„Israel wird die Unterstützung der USA verlieren, wenn es annektiert“ – Trump zieht rote Linie für Netanyahu

„Israel wird die Unterstützung der USA verlieren, wenn es annektiert“ – Trump zieht rote Linie für Netanyahu


In einem ausführlichen Interview mit dem US-Magazin „TIME“ macht Präsident Donald Trump klar, dass Israels Zukunft nicht in der Annexion liegt, sondern in regionaler Stabilität. Er sieht sich selbst als Architekt des Waffenstillstands in Gaza – und warnt Jerusalem: Wer die Grenzen überschreitet, riskiert die amerikanische Allianz.

„Israel wird die Unterstützung der USA verlieren, wenn es annektiert“ – Trump zieht rote Linie für Netanyahu

Es war eine bemerkenswerte Aussage – und eine, die in Jerusalem für Aufsehen sorgt. Donald Trump, der amtierende Präsident der Vereinigten Staaten, erklärte im Interview mit dem Magazin „TIME“, dass Israel „die gesamte Unterstützung der USA verlieren“ werde, sollte es die Gebiete von Judäa und Samaria annektieren.

„Das wird nicht passieren. Israel wird jede Unterstützung Amerikas verlieren, wenn es das tut“, so Trump. Die Aussage ist nicht nur eine Warnung, sondern eine klare politische Grenzziehung – auch gegenüber Premierminister Benjamin Netanyahu, mit dem Trump zuletzt eine angespannte, fast konfrontative Beziehung pflegt.

Wie das Magazin berichtet, telefonierte Trump am 4. Oktober spätabends persönlich mit Netanyahu. Sein Ton sei ungewöhnlich hart gewesen. „Bibi, du kannst nicht gegen die ganze Welt kämpfen“, habe Trump gesagt. „Du kannst persönliche Kämpfe führen, aber die Welt ist gegen dich.“

Netanyahu habe gezögert, dem von den USA ausgehandelten Waffenstillstand mit der Hamas zuzustimmen. Doch Trump habe keinen Widerspruch geduldet – und dem israelischen Premier eine unmissverständliche Botschaft übermittelt: Die Zeit des Krieges ist vorbei.

„Er hätte weitergemacht – das wäre Jahre so gegangen“, sagte Trump über Netanyahu. „Aber ich habe ihn gestoppt. Und als ich ihn gestoppt habe, haben sich alle vereint.“

Trump präsentierte sich im Gespräch mit „TIME“ als Hauptarchitekt des neuen Nahen Ostens. Er verwies auf seine frühere Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels, die US-Botschaftsverlegung, die Anerkennung der Golanhöhen und die Abraham-Abkommen.

„Kein Präsident vor mir war bereit, die Macht der USA einzusetzen“, sagte er. „Ich war es. Das hat alles verändert.“

Er erklärte, seine Entscheidung, den Iran militärisch anzugreifen, habe den Weg für den Waffenstillstand und die späteren Friedensverhandlungen geebnet. „Das war notwendig, um Respekt zu schaffen. Ohne Stärke kein Frieden.“

Trump betonte, dass er ein umfassendes regionales Abkommen anstrebt – mit Saudi-Arabien als Schlüssel. Riad habe, so Trump, zwei Bedingungen gestellt: das Ende der Kämpfe in Gaza und einen glaubwürdigen Weg zu einer palästinensischen Selbstverwaltung.

„Ich glaube, Saudi-Arabien wird den Weg weisen“, so Trump. „Wir haben keinen iranischen Schatten mehr, keine großen Bedrohungen. Wir haben jetzt eine Chance auf Frieden im Nahen Osten.“

Er kündigte an, noch vor Jahresende ein Normalisierungsabkommen zwischen Israel und Saudi-Arabien zu erwarten – eine historische Erweiterung der Abraham-Abkommen.

Trotz der gemeinsamen Geschichte – und trotz Trumps beispielloser Popularität in Israel – war seine Warnung an Netanyahu deutlich:

„Ich habe den arabischen Staaten mein Wort gegeben“, sagte Trump. „Wenn Israel jetzt annektiert, brechen sie alles. Ich kann das nicht zulassen.“

Das sei, so Trump, nicht nur eine Frage der Diplomatie, sondern auch des Respekts: „Der Nahe Osten braucht einen Präsidenten, den er respektiert. Ich bin dieser Präsident.“

„TIME“ beschreibt außerdem den Moment, der den Kurs der Ereignisse veränderte: Israels Angriff auf ein geheimes Hamas-Treffen in Doha, Katar, angeblich ohne vorherige Rücksprache mit Washington.

„Das war ein taktischer Fehler“, kommentierte Trump. Doch er nutzte die Empörung der arabischen Staaten, um neue diplomatische Allianzen zu formen. „Das war so schockierend, dass es alle an einen Tisch brachte“, erklärte er.

Von diesem Moment an trieb das Weiße Haus unter Trumps Leitung eine „20-Punkte-Initiative“ voran, um einen dauerhaften Waffenstillstand und den Wiederaufbau Gazas mit arabischer Beteiligung zu erreichen.

Trump äußerte sich auch zur Zukunft des Gazastreifens – mit überraschender Offenheit.
Er lobte den greisen Präsidenten Mahmud Abbas, bezweifelte jedoch, dass dieser noch die Kraft habe, Gaza zu führen. Stattdessen erwägt Trump die Freilassung von Marwan Barghouti, dem in Israel inhaftierten Fatah-Führer, als mögliche Führungsfigur.

„Ich habe darüber gerade erst gesprochen“, sagte Trump. „Ich denke darüber nach. Ich werde eine Entscheidung treffen.“

Für Israel ist das brisant: Barghouti gilt vielen als Symbolfigur des palästinensischen Widerstands – und seine Freilassung könnte die Machtverhältnisse dramatisch verändern.

Während Trump sich als „Friedensmacher durch Stärke“ inszeniert, steckt Netanyahu im innenpolitischen Dilemma. Seine rechten Koalitionspartner fordern den Souveränitätsakt über Judäa und Samaria – ein Schritt, der in Washington als „Provokation“ verstanden wird.

Doch Trumps Botschaft lässt keinen Raum für Missverständnisse:
„Ich habe Israel unterstützt wie kein Präsident vor mir“, sagte er. „Aber wer die Linie überschreitet, verliert meine Unterstützung. Punkt.“

Der Ton ist neu, aber strategisch klar: Trump bleibt Israels Verbündeter – aber nicht sein Automatismus.
Er erwartet politische Disziplin, Berechenbarkeit und strategische Weitsicht.

Zwischen den Zeilen war in seinem Interview zu hören, was Israels politische Elite längst weiß:
Die amerikanische Unterstützung bleibt gewaltig, aber sie ist nicht mehr bedingungslos.

Und während sich Trump selbst als „essentiellen Faktor“ des Friedens darstellt, gilt seine Botschaft Netanyahu als Mahnung:
Freundschaft mit Amerika ist kein Blankoscheck – sie ist ein Vertrag mit Verantwortung.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66881486


Donnerstag, 23 Oktober 2025

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