„Wir werden die Tunnel vernichten — ohne jede Einschränkung“

„Wir werden die Tunnel vernichten — ohne jede Einschränkung“


Verteidigungsminister Katz macht Schluss mit Kompromissen: Israel wird die im „Gelben Linien“-Bereich vergrabenen Tunnel zerstören und die dort sitzenden Hamas-Kämpfer eliminieren.

„Wir werden die Tunnel vernichten — ohne jede Einschränkung“

Die Debatte um die rund 200 in Rafah „eingeschlossenen“ Hamas-Kämpfer hat innerhalb weniger Tage eine politische und militärische Wende herbeigeführt: Nachdem in Israel kurzzeitig über ein Arrangement diskutiert wurde, das den Männern das Überschreiten der sogenannten „Gelben Linie“ unter der Bedingung der Entwaffnung erlaubt hätte, stellte die Regierung nun klar, dass davon keine Rede sein kann. Verteidigungsminister Yoav Katz verkündete am Mittwoch unmissverständlich: Die Streitkräfte werden die unterirdischen Einrichtungen vernichten und die dort befindlichen Kämpfer „ohne jede Einschränkung“ ausschalten.

Die Entscheidung steht in direktem Gegensatz zu diplomatischen Appellen, vor allem aus Washington. US-Vertreter warnen, dass ein offenes Töten oder ein großangelegter Zugriff unter Umständen die fragile Waffenruhe zum Einsturz bringen könnte. Sie plädieren dafür, die Häftlinge sicher nach Gebieten innerhalb der „Gelben Linie“ passieren zu lassen, um Gefechtsvorfälle zu vermeiden. Jerusalem hingegen betrachtet die Tunnel und die darin verborgenen Terroristen nicht als bloße Verhandlungsmasse, sondern als unmittelbare Bedrohung — sowohl militärisch als auch moralisch.

Es geht hier nicht allein um 200 Individuen, sondern um ein System. Die Tunnel in Rafah sind keine rudimentären Gänge; es sind kilometerlange, vielfach ausgebaute unterirdische Netzwerke, die als Kommandozentralen, Waffenlager und Schutzräume dienen. Sie ermöglichen Anschlagsplanungen, das Verbergen von Führungspersonal und die logistische Unterstützung von Angriffen gegen israelische Zivilisten und Soldaten. Ihrer Existenz beraubt zu werden, bedeutet, der Hamas eine ihrer zentralen Lebensadern zu kappen.

Die Argumentation der Gegner einer harten Linie ist nachvollziehbar — die Angst vor dem Zerfall des Waffenstillstands ist real. Doch wer dauerhaft Sicherheit verlangt, muss genauer hinsehen: Was würde es Israel nutzen, wenn man 200 Kämpfer ungeschlagen in eine Zone entlässt, von der aus sie weiterhin operieren, Kommandos erteilen oder später als Verhandlungsoption wieder auftauchen können? Die Erfahrung lehrt, dass Zugeständnisse in solchen Konstellationen selten zu bleibender Entwaffnung führen. Vielmehr schaffen sie Rückzugsräume, aus denen sich terroristische Gruppen neu formieren.

Militärisch gibt es zudem erhebliche Zweifel, ob ein geplanter, kontrollierter Abzug der Kämpfer wirklich möglich wäre, ohne dass es zu Zusammenstößen kommt, die den Waffenstillstand sprengen. Die Tunnellage ist komplex; zahlreiche Gänge verlaufen unter Wohnquartieren, medizinischen Einrichtungen und ziviler Infrastruktur. Eine „sichere Passage“ zu garantieren, wäre praktisch nahezu unmöglich — und politisch riskant für eine Regierung, die Verantwortung für die eigene Bevölkerung trägt.

Die israelischen Sicherheitskreise betonen, dass das Aufgeben von Kernforderungen an Terrorgruppen Signalwirkung hat: Es lehrt sie, Gewalt als wirksames Mittel der Erpressung zu nutzen. Wer Zugeständnisse gewährt, weil er kurzfristige Ruhe will, schafft einen Präzedenzfall — und gefährdet langfristig noch mehr Leben. Vor diesem Hintergrund ist Katz’ Rhetorik weniger ein Ausdruck von Härte um der Härte willen, sondern ein klares Bekenntnis zur Abschreckung.

Das Dilemma bleibt: Wie balanciert man zwischen dem Erhalt einer brüchigen Feuerpause und der Notwendigkeit, die Gefahren dauerhaft zu beseitigen? Die Antwort Jerusalems lautet, dass Vernichtung der Tunnel und Eliminierung der dort stationierten Kämpfer keine Provokation, sondern Prävention ist. Es ist der Versuch, die Sicherheitslage so zu stabilisieren, dass künftige Generationen nicht ständig zwischen Verhandlungsszenarien und Blutvergießen hin- und hergerissen werden.

Politisch hat die Debatte innenpolitische Implikationen. Regierungskreise, Sicherheitsorgane und Teile der Bevölkerung sehen in einem kompromisslosen Vorgehen die einzige realistische Option, die nationale Sicherheit nicht zu gefährden. Diplomatische Partner mahnen hingegen Zurückhaltung und kreative Lösungen an, um die Feuerpause zu schützen. Im Ergebnis könnten Verhandlungen und Militäroperationen parallel laufen — doch jede Operation, die die Tunnel zerstört, wird internationale Reaktionen auslösen.

Katz’ Drohung ist folglich nicht nur militärische Rhetorik: Sie markiert eine strategische Linie. Israel signalisiert, dass gewisse Infrastrukturen nicht verhandelbar sind. Ob die internationale Gemeinschaft das versteht oder ob sie Israel unter Druck setzt, den pragmatischeren, aber riskanteren Weg zu wählen, wird die unmittelbare Zukunft bestimmen. Für die Familien der Opfer und für die Soldaten an der Grenze bleibt die Forderung klar: keine Rückkehr zur Logik der ewigen Kompromisse mit jenen, die den Staat vernichten wollen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Mittwoch, 05 November 2025

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