Zögernde Allianz: Internationale Friedenstruppe für Gaza stockt – Angst vor Konflikt mit Hamas

Zögernde Allianz: Internationale Friedenstruppe für Gaza stockt – Angst vor Konflikt mit Hamas


Mehrere Staaten, die sich ursprünglich bereit erklärt hatten, an einer internationalen Truppe im Gazastreifen teilzunehmen, zeigen Zurückhaltung. Grund ist die Furcht, in Kämpfe mit Hamas verwickelt zu werden. Während die USA und Israel auf Fortschritte drängen, wächst die Skepsis unter den potenziellen Beitragsländern.

Zögernde Allianz: Internationale Friedenstruppe für Gaza stockt – Angst vor Konflikt mit Hamas

Nach einem Bericht der New York Times kommt die geplante Bildung einer internationalen Stabilisierungstruppe für den Gazastreifen nur schleppend voran. Der Plan, der Teil des von US-Präsident Donald Trump entworfenen 20-Punkte-Programms zur Nachkriegsordnung ist, sieht die Stationierung mehrerer hundert bis tausend Soldaten aus verbündeten Staaten vor, die die Waffenruhe sichern, Hilfslieferungen schützen und lokale Sicherheitskräfte ausbilden sollen.

Doch laut Diplomaten aus mehreren beteiligten Ländern bestehen erhebliche Bedenken. Hamas habe trotz der Waffenruhe noch immer umfangreiche Waffenbestände, darunter Raketen, Granaten und Sprengstoff. Einige Staaten befürchten, ihre Soldaten könnten in militärische Auseinandersetzungen mit Hamas geraten – und damit in den Augen der arabischen Öffentlichkeit „für Israel kämpfen“.

Unsicherheit über Mandat und Aufgaben

Die Unklarheit über die genaue Rolle der Truppe gilt als größtes Hindernis. Mehrere Regierungen erklärten, sie würden ihre Teilnahme erst bestätigen, wenn eindeutig festgelegt sei, welche Befugnisse die Mission erhalte – und unter wessen Kommando sie steht.

Vertreter mehrerer Länder betonten in vertraulichen Gesprächen, dass sie keine Soldaten in dicht besiedelte Stadtgebiete entsenden wollen, solange Hamas dort über ein funktionierendes Tunnelsystem verfügt. „Niemand möchte, dass seine Truppen in einer asymmetrischen Kampfzone eingesetzt werden“, zitierte die Zeitung einen westlichen Diplomaten.

Trump bleibt optimistisch

Trotz der Verzögerungen äußerte sich US-Präsident Donald Trump am Dienstag zuversichtlich. „Einige unserer Partner haben erklärt, sie würden es begrüßen, nach Gaza einzurücken, um Hamas zu neutralisieren, falls diese das Abkommen weiter verletzt“, sagte er. „Ich habe ihnen und Israel gesagt: Noch nicht. Es gibt noch Hoffnung, dass Hamas das Richtige tut. Wenn nicht – wird ihr Ende schnell, hart und brutal sein.“

Das Weiße Haus sieht die internationale Mission als Schlüsselkomponente des Waffenstillstandsabkommens. Sie soll israelische Truppen entlasten und gleichzeitig verhindern, dass Hamas erneut Macht über die Bevölkerung gewinnt.

Ägypten soll Führung übernehmen

Nach Berichten aus westlichen Diplomatenkreisen ist vorgesehen, dass Ägypten die Führung der Mission übernimmt, unterstützt von weiteren Staaten wie Türkei, Indonesien und Aserbaidschan. Der Entwurf für eine entsprechende Resolution des UN-Sicherheitsrats befindet sich laut The Guardian in Vorbereitung.

Das Mandat würde sich an früheren Modellen wie der UN-Mission in Haiti orientieren: Die Truppe bekäme weitreichende Befugnisse zur Sicherung von Ordnung und Versorgung, wäre aber formal kein klassischer UN-Blauhelmverband. Noch offen ist, ob Kairo eine vollständige Unterstellung unter die Vereinten Nationen akzeptieren wird.

Europas Rolle und britische Perspektive

Europäische Staaten wie Großbritannien oder Frankreich haben bislang keine Zusagen zur Entsendung von Soldaten gemacht. London hat allerdings bereits militärische Berater nach Israel entsandt, die eng mit dem amerikanischen Einsatzstab zusammenarbeiten.

Britische Regierungsvertreter erklärten, langfristiges Ziel bleibe die Bildung einer vereinten palästinensischen Verwaltung, die sowohl Gaza als auch die Westbank und Ostjerusalem umfasst. In Vorbereitung darauf beteiligt sich Großbritannien an der Ausbildung palästinensischer Polizeikräfte.

Zentrale Streitfrage: Entwaffnung der Hamas

Ein Kernproblem bleibt die Frage der Entwaffnung. Während Israel die vollständige Abgabe aller Waffen verlangt, deuteten westliche Diplomaten an, dass Hamas zunächst bereit sein könnte, nur schwere Waffen und Raketenwerfer an eine palästinensische Übergangsbehörde zu übergeben – nicht jedoch an internationale Truppen.

Ein solches Modell orientiere sich an den Erfahrungen aus Nordirland, wo paramilitärische Gruppen schrittweise unter Aufsicht unabhängiger Kommissionen entwaffnet wurden. Eine ähnliche Lösung könnte auch in Gaza geprüft werden.

Die Kontrolle über leichte Waffen, so heißt es, werde erst in einem späteren Stadium thematisiert – aus Rücksicht auf die fragile innenpolitische Lage in der Region.

Ein Balanceakt mit offenem Ausgang

Ob die Waffenruhe in Gaza zu einem dauerhaften politischen Abkommen führt, hängt wesentlich davon ab, ob es gelingt, diese internationale Sicherheitsstruktur aufzubauen. Derzeit jedoch überwiegt Skepsis. Viele Staaten scheuen das Risiko, in einen erneuten Konflikt hineingezogen zu werden, solange Hamas nicht glaubhaft entwaffnet ist.

Israel seinerseits signalisiert Bereitschaft, Teile seiner Truppen schrittweise abzuziehen, will aber an einer Sicherheitszone unter eigener Kontrolle entlang der Grenze festhalten, um neue Angriffe zu verhindern.

Damit steht fest: Der Weg zu einer stabilen Nachkriegsordnung in Gaza ist noch lang – und die internationale Gemeinschaft tastet sich vorsichtig voran.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By SRA D. Myles Cullen, USAF - Defenseimagery.mil, VIRIN 011020-F-0193C-009, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3891262


Dienstag, 21 Oktober 2025

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