Jugendlicher stirbt bei Massenprotest gegen Wehrpflicht in Jerusalem – Polizei leitet Untersuchung ein

Jugendlicher stirbt bei Massenprotest gegen Wehrpflicht in Jerusalem – Polizei leitet Untersuchung ein


Bei einer der größten Demonstrationen der ultraorthodoxen Gemeinschaft Israels kam es am Donnerstag zu einem tragischen Unfall. Zehntausende Haredim versammelten sich am Eingang Jerusalems, um gegen die Wehrpflicht zu protestieren. Die Veranstaltung endete abrupt, nachdem ein 15-jähriger Junge in den Tod gestürzt war.

Jugendlicher stirbt bei Massenprotest gegen Wehrpflicht in Jerusalem – Polizei leitet Untersuchung ein

Jerusalem – Eine Großdemonstration der ultraorthodoxen Gemeinschaft gegen das geplante Wehrpflichtgesetz endete am Donnerstagnachmittag tragisch. Nach Angaben von Rettungskräften fiel ein 15-jähriger Junge von einem Baugerüst im Bereich des Jerusalemer Stadteingangs und starb noch am Ort des Geschehens. Magen-David-Adom-Sanitäter erklärten, der Jugendliche habe schwerste Mehrfachverletzungen erlitten, Wiederbelebungsversuche seien erfolglos geblieben.

Die Organisatoren der Demonstration, an der laut israelischen Medien Zehntausende teilnahmen, beendeten die Kundgebung unmittelbar nach Bekanntwerden des Unfalls. Viele der Teilnehmer hatten zuvor auf Baukräne und unvollendete Hochhäuser in der Nähe des Veranstaltungsortes geklettert. Die Polizei bestätigte, eine Untersuchung der Todesumstände eingeleitet zu haben.

„Unsere Einsatzkräfte befinden sich vor Ort und prüfen die Umstände des Sturzes“, teilte die Jerusalemer Polizeidirektion mit. Ein Hubschrauber der Sicherheitskräfte forderte während der Auflösung der Kundgebung per Lautsprecherdurchsagen die noch auf den Baugerüsten befindlichen Personen auf, das Gelände nicht zu verlassen, bis Feuerwehr und Rettungsdienste sie gesichert herunterholen könnten.

Verkehr lahmgelegt – massive Sperrungen rund um Jerusalem

Bereits seit Mittag hatte die Polizei weite Teile des Stadtgebiets abgeriegelt. Die Schnellstraße 1 wurde von Latrun bis Givat Shaul in beide Richtungen gesperrt, ebenso zahlreiche Hauptstraßen innerhalb der Stadt – darunter der Bereich um die Brücke der Saiten, die Shazar-Unterführung und der Herzl-Boulevard. Der öffentliche Verkehr kam zeitweise vollständig zum Erliegen, die Bahnstation Yitzhak Navon wurde geschlossen. Erst am Nachmittag ordnete die Polizei deren Wiederöffnung an.

Ein Polizist wurde am Nachmittag schwer verletzt, als ein Bus, der auf dem Weg zur Demonstration war, beim Rückwärtsfahren den Beamten erfasste. Er wurde mit Kopfverletzungen in das Hadassah-Ein-Kerem-Krankenhaus gebracht.

Auch Journalisten des israelischen Senders N12 wurden Ziel von Angriffen: Reporter und Kamerateam seien von Demonstranten bedrängt und mit Flaschen beworfen worden, teilte der Sender mit.

Parallelproteste und Spannungen

Während die Massenkundgebung der Ultraorthodoxen die Hauptstadt lahmlegte, versammelten sich in der Nähe des Internationalen Kongresszentrums Dutzende Reservisten, um gegen die Wehrdienstverweigerung zu demonstrieren. „Wir kämpfen für das, was unser Land zusammenhält“, sagte der Panzerkommandeur Eli Meiri, einer der Organisatoren der Gegenkundgebung. Nach seinen Angaben seien ihre Transparente gewaltsam von ultraorthodoxen Demonstranten entfernt worden.

Die Polizei war mit mehreren Hundertschaften, Grenzschutzeinheiten und Feuerwehr im Einsatz. Trotz der angespannten Lage blieb die Demonstration über weite Strecken friedlich, abgesehen von vereinzelten Zwischenfällen und dem tragischen Unfall, der den Tag überschattete.

Hintergrund: Streit um die Wehrpflicht

Der Protest richtet sich gegen die geplante Aufhebung jahrzehntelanger Ausnahmen für Ultraorthodoxe vom Militärdienst. Das neue Gesetz soll Studierende religiöser Seminare künftig verpflichten, im Militär oder im Zivildienst zu dienen.
Die Regelung gilt als eine der umstrittensten Fragen im israelischen Innenleben. Für viele säkulare Israelis ist sie Symbol ungleicher Verantwortung, während die ultraorthodoxe Seite argumentiert, ihr Lebensmodell und religiöses Studium seien ebenso ein Dienst am Staat.


Autor: Redaktion
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Donnerstag, 30 Oktober 2025

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