Israel belebt Gaspipeline-Projekt nach Europa – USA und Mittelmeerpartner wollen Energieachse neu aufbauen

Israel belebt Gaspipeline-Projekt nach Europa – USA und Mittelmeerpartner wollen Energieachse neu aufbauen


Israels Energieminister Eli Cohen hat bestätigt, dass das lang diskutierte Pipeline-Projekt zur Lieferung von Erdgas aus israelischen Lagerstätten nach Europa wieder auf der politischen Agenda steht. Nach einem Treffen mit seinen Amtskollegen aus Griechenland, Zypern und den Vereinigten Staaten erklärte Cohen gegenüber der Jerusalem Post, die Verhandlungen seien „so weit fortgeschritten wie nie zuvor“.

Israel belebt Gaspipeline-Projekt nach Europa – USA und Mittelmeerpartner wollen Energieachse neu aufbauen

„Es gibt sehr bedeutende Fortschritte bei der Möglichkeit, eine Gasleitung zu bauen“, sagte Cohen. „Das Projekt war in der Vergangenheit schon mehrfach im Gespräch – jetzt aber ist es wieder aktuell. Die Amerikaner sind bereit, eine zentrale Rolle zu übernehmen.“

Energie als geopolitische Strategie

Die geplante Pipeline würde Gas aus den israelischen Feldern im östlichen Mittelmeer über Zypern und Griechenland nach Südeuropa transportieren. Das Vorhaben war in den vergangenen Jahren wiederholt wegen hoher Kosten und technischer Schwierigkeiten verschoben worden. Nun erhält es neuen Schwung – auch, weil die Trump-Regierung Energiepolitik wieder als Bestandteil nationaler Sicherheit betrachtet.

Cohen betonte, das Ziel sei, eine „Infrastrukturachse“ zu schaffen, die sowohl eine Alternative zu russischen Energielieferungen als auch zu gefährdeten Seewegen wie dem Roten Meer bietet, wo die Huthi-Miliz aus dem Jemen immer wieder Schiffe angreift. „Für Europa geht es darum, die Preise zu senken und die Versorgung zu sichern“, erklärte der Minister.

An dem Treffen in Athen nahmen neben Cohen auch US-Energieminister Chris Wright, der griechische Energieminister Theodoros Skylakakis, Zyperns Energieminister George Papanastasiou und US-Innenminister Doug Burgum teil – ein enger Verbündeter von Präsident Donald Trump. Diskutiert wurden gemeinsame Energieprojekte, die Entwicklung von Gas- und Stromkorridoren zwischen dem Nahen Osten und Europa sowie der Ausbau regionaler Infrastruktur.

Türkei außen vor – Mittelmeerallianz wächst

Nicht alle Mittelmeeranrainer sind in die Gespräche einbezogen. Die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan wurde explizit ausgeschlossen. Israel, Griechenland und Zypern lehnen eine türkische Beteiligung ab, da Ankara weiterhin Ansprüche im östlichen Mittelmeer erhebt und eigene Bohrungen in umstrittenen Seegebieten durchführt.

„Der Krieg in Gaza ist beendet – jetzt wollen wir den Abraham-Abkommen neues Leben einhauchen“, sagte Cohen. Das Pipelineprojekt sei ein strategischer Schritt in Richtung regionaler Stabilität und wirtschaftlicher Verflechtung. „Im Rahmen des IMEC-Infrastrukturkorridors – einer gemeinsamen Initiative der Trump- und Biden-Regierungen – soll Indien mit Europa verbunden werden. Der Plan sieht vor, Rohstoffe und Energie aus Golfstaaten wie Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten über Israel und den Mittelmeerraum nach Europa zu transportieren.“

Streit um Gasexport nach Ägypten

Für diplomatische Spannungen sorgte zuletzt ein anderes Energieprojekt: Der US-Energieminister hatte seinen geplanten Besuch in Israel kurzfristig abgesagt, nachdem Premierminister Benjamin Netanjahu und Cohen ein Exportabkommen mit Ägypten im Wert von 35 Milliarden Dollar vorerst nicht genehmigten. Der Vertrag sah vor, bis 2040 insgesamt 130 Milliarden Kubikmeter Gas aus dem Leviathan-Feld nach Ägypten zu liefern.

„Die Amerikaner wollten, dass wir das Abkommen unterzeichnen“, erklärte Cohen, „doch wir wollten zuerst sicherstellen, dass sowohl die Preisgestaltung als auch die Sicherheitsinteressen Israels gewahrt bleiben. Wir bestehen auf einem fairen Marktpreis.“

Israelische Sicherheitskreise betonen zudem, Ägypten müsse seine Verpflichtungen aus dem Friedensvertrag vollständig einhalten. In Jerusalem bestehen Bedenken wegen Berichten über massiven militärischen Ausbau auf der Sinai-Halbinsel und angebliche Verstöße gegen das Waffenstillstandsabkommen.

„Nachdem die Ägypter unsere Entschlossenheit verstanden haben, sind sie jetzt sehr daran interessiert, das Thema zu lösen“, so Cohen weiter. „Ich bin zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden werden.“

Europas Blick auf den Osten

Mit dem Wiederaufleben des Pipeline-Projekts rückt Israel erneut ins Zentrum der europäischen Energiepolitik. Nach dem Verlust russischer Gaslieferungen sucht die EU dringend nach stabilen und politisch verlässlichen Quellen. Israels Offshore-Reservoire Leviathan und Karish könnten in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen – insbesondere, wenn die geplante Verbindung über Zypern und Griechenland tatsächlich realisiert wird.

Das Vorhaben steht damit exemplarisch für die neue Energiearchitektur des östlichen Mittelmeers: eine Allianz demokratischer Staaten, die Sicherheit und Wirtschaft verbinden wollen – und die zugleich eine klare Absage an Erpressung, Gewalt und Energieabhängigkeit erteilt.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By רן ארדה - אורי כפיר, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=47151133


Freitag, 07 November 2025

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