Zeit für Erholung – Israels längster Krieg endet in Erleichterung und offenen Fragen

Zeit für Erholung – Israels längster Krieg endet in Erleichterung und offenen Fragen


Zwei Jahre nach dem 7. Oktober scheint Israels längster Krieg an sein Ende zu kommen. Kein Jubel, keine Siegesfeiern – nur vorsichtige Erleichterung, Müdigkeit und die Frage, was der „Tag danach“ wirklich bedeutet.

Zeit für Erholung – Israels längster Krieg endet in Erleichterung und offenen Fragen

Zwei Jahre nach dem 7. Oktober, nach unzähligen Angriffen, Verlusten und diplomatischen Krisen, steht Israel an einem Punkt, den viele kaum noch für möglich hielten. Die Waffen schweigen – vorerst. Die israelische Armee hat sich auf die vereinbarten Linien im Gazastreifen zurückgezogen, die letzten Geiseln sollen in den kommenden Tagen freikommen.
Doch während die Welt von einem Ende spricht, bleibt in Israel Skepsis. Ob dies wirklich das Ende des Krieges ist, weiß nur G’tt.

Ein Land zwischen Erschöpfung und Vorsicht

In Tel Aviv, Jerusalem und Be’er Scheva ist keine Euphorie zu spüren. Die Menschen atmen auf, aber sie jubeln nicht. Zu viel wurde verloren, zu viel bleibt ungewiss.
Viele Israelis empfinden die Waffenruhe weniger als Frieden denn als eine Atempause nach einem langen Fieberzustand. Familien warten noch auf Nachricht über Vermisste, Soldaten kehren aus Gaza zurück, während andere Einheiten in Bereitschaft bleiben.

„Es fühlt sich nicht wie ein Ende an, eher wie eine Zwischenstation“, sagt ein Reservist der 188. Brigade. „Wir haben viel erreicht, aber jeder hier weiß: Hamas ist nicht verschwunden, nur geschwächt.“

Das Land nach zwei Jahren Krieg

Die israelische Gesellschaft ist erschöpft. Wirtschaftlich, psychologisch, sozial. Der Süden des Landes liegt in weiten Teilen brach, Zehntausende sind noch immer nicht in ihre Häuser zurückgekehrt. Die Kosten des Krieges werden auf über 350 Milliarden Schekel geschätzt.
Doch tiefer als jede wirtschaftliche Wunde sind die menschlichen Spuren: Familien, die ihre Kinder verloren haben, Soldaten, die mit Traumata leben, Gemeinden, die von Verlust und Schuldgefühlen geprägt sind.

Psychologen sprechen von einer „Phase des stillen Schocks“, die das Land durchläuft – eine Mischung aus Trauer, Erleichterung und Unsicherheit.

Ein Waffenstillstand unter Aufsicht

Das aktuelle Abkommen, vermittelt durch die USA, Ägypten und Katar, sieht eine dauerhafte Überwachung durch internationale Kräfte vor. 200 amerikanische Soldaten sind in Israel stationiert, um die Umsetzung der Feuerpause zu koordinieren. Arabische Beobachter sollen in Gaza selbst präsent sein.

Premierminister Benjamin Netanjahu betonte in seiner Ansprache, dass „Gaza entmilitarisiert wird – auf die leichte oder auf die harte Tour“. Israel will nach eigener Aussage dafür sorgen, dass die Terrorstrukturen der Hamas nicht wieder aufgebaut werden können.

Doch auch in der Regierung herrscht kein ungetrübter Optimismus. Ein hoher Offizier sagte: „Es ist eine Waffenruhe, kein Frieden. Wenn Hamas sich neu formiert, wird Israel handeln – schnell und entschieden.“

Zwischen Hoffnung und Realismus

In vielen Städten beten Menschen für Ruhe. Es gibt Dankbarkeit – für die Heimkehr der Geiseln, für das Ende des Blutvergießens – aber auch die nüchterne Erkenntnis, dass kein Dokument und keine Garantie die Zukunft sichern kann.

Israel steht nun vor der Aufgabe, das Land neu zu ordnen, die Armee zu entlasten, die Gesellschaft zu heilen.
Wie viel Zeit die Ruhe gewährt, weiß niemand. Doch nach zwei Jahren Krieg ist selbst ein Tag ohne Sirenen und Verluste ein Anfang.

Vielleicht ist dies nicht das Ende, sondern die Zeit zum Atemholen, zum Nachdenken, zum Wiederaufbauen – bevor das Ungewisse erneut beginnt.


Autor: Redaktion
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Freitag, 10 Oktober 2025

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