Israel öffnet Rafah-Grenzübergang erneut – nach Rückgabe weiterer Geiselleichen durch HamasIsrael öffnet Rafah-Grenzübergang erneut – nach Rückgabe weiterer Geiselleichen durch Hamas
Nach der Rückgabe von vier ermordeten Geiseln in der Nacht zum Mittwoch hat Israel den Grenzübergang Rafah wieder geöffnet. Die humanitäre Hilfe läuft erneut in regulärem Umfang – doch die Identifizierung der Opfer wirft neue Fragen auf.
Am Mittwochmorgen hat die israelische Regierung den Grenzübergang Rafah im Süden des Gazastreifens wieder geöffnet.
Der Schritt erfolgte weniger als 24 Stunden, nachdem Hamas die Leichen von vier israelischen Geiseln an den Roten Halbmond übergeben hatte.
Damit reagiert Jerusalem auf diplomatischen Druck, die humanitäre Versorgung Gazas trotz der fortbestehenden Verstöße der Terrororganisation aufrechtzuerhalten.
Nach Angaben israelischer Sicherheitskreise wird humanitäre Hilfe in normalem Umfang wieder in den Gazastreifen gebracht – allerdings nicht über Rafah selbst, sondern über andere Übergänge, darunter Kerem Shalom. Die Passage Rafah dient derzeit vor allem der begrenzten Bewegung von Personen.
Rückgabe der Geiseln und Unklarheiten
Drei der vier Leichen konnten inzwischen identifiziert werden:
Uriel Baruch, Tamir Nimrodi und Eitan Levi – alle drei waren seit Oktober 2023 als verschleppt gemeldet.
Sie gelten in Israel als Opfer, deren Tod symbolisch für das moralische Dilemma der Waffenruhe steht: eine Vereinbarung, die die Rückkehr Toter ermöglicht, während Lebende weiterhin vermisst bleiben.
Die Identität der vierten Leiche jedoch ist unklar.
Israelische Ermittler gehen davon aus, dass die sterblichen Überreste nicht zu einem der bekannten Geiselnamen gehören, die Hamas offiziell führt.
Dieser Umstand wird in Sicherheitskreisen als „besorgniserregendes Signal“ gewertet – ein Hinweis darauf, dass Hamas offenbar versucht, mit unvollständigen oder falschen Übergaben politische Punkte zu sammeln.
Ein fragiles Gleichgewicht
Die israelische Entscheidung, Rafah wieder zu öffnen, steht in deutlichem Kontrast zur Haltung der vergangenen Tage.
Noch am Dienstag hatte Jerusalem den Übergang geschlossen und angekündigt, die humanitäre Hilfe zu kürzen, solange Hamas das Abkommen bricht.
Erst nach Mitternacht, als vier Leichen übergeben wurden, kam es zu einem diplomatischen Umschwung.
Ein Beamter im israelischen Sicherheitskabinett sagte gegenüber der Jerusalem Post:
„Wir haben keine Illusionen. Hamas handelt nicht aus Menschlichkeit, sondern aus Kalkül. Aber die Rückgabe der Leichen ist ein Schritt, den wir nicht ignorieren können.“
Bislang hat Israel keine neuen Strafmaßnahmen angekündigt.
Premierminister Benjamin Netanjahu und Verteidigungsminister Israel Katz wollen die nächsten Tage abwarten, um zu sehen, ob Hamas weitere Leichen freigibt – insgesamt sollen sich nach israelischen Angaben mindestens 16 Körper noch in der Gewalt der Terrororganisation befinden.
Gleichzeitig bereiten sich die israelischen Streitkräfte darauf vor, gezielte Operationen in Gaza wiederaufzunehmen, sollte Hamas erneut gegen die Waffenruhe verstoßen.
Die Öffnung Rafahs ist daher kein Zeichen von Entspannung, sondern Ausdruck einer strategischen Geduld, die jederzeit in Entschlossenheit umschlagen kann.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Gigi Ibrahim - Flickr: Egyptian Convoy to Gaza, Palestine, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31361720
Mittwoch, 15 Oktober 2025