Israel bereitet sich auf Rückkehr der Geiseln vor – Kliniken in höchster Alarmbereitschaft

Israel bereitet sich auf Rückkehr der Geiseln vor – Kliniken in höchster Alarmbereitschaft


Kurz vor Beginn der Waffenruhe laufen in Israels Krankenhäusern beispiellose Vorbereitungen: Zwanzig Geiseln sollen nach fast zwei Jahren Hamas-Gefangenschaft freikommen. Das Gesundheitssystem steht vor einer der sensibelsten Operationen seiner Geschichte.

Israel bereitet sich auf Rückkehr der Geiseln vor – Kliniken in höchster Alarmbereitschaft

Während in Scharm el-Scheich die Unterzeichnung des Waffenstillstands bevorsteht, laufen in Tel Aviv, Ramat Gan und Beer Sheva minutiöse Vorbereitungen auf die Rückkehr der Geiseln, die seit beinahe zwei Jahren in der Gewalt der Hamas festgehalten wurden. Zwanzig Überlebende sollen laut Plan noch vor Beginn der kommenden Woche in israelische Krankenhäuser gebracht werden – viele von ihnen in kritischem Zustand, ausgezehrt, psychisch gebrochen und von der Sonne ebenso lange ferngehalten wie von menschlicher Nähe.

Der Generaldirektor des Gesundheitsministeriums, Moshe Bar-Siman-Tov, bezeichnete die bevorstehende Aktion als „emotional, aber auch die größte medizinische Herausforderung, die wir je hatten“. Es handele sich um eine komplexe, logistisch hochsensible Operation, die sowohl die Aufnahme der Überlebenden als auch die Identifizierung und Versorgung der sterblichen Überreste der Getöteten umfasst.

Drei medizinische Zentren – das Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv, das Beilinson-Krankenhaus in Petach Tikva und das Sheba Medical Center in Tel Hashomer – dienen als Hauptaufnahmeorte. Die Kliniken Soroka in Beer Sheva und Barzilai in Ashkelon halten Intensivbetten in Reserve, falls einige der Rückkehrer in besonders schlechtem Zustand eintreffen.

Medizinische und psychologische Herausforderungen

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums sind die zurückkehrenden Geiseln medizinisch gesehen „Extremfälle“: monatelange Unterernährung, Bewegungsmangel, Vitaminmangel und Infektionsgefahr. Um Komplikationen wie das lebensgefährliche Refeeding-Syndrom zu vermeiden, hat Israel sogar der Hamas vorab einen genauen Ernährungsplan übermittelt, um eine Überfütterung vor der Freilassung zu verhindern.

Ärztin Dr. Hagar Mizrahi erklärte, das medizinische Personal sei auf „ein breites Spektrum schwerer Mangelzustände und Traumafolgen“ vorbereitet. Viele Teams wurden gegen Grippe und Corona geimpft, um die geschwächten Patienten nicht zusätzlich zu gefährden. Neben der medizinischen Stabilisierung steht die psychologische Betreuung im Vordergrund – nicht nur der Befreiten, sondern auch ihrer Angehörigen.

Ein Wiedersehen nach Albträumen

Die Rückkehr der Geiseln ist mehr als ein logistischer Akt. Sie wird begleitet von einer Welle kollektiver Emotion – Freude, Angst, Schuldgefühle, Erleichterung und Trauer zugleich. Schon jetzt stehen in den Kliniken eigene Einheiten für Familienzusammenführungen bereit. Die ersten Begegnungen sollen in geschlossenen, geschützten Räumen stattfinden, unter medizinischer und psychologischer Aufsicht.

Das Gesundheitsministerium hat den Ablauf in fünf Phasen unterteilt: Vorbereitung der Familien, die ersten 24 Stunden nach der Rückkehr, die stationäre Behandlung, ein Übergangsmonat mit engmaschiger Betreuung sowie eine langfristige Nachsorgephase. Jede und jeder Rückkehrende erhält eine individuell abgestimmte Versorgungsstruktur – bestehend aus einem ärztlichen Kernteam, einer betreuenden Sozialarbeiterin und einer Koordinationsschwester der Krankenkasse, die sämtliche medizinischen Abläufe verknüpft.

Gesellschaftliche Verantwortung

„Wir sind bereit, alles zu tun, was nötig ist, um diese Menschen wieder ins Leben zurückzuführen“, sagte Eti Kisos, stellvertretende Generaldirektorin des Sozialministeriums. „Unsere Mitarbeiter wurden geschult, die psychischen, familiären und sozialen Traumata zu erkennen und professionell zu begleiten.“

Auch der Premierminister betonte heute Morgen, dass der Staat Israel „moralisch verpflichtet“ sei, allen Rückkehrenden einen würdigen Empfang und die bestmögliche Behandlung zu garantieren. Hinter den Kulissen arbeiten Dutzende Fachleute an den kleinsten Details – von Sicherheitsprotokollen bis zu psychotherapeutischen Schutzräumen.

Nach 734 Tagen Ungewissheit steht Israel vor dem Moment, der das Land vereint wie kaum ein anderer seit Oktober 2023: Die Rückkehr der Geiseln – ein nationales Versprechen, das endlich eingelöst wird.


Autor: Redaktion
Bild Quelle:


Donnerstag, 09 Oktober 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.
empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion

haOlam.de – Gemeinsam in die Zukunft

Nach dem Tod des Herausgebers führen wir haOlam.de weiter. Für dieses umfangreiche Projekt suchen wir finanzielle Unterstützer sowie Anregungen und Hinweise zu technischen Fehlern während der laufenden Überarbeitung.

Kontakt: redaktion@haolam.de

Danke für eure Unterstützung!


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage