Wie das neue Gaza-Abkommen umgesetzt wird – die entscheidenden Tage im ÜberblickWie das neue Gaza-Abkommen umgesetzt wird – die entscheidenden Tage im Überblick
Israel und die Hamas haben sich auf das Ende des Krieges und die Rückkehr der Geiseln geeinigt. Doch bis die Waffen tatsächlich schweigen, läuft ein minutiös geplanter Prozess an, bei dem jede Stunde zählt.
Nach monatelangen indirekten Gesprächen und zähen Vermittlungen in Ägypten, Katar und Washington hat US-Präsident Donald Trump in der Nacht zum Donnerstag das historische Abkommen zwischen Israel und der Hamas verkündet. Das Ziel: ein endgültiges Ende des Gaza-Krieges und die Rückkehr aller Geiseln. Doch die Umsetzung des mehrstufigen Plans folgt einem präzisen, politisch wie militärisch sensiblen Ablauf.
Donnerstag: Unterzeichnung und Kabinettsentscheidung
Heute Mittag um 12:00 Uhr (Ortszeit) soll das Abkommen in Scharm el-Scheich offiziell unterzeichnet werden. Mit der Unterschrift tritt die Waffenruhe in Kraft – zunächst befristet, aber bindend.
In Jerusalem wird am Nachmittag das israelische Sicherheitskabinett zusammentreten, um die Vereinbarung zu bestätigen. Geplant ist eine Sitzung um 17:00 Uhr, gefolgt von einer Regierungssitzung eine Stunde später. Diese Zustimmung gilt als formaler Startschuss der ersten Phase des sogenannten Trump-Plans.
Mit der Verabschiedung des Beschlusses wird Israel verpflichtet, innerhalb von 24 Stunden seine Streitkräfte auf eine zuvor mit der Hamas abgestimmte Linie zurückzuziehen. Diese neue Verteidigungslinie – in Militärkreisen als „gelbe Linie“ bezeichnet – wird Israel die Kontrolle über etwa 53 Prozent des Gazastreifens sichern.
Zeitgleich soll eine Liste palästinensischer Häftlinge freigegeben werden, deren Entlassung Teil des ersten Abschnitts des Abkommens ist. Nach Angaben israelischer Sicherheitskreise handelt es sich um rund 1.700 Bewohner Gazas, die nach dem 7. Oktober 2023 festgenommen wurden, sowie etwa 250 Gefangene mit lebenslangen Haftstrafen.
Freitag: Rückzug und Vorbereitung der Geiselfreilassung
Am Freitag wird die israelische Armee planmäßig an die vereinbarte Linie zurückverlegt. Der Abzug erfolgt in Etappen und unter strenger internationaler Beobachtung, während gleichzeitig humanitäre Korridore geöffnet werden sollen.
Von diesem Zeitpunkt an läuft der 72-Stunden-Countdown, innerhalb dessen die Hamas sämtliche israelischen Geiseln freilassen muss – „in einem einzigen Schritt und ohne öffentliche Zeremonien“, wie es im Text des Abkommens heißt.
Israel geht davon aus, dass 20 Geiseln lebend in Gaza festgehalten werden, während weitere 28 als tot gelten. Die Hamas hat eigenen Angaben zufolge „keine Gewissheit“ über den Verbleib von neun der Getöteten – ein Umstand, der die Identifizierung und Übergabe der Leichname weiter verzögert.
Samstag bis Montag: Rückkehr der Geiseln und Trumps Besuch
Die Rückführung der Geiseln könnte bereits am Samstag beginnen – möglicherweise im zeitlichen Zusammenhang mit dem geplanten Besuch von Präsident Trump in Israel. Trump selbst deutete an, dass die Rückkehr „bis Montag abgeschlossen“ sein werde.
Der US-Präsident plant, am Sonntag in Israel einzutreffen und eine Rede in der Knesset in Jerusalem zu halten – als symbolischer Abschluss der ersten Phase des Abkommens.
Wer nicht freikommt
Israel hat klargestellt, dass die Vereinbarung nicht die Freilassung der Anführer der Hamas-Nukhba-Truppe oder anderer direkt an den Massakern vom 7. Oktober Beteiligter vorsieht. Ebenso ausgeschlossen bleiben die bekanntesten Symbolfiguren der palästinensischen Terrororganisationen – darunter Marwan Barghouti, Ahmad Sa’adat, Hassan Salameh und Abbas al-Sayed.
Die vollständige Liste der zu entlassenden Häftlinge soll in den kommenden Tagen veröffentlicht werden.
Eine fragile Hoffnung
Das Abkommen stellt einen diplomatischen Kraftakt dar, aber sein Erfolg hängt von der exakten Umsetzung jeder einzelnen Bedingung ab. In Israel herrscht vorsichtiger Optimismus – begleitet von Sorge, dass die Hamas den Prozess erneut politisch instrumentalisieren könnte.
US-Diplomaten, ägyptische Vermittler und israelische Sicherheitsdienste überwachen in Echtzeit jede Phase. Wenn alles nach Plan verläuft, könnte der Montag der Tag sein, an dem nach fast zwei Jahren Krieg, Entführungen und Dunkelheit die ersten israelischen Geiseln wieder israelischen Boden betreten – und der Gazastreifen in eine neue, noch ungewisse Phase tritt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Donnerstag, 09 Oktober 2025