Israels Preis des Krieges: Über 40 Prozent der Gefallenen sind kaum erwachsen

Israels Preis des Krieges: Über 40 Prozent der Gefallenen sind kaum erwachsen


Das israelische Verteidigungsministerium hat neue Zahlen veröffentlicht: Seit dem 7. Oktober 2023 fielen 1.152 Soldaten – mehr als 40 Prozent von ihnen waren jünger als 21 Jahre. Über 6.500 Angehörige wurden in Israels Kreis der Trauer aufgenommen. Eine Generation zahlt den höchsten Preis für die Verteidigung ihres Landes.

Israels Preis des Krieges: Über 40 Prozent der Gefallenen sind kaum erwachsen

1.152 israelische Soldaten sind seit dem 7. Oktober gefallen. Mehr als 40 Prozent von ihnen waren noch keine 21 Jahre alt – junge Männer und Frauen, die ihren Militärdienst ableisteten, viele von ihnen erst kurz zuvor volljährig geworden.

Das Verteidigungsministerium in Jerusalem veröffentlichte am Montag die neuen offiziellen Daten. Sie zeichnen ein Bild des unermüdlichen, aber auch tragischen Einsatzes jener Generation, die Israel in den dunkelsten Tagen seit Jahrzehnten verteidigt hat.

141 der Gefallenen waren über 40 Jahre alt – Reservisten, Berufssoldaten, Beamte, Mitglieder von Spezialeinheiten und Sicherheitskräften. Doch die Mehrheit waren junge Rekruten, Wehrdienstleistende, die ihr Land nicht aus Karrieregründen verteidigten, sondern aus Pflicht, Überzeugung – und Liebe.

„In den letzten zwei Jahren dieses Krieges haben wir so viele Beerdigungen abgehalten wie in 26 Jahren zuvor“, sagte Arie Moalem, Leiter der Abteilung für Gedenk- und Familienangelegenheiten im Verteidigungsministerium. „Über 6.500 Menschen wurden in den Kreis der Trauer aufgenommen. Wir erreichten zeitweise 90 Beerdigungen an einem einzigen Tag.“

Diese Worte sind keine rhetorische Zuspitzung. Sie beschreiben die Realität eines Landes, in dem fast jede Familie jemanden kennt, der gefallen ist. Seit Beginn des Krieges gegen Hamas und deren Verbündete kämpft Israel an mehreren Fronten: im Gazastreifen, an der Grenze zum Libanon, im Westjordanland, im Süden gegen Huthi-Angriffe – und im Inneren gegen die ständige Bedrohung durch Terrorzellen.

Die Zahl der Trauernden wächst unaufhörlich. Nach Angaben des Ministeriums zählen inzwischen 1.973 Eltern, 351 Witwen, 885 Waisen und 3.481 Geschwister zu Israels trauernden Familien. Hinter jeder dieser Zahlen steht ein Name, ein Gesicht, ein unvollendetes Leben.

Viele dieser jungen Gefallenen waren Kinder des Friedensprozesses, aufgewachsen mit der Hoffnung, dass die Generation ihrer Eltern ihnen ein ruhigeres Land hinterlassen würde. Doch sie fanden sich in einem Krieg wieder, der Israel existenziell bedroht – und der gleichzeitig den moralischen Kompass der Welt prüft.

Die Knesset behandelte das Thema zuletzt am 25. September in einem Ausschuss für Personalwesen der Streitkräfte. Dort schilderten Geschwister gefallener Soldaten ihre Enttäuschung über die schleppende Unterstützung des Staates. Eine junge Frau, deren Bruder im Kampf in Gaza fiel, sagte: „Wir haben ihn verloren – und jetzt verlieren wir uns selbst. Niemand bereitet uns auf das Leben danach vor.“

Solche Stimmen hallen in Israel nach, weil sie mehr sind als individuelle Klage. Sie zeigen, wie tief der Schmerz reicht – und wie groß der moralische Riss geworden ist, der durch die israelische Gesellschaft geht.

Während Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Yoav Gallant weiterhin die Notwendigkeit des Kampfes betonen, wächst im Land die Erkenntnis, dass dieser Krieg nicht nur militärisch, sondern auch seelisch geführt wird. Der Verlust so vieler junger Leben stellt Israel vor die schwerste Aufgabe seiner Geschichte: zu trauern, ohne zu zerbrechen – zu kämpfen, ohne zu verrohen.

Auf dem Herzl-Berg in Jerusalem, wo jede Woche neue Namen in den Stein graviert werden, verweben sich Schmerz und Stolz. Es ist der Ort, an dem Israels Jugend zu Symbolen wird: nicht für Krieg, sondern für Hingabe.

Diese Generation, kaum erwachsen, trägt die Last der Verteidigung eines ganzen Landes – und beweist, dass Israels Stärke nicht nur in Waffen, sondern im unerschütterlichen Willen liegt, zu überleben.


Autor: Redaktion
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Mittwoch, 08 Oktober 2025

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