Hadar Goldin kehrt heim – Israels Schmerz und das Versprechen, niemanden zurückzulassenHadar Goldin kehrt heim – Israels Schmerz und das Versprechen, niemanden zurückzulassen
Elf Jahre nach seinem Tod in Rafah ist Hadar Goldin endlich auf dem Weg nach Hause. Die Rückkehr seiner sterblichen Überreste ist kein Ende, sondern ein tief bewegender Moment nationaler Wahrheit – über Loyalität, Moral und Israels unverrückbares Versprechen an seine Soldaten.
Fast elf Jahre nach dem Tag, an dem Leutnant Hadar Goldin in Rafah fiel, ist sein Sarg wieder in israelischer Hand. Der Leutnant der Givati-Brigade war während einer vereinbarten Waffenruhe am 1. August 2014 von Hamas-Terroristen entführt und getötet worden. Seitdem galt seine Leiche als in Gaza zurückgehalten – ein Schicksal, das zu einem Symbol für Israels tiefste Verwundung wurde: den Schmerz, einen Gefallenen nicht beerdigen zu können.
Nun, am 9. November 2025, wurde der Sarg Hadar Goldins über das Rote Kreuz an israelische Kräfte übergeben. Das Büro des Premierministers bestätigte, dass der Leichnam nach Israel überführt werde, begleitet von einer militärischen Ehrung und anschließend identifiziert im Nationalen Zentrum für Forensische Medizin in Abu Kabir. Erst danach soll die Familie offiziell benachrichtigt werden.
Premierminister Benjamin Netanyahu erklärte zu Beginn der Kabinettssitzung: „Wir erwarten, dass Hadar heute nach Hause kommt.“ Worte, die in einem Land, das seine Söhne und Töchter in Uniform wie Familienmitglieder betrachtet, mehr bedeuten als jede politische Erklärung.
Die Nachricht löste in ganz Israel Ergriffenheit aus. In Kfar Saba, wo Hadar Goldin aufwuchs, bereiten sich Angehörige und Freunde darauf vor, ihn zu empfangen – in tiefer Trauer, aber auch in Dankbarkeit, dass sein Leid und das seiner Familie nun ein Ende finden könnten. Seine Eltern, Leah und Simcha Goldin, führen seit Jahren einen unermüdlichen Kampf, unterstützt von unzähligen Bürgern, um die Rückführung ihres Sohnes zu erreichen. Immer wieder appellierten sie an israelische Regierungen und internationale Organisationen, das moralische Gebot einzuhalten, jeden Gefallenen heimzubringen – „keiner bleibt zurück“ ist nicht nur eine militärische Doktrin, sondern ein Teil der israelischen Identität.
Die IDF bestätigte, dass das Sargstück über den Internationalen Roten Halbmond an israelische Kräfte übergeben und innerhalb des Gazastreifens in Empfang genommen wurde. Dort hielt der Oberrabbiner der Armee, Brigadegeneral Eyal Krim, eine kurze Zeremonie ab, bevor der Sarg über die Grenze gebracht wurde. Das israelische Militär bat zugleich um Zurückhaltung und Geduld, bis die forensische Identifikation abgeschlossen ist.
Hadar Goldin war 23 Jahre alt, verlobt mit Edna Sarusi, und galt als hochgeschätzter Offizier. Er fiel in den letzten Stunden des Gazakrieges 2014 – ausgerechnet in einer vereinbarten Feuerpause. Eine Hamas-Einheit nutzte diese Waffenruhe, um seine Einheit anzugreifen, tötete mehrere Soldaten und verschleppte Goldins Leichnam durch ein Tunnelsystem. Israel reagierte mit massiven Gegenangriffen, doch der junge Offizier blieb seitdem in Gaza verschollen.
Seit jenem Tag kämpft seine Familie für die Rückführung der Körper der Gefallenen Hadar Goldin und Oron Shaul, die von Hamas festgehalten wurden. Ihre Namen wurden zu Synonymen für das nationale Gewissen – eine Mahnung an Politik und Gesellschaft, dass Israel seine Soldaten nicht vergisst, egal wie viel Zeit vergeht.
Hadar Goldin war nicht nur Soldat, sondern Künstler und Theologiestudent, der über den Sinn von Glauben und Verantwortung schrieb. Sein Tod und die lange Gefangenschaft seiner sterblichen Überreste sind Teil einer tragischen Geschichte, die Israels moralische Stärke offenlegt: den Willen, selbst unter Druck und Schmerz nach ethischen Prinzipien zu handeln.
Die Übergabe durch den Roten Halbmond markiert nun einen Wendepunkt. Doch auch hier bleibt Misstrauen: Hamas hatte am Vortag behauptet, Goldins Leiche in Rafah gefunden zu haben – ein Statement, das viele in Israel als zynische Instrumentalisierung empfanden. Erst die Bestätigung durch das Militär schafft Klarheit.
Die Familie Goldin zeigte sich gefasst. In einer Mitteilung heißt es: „Eine ganze Nation wartet darauf, dass Hadar zu uns zurückkehrt. Wir danken allen, die unermüdlich für die Rückkehr unserer Gefallenen kämpfen. Erst wenn es offiziell bestätigt ist, werden wir wirklich Frieden finden.“
Israel sieht in der Rückkehr von Hadar Goldin nicht nur die Erfüllung einer militärischen Pflicht, sondern einen Akt nationaler Würde. Sie ist Erinnerung an jene, die im Dienst des Landes gefallen sind, und zugleich Mahnung an die Welt, dass moralische Verantwortung kein politisches Verhandlungsinstrument sein darf.
Der junge Offizier, der einst unter der Flagge Israels kämpfte, wird nun unter ihr ruhen. Seine Heimkehr ist ein stiller, doch kraftvoller Sieg – über die Barbarei seiner Mörder und über das Vergessen.
Autor: Redaktion
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Sonntag, 09 November 2025