Hamas kündigt Freilassung aller verbliebenen Geiseln bis Montagmorgen an – Israel bleibt skeptisch

Hamas kündigt Freilassung aller verbliebenen Geiseln bis Montagmorgen an – Israel bleibt skeptisch


Nach über zwei Jahren unvorstellbarer Gefangenschaft soll Hamas nun alle noch verbliebenen israelischen Geiseln freilassen. Doch in Jerusalem herrscht Zurückhaltung – zu oft schon waren Versprechen des Terrors nur ein Vorwand.

Hamas kündigt Freilassung aller verbliebenen Geiseln bis Montagmorgen an – Israel bleibt skeptisch

Zwei Jahre nach der Massenentführung israelischer Zivilisten durch die Hamas steht Israel möglicherweise vor einem Wendepunkt. Nach Angaben israelischer Sicherheitskreise will die Terrororganisation sämtliche verbliebenen Geiseln – sowohl die Überlebenden als auch die Toten – bis Montagmorgen, den 13. Oktober 2025, freilassen. Das berichteten The Jerusalem Post und N12 übereinstimmend unter Berufung auf israelische Regierungsvertreter.

Demnach habe Hamas am Sonntagmorgen begonnen, die überlebenden Geiseln an einem noch unbekannten Ort im Gazastreifen zu versammeln. Ihre Übergabe an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) solle kurz vor Sonnenaufgang beginnen – möglicherweise ab sechs Uhr früh. Noch unklar sei, wo genau der Austausch stattfinden soll und ob mehrere Übergabepunkte geplant sind.

„Wir wissen aus früheren Freilassungen, dass Hamas die Geiseln meist bereits ein bis zwei Tage zuvor zentral sammelt“, erklärte ein israelischer Sicherheitsbeamter gegenüber Maariv. „Wir gehen davon aus, dass genau das jetzt geschieht – doch niemand weiß, ob alle Geiseln tatsächlich noch am Leben sind.“

Israel geht nach Angaben aus Regierungskreisen derzeit von zwei möglichen Szenarien aus: Entweder erfolgt die Freilassung aller – Lebender wie Verstorbener – in einem einzigen Schritt, oder sie wird auf mehrere Übergaben verteilt. Spätestens bis 9 Uhr am Montagmorgen soll die Aktion abgeschlossen sein – pünktlich zur erwarteten Ankunft von US-Präsident Donald Trump in Israel.

Diese symbolische Koinzidenz ist kein Zufall. Wie israelische Medien berichten, wurde die endgültige Vereinbarung nach intensiven Gesprächen in Scharm el-Scheich erzielt. Dabei hätten Trumps Nahost-Sondergesandter Steve Witkoff und sein Schwiegersohn Jared Kushner gemeinsam mit katarischen und ägyptischen Vermittlern auf beiden Seiten Druck ausgeübt, um eine Lösung zu erzwingen.

Offiziell trat der Waffenstillstand am Freitag in Kraft – verbunden mit einer 72-Stunden-Frist zur vollständigen Übergabe aller Geiseln. Doch erneut zeigen sich die bekannten Muster: vage Ankündigungen, unklare Abläufe, widersprüchliche Angaben. Das Vertrauen in die Zusagen der Hamas bleibt entsprechend gering.

„Meine größte Angst ist, dass wir am Ende hören: ‚Nicht gefunden‘“, sagte Yehuda Avidan, Generaldirektor des israelischen Ministeriums für religiöse Angelegenheiten, im Gespräch mit dem Sender KAN. „Dann blieben Familien ohne Abschied, ohne Gewissheit. Wir vertrauen Hamas nicht in dieser Sache – und wir haben allen Grund dazu.“

Der Wall Street Journal zufolge übermittelte Hamas Israel über arabische Vermittler, sie halte derzeit 20 lebende Geiseln fest und sei bereit, deren Freilassung noch am Sonntagabend einzuleiten. Gleichzeitig räumte die Organisation ein, dass sie den Aufenthaltsort einiger getöteter Geiseln nicht kenne und Schwierigkeiten habe, deren Leichname zu bergen.

In Jerusalem will man den Angaben erst glauben, wenn die Geiseln tatsächlich übergeben werden. Premierminister Benjamin Netanyahu erklärte, Israel sei „vollständig vorbereitet, alle unsere Menschen unverzüglich zu empfangen“. Medizinische Teams stünden bereit, das Rote Kreuz halte Fahrzeuge für den Transport und medizinische Versorgung an der Grenze bereit.

Ein hochrangiger israelischer Beamter betonte gegenüber N12, dass es sich um eine reale Vorbereitung handle, nicht um ein Ablenkungsmanöver. Die Rückführung der Geiseln, so sagte er, sei ein „logistisch gewaltiger und emotional kaum zu begreifender Vorgang“. Die Kommunikation mit der Hamas verlaufe weiterhin indirekt über ägyptische und katarische Vermittler.

Gleichzeitig bestätigten israelische Quellen, dass bestimmte Zonen im Gazastreifen zu „Sperrgebieten“ erklärt wurden, da dort die Überreste israelischer Geiseln vermutet werden. In diesen Gebieten sind laut Vereinbarung zwischen Israel, Katar, Ägypten und den USA sämtliche Bau- oder Grabungsarbeiten untersagt, um die Suche nach den Leichen zu ermöglichen.

Während Israel die Einsatzkräfte für die Aufnahme vorbereitet, bleibt die Stimmung im Land zwiespältig. Die Angehörigen der Entführten haben in den vergangenen zwei Jahren zwischen Hoffen und Verzweifeln gelebt, ihre Gesichter sind längst zu Symbolen geworden. Auf dem „Hostage Square“ in Tel Aviv, der zum Mahnmal des nationalen Schmerzes wurde, versammeln sich Hunderte, um – vielleicht zum letzten Mal – gemeinsam zu beten, dass der Albtraum endet.

Doch bis die ersten Fahrzeuge des Roten Kreuzes tatsächlich israelisches Territorium erreichen, wagt kaum jemand zu glauben, dass es vorbei ist. Zu viele Male hat Hamas Hoffnungen missbraucht, zu oft mit dem Leid der Familien Politik betrieben.

Wenn am Montagmorgen die Sonne über Israel aufgeht und tatsächlich alle Geiseln heimkehren – lebend oder tot –, dann endet nicht nur eine Verhandlung, sondern ein Trauma, das das Land zwei Jahre lang gezeichnet hat. Doch bis dahin gilt, was ein israelischer Soldat am Grenzübergang Kerem Schalom leise sagte: „Erst wenn sie wieder hier sind, ist es vorbei.“


Autor: Redaktion
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Sonntag, 12 Oktober 2025

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