolitische Spielräume massiv eingeschränkt.
Die Änderungen sind gravierend. Gefordert wird ein vollständiger Rückzug Israels aus Gaza in zwei Phasen, die Übergabe der Verwaltung an eine palästinensische Technokraten-Regierung unter internationaler Aufsicht sowie die Stationierung internationaler Kräfte an den Grenzen Gazas. Besonders brisant ist der neue Passus zur Hamas: Statt der ursprünglichen Forderung nach Entwaffnung soll die Terrororganisation lediglich „ihre Waffen niederlegen“ – ein Formulierungswechsel, der viele Schlupflöcher offenlässt.
Ein Vertreter des saudischen Königshauses erklärte gegenüber N12, Riad unterstütze die Initiative und betonte, dass die Hamas aus der politischen Zukunft Gazas ausgeschlossen werden müsse, während die Palästinensische Autonomiebehörde wieder alleinige Kontrolle übernehmen solle. Hinter den diplomatischen Formulierungen steht jedoch eine klare Botschaft: Israel soll Verantwortung abgeben, ohne dass eine tragfähige Sicherheitsarchitektur garantiert wäre.
Auch Ägyptens Außenminister unterstrich in einer Rede vor der UNO-Generalversammlung die „volle Bereitschaft“ Kairos, auf der Basis von Trumps Plan Stabilität wiederherzustellen, Geiseln freizulassen und den Wiederaufbau einzuleiten. Gleichzeitig markierte er eine rote Linie: Ägypten lehnt jede „Vertreibung des palästinensischen Volkes“ strikt ab und bezeichnet ein solches Szenario als schweres Verbrechen ethnischer Säuberung.
Die Hamas wiederum dementierte offiziell, neue Vorschläge von Vermittlern erhalten zu haben. Der Verweis auf das gescheiterte Attentat in Doha am 9. September zeigt, wie brüchig die Gesprächskanäle geblieben sind. Faktisch bleibt die Organisation unnachgiebig und hält am Anspruch fest, militärisch wie politisch die bestimmende Kraft in Gaza zu bleiben.
Zwischen den arabischen Hauptstädten herrscht ein merkwürdiger Gleichklang: Saudi-Arabien wirbt für die Stärkung der Autonomiebehörde, Ägypten pocht auf humanitäre Leitplanken, Katar hält seine Schutzhand über die Hamas. Gemeinsam aber erhöhen sie den Druck auf Jerusalem – während niemand bereit ist, die Verantwortung für eine wirksame Entwaffnung der Terrorstrukturen zu übernehmen.
Damit reist Netanyahu nach Washington in einer heiklen Lage: Ein US-Präsident, der dringend einen diplomatischen Erfolg benötigt, trifft auf eine arabische Front, die mit wohlklingenden Formeln harte Forderungen verbindet. Für Israel steht die Frage im Raum, ob es gelingt, zentrale Sicherheitsinteressen zu verteidigen – Sicherung der Grenzen, Verhinderung einer erneuten Aufrüstung der Hamas und Erhalt militärischer Handlungsfreiheit – oder ob es in einen Prozess gedrängt wird, der vor allem arabische Erwartungen erfüllt.
In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob Trump Netanyahu tatsächlich ein tragfähiges Konzept zur Seite stellt – oder ob Jerusalem in ein diplomatisches Korsett gezwängt werden soll, das die Sicherheitsrisiken Israels vergrößert, anstatt sie zu verringern.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Sonntag, 28 September 2025