Erdogan will zurück nach Tel Aviv – Turkish Airlines prüft Wiederaufnahme der Flüge nach IsraelErdogan will zurück nach Tel Aviv – Turkish Airlines prüft Wiederaufnahme der Flüge nach Israel
Zwei Jahre nach dem 7. Oktober steht ein überraschendes Signal im Raum: Turkish Airlines erwägt eine Rückkehr nach Israel. Präsident Erdoğan selbst soll den Anstoß gegeben haben – offenbar auf Anraten von US-Präsident Trump, der Ankara für seine Vermittlungsrolle im Nahen Osten lobte.
Zwei Jahre nach den Massakern des 7. Oktober und dem Ausbruch des Krieges „Schwerter aus Eisen“ zeichnet sich eine neue, kaum für möglich gehaltene Entwicklung ab: Die türkische Fluggesellschaft Turkish Airlines erwägt die Wiederaufnahme ihrer Linienflüge nach Israel. Das wäre nicht nur ein wirtschaftliches, sondern vor allem ein politisches Signal – eines, das darauf hindeutet, dass Ankara unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan seine bisherige Konfrontationslinie überdenkt.
Nach einem Bericht des israelischen Senders N12 soll Erdoğan persönlich die Unternehmensführung angewiesen haben, die „Machbarkeit einer Rückkehr nach Israel“ zu prüfen. Hintergrund sind offenbar direkte Gespräche mit US-Präsident Donald Trump, der Erdoğan für seine jüngste „konstruktive Rolle“ in den Verhandlungen um eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas öffentlich gelobt hatte.
Für Israel hätte die Rückkehr der türkischen Airline eine enorme symbolische Bedeutung. Seit dem Aussetzen der Flüge im Herbst 2023 gilt die Verbindung zwischen Istanbul und Tel Aviv als politischer Seismograph: Sie stand für die einst enge wirtschaftliche Kooperation, für Urlaubsreisen, Pilgerfahrten und Geschäftsverkehr. Vor dem Krieg zählten israelische Touristen zu den wichtigsten Kundengruppen der türkischen Tourismusindustrie – mit bis zu 16 täglichen Hin- und Rückflügen.
Dass nun ausgerechnet Erdoğan, der Israel in den vergangenen Jahren regelmäßig als „Terrorstaat“ beschimpfte und offen Hamas-Kader empfangen ließ, den ersten Schritt zu einer vorsichtigen Normalisierung einleitet, zeigt zweierlei: den außenpolitischen Pragmatismus des türkischen Präsidenten – und den Druck, der von Washington ausgeht.
Denn seit dem 12-Tage-Krieg zwischen Israel und dem Iran im Sommer 2025 versucht die US-Regierung, regionale Vermittlungsachsen zu stabilisieren. Trump setzt dabei auf persönliche Diplomatie, klare Machtverhältnisse – und auf Deals, die nach außen wie wirtschaftliche Gesten aussehen, in Wahrheit aber politische Tests sind. Erdoğans Bereitschaft, Turkish Airlines nach Israel zurückkehren zu lassen, könnte ein solcher Test sein: ein symbolischer Beitrag zur Wiederannäherung, der wirtschaftlichen Nutzen mit diplomatischer Bedeutung verbindet.
In Israel wird der mögliche Schritt mit vorsichtigem Optimismus gesehen. Vertreter des Tourismus- und Luftfahrtsektors sprechen von einem „entscheidenden Wendepunkt“: Nach Jahren der Boykotte, Anfeindungen und Propagandakampagnen aus Ankara wäre dies das erste konkrete Zeichen, dass die Türkei bereit ist, zwischen Anti-Israel-Rhetorik und realer Kooperation zu unterscheiden.
Für viele Israelis ist die Türkei trotz politischer Spannungen weiterhin eines der beliebtesten Reiseziele: günstig, nah, vertraut. Umso schmerzlicher war der völlige Abbruch nach 2023 – nicht nur ökonomisch, sondern auch emotional.
In der türkischen Öffentlichkeit wiederum wird der mögliche Schritt kontrovers diskutiert. Während Erdoğan-nahen Medien von einer „Rückkehr der Normalität“ sprechen, werfen oppositionelle Stimmen dem Präsidenten Opportunismus vor: Erst habe er Israel dämonisiert, nun suche er wieder den wirtschaftlichen Profit. Doch genau dieser Zynismus ist der Motor türkischer Außenpolitik – und möglicherweise auch der Grund, weshalb die Rückkehr der Turkish Airlines realistisch ist.
Noch ist keine Entscheidung gefallen, aber Branchenkreise berichten, dass das Unternehmen bereits über neue Start- und Landezeiten am Flughafen Ben Gurion verhandelt. Sollte es dazu kommen, wäre das mehr als ein wirtschaftliches Ereignis: Es wäre eine diplomatische Geste, die zeigt, dass Interessen manchmal stärker sind als Ideologien – und dass selbst aus politischer Feindschaft pragmatische Normalität entstehen kann.
Autor: Redaktion
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Montag, 06 Oktober 2025