Huthi stoppen Angriffe auf israelische Schiffe – Waffenruhe erreicht auch das Rote MeerHuthi stoppen Angriffe auf israelische Schiffe – Waffenruhe erreicht auch das Rote Meer
Die jemenitische Miliz signalisiert vorläufiges Einlenken: Nach monatelangen Angriffen auf israelische und westliche Schiffe will sie ihre militärischen Aktionen einstellen – solange die Ruhe in Gaza anhält.
Zum ersten Mal seit über einem Jahr melden die Huthi-Milizen aus dem Jemen eine vollständige Einstellung ihrer Angriffe auf Schiffe mit israelischer Verbindung im Roten Meer. Die Entscheidung folgt direkt auf die anhaltende Waffenruhe in Gaza und deutet auf eine vorsichtige regionale Entspannung hin. In einem Schreiben an den militärischen Arm der Hamas, die Brigaden Izz ad-Din al-Qassam, erklärte der neue Huthi-Generalstabschef, Yusuf Hassan al-Madani, dass seine Truppen „ihre Operationen gegen Israel aussetzen“, solange die „Aggression gegen Gaza“ nicht wieder aufgenommen werde.
Ein taktisches Signal – kein Frieden
In dem Brief, dessen Existenz mittlerweile von mehreren Geheimdienststellen bestätigt wurde, heißt es: „Wir verfolgen die Entwicklungen aufmerksam. Sollte der Feind seine Angriffe auf Gaza wieder aufnehmen, werden wir ebenfalls die militärischen Aktivitäten fortsetzen und die Sperre für israelische Schifffahrt im Roten Meer und Arabischen Meer erneut durchsetzen.“ Der Ton ist klar: keine Entwaffnung, sondern ein taktisches Innehalten – ein Waffenstillstand im Dienste der Propaganda.
Al-Madani, der erst Mitte Oktober nach der Tötung seines Vorgängers Muhammad al-Ghamari zum Generalstabschef der Huthi ernannt wurde, gilt als entschlossener Hardliner mit engen Verbindungen zur iranischen Revolutionsgarde. Unter seiner Führung soll die Miliz ihre militärische Struktur reorganisiert und ihre Reichweite durch iranische Beratung deutlich erweitert haben.
Von der Front zum Seeweg – die Strategie der Huthi
Seit dem 7. Oktober hatten die Huthi wiederholt Raketen und Drohnen auf israelisches Territorium abgefeuert – teilweise über Entfernungen von über 1.800 Kilometern. Gleichzeitig griffen sie gezielt Handelsschiffe im Roten Meer an, die im Besitz israelischer Firmen waren oder israelische Häfen ansteuerten. Mehrere dieser Schiffe wurden beschädigt oder versenkt, neun Seeleute verloren ihr Leben.
Die Attacken trafen eine der empfindlichsten Schlagadern des Welthandels: Rund eine Billion Dollar Warenwert durchqueren jährlich den Seeweg durch das Rote Meer und den Suezkanal. Als Folge der Angriffe mussten Dutzende internationale Reedereien ihre Routen verlängern und Fracht über Südafrika umleiten – mit Milliardenverlusten für die globale Wirtschaft.
Israel und die Vereinigten Staaten reagierten mit gezielten Luftschlägen gegen Huthi-Stellungen in Jemen. Besonders im Frühjahr 2025 führte die US-Luftwaffe, kurz vor Präsident Trumps Nahostreise, mehrere massive Angriffe gegen Waffenlager und Kommandostrukturen der Miliz durch. Bereits zuvor hatte auch die israelische Luftwaffe wiederholt Schlüsselziele der Huthi attackiert und einen großen Teil ihrer Führungsriege ausgeschaltet.
Die Ruhe vor der nächsten Welle
Dass die Huthi nun die „Pause“ verkünden, ist weniger ein Ausdruck von Einsicht als eine politische Botschaft an ihre Verbündeten. Die Miliz, die ideologisch und finanziell vom Iran gestützt wird, präsentiert sich als „Teil der Front des Widerstands“ gegen Israel – gemeinsam mit der Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah im Libanon. Ihre Erklärung richtet sich damit ebenso an Teheran wie an Jerusalem: Die Waffenruhe in Gaza gilt, also ruht auch die Front im Süden.
Israelische Sicherheitskreise sehen die Entwicklung mit Vorsicht. Zwar gab es seit rund einem Monat keine Angriffe aus Richtung Jemen, doch in Militärkreisen warnt man vor einer „scheinbaren Ruhe“. Die Huthi hätten, so heißt es, weder ihre Raketenarsenale abgebaut noch ihre Anti-Schiff-Drohnen außer Betrieb gesetzt. Vielmehr nutzten sie die Pause, um sich neu zu formieren und internationale Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Ein Machtfaktor bleibt bestehen
Mit der Erklärung von al-Madani wird deutlich: Die Huthi betrachten sich längst nicht mehr als lokale Miliz, sondern als geopolitischer Akteur mit überregionalem Anspruch. Ihre Fähigkeit, Handelsrouten zu blockieren und den globalen Warenverkehr zu stören, macht sie zu einem machtvollen Instrument iranischer Einflussnahme.
Washington versucht derzeit, über diplomatische Kanäle in Oman und Saudi-Arabien sicherzustellen, dass die Miliz ihre Angriffe dauerhaft beendet. Doch die Erfahrung zeigt: Solange der Konflikt in Gaza nicht politisch gelöst ist, bleiben die Huthi ein Teil des regionalen Druckpotenzials gegen Israel – eine Art „Ventil der Abschreckung“, das Teheran nach Belieben öffnen oder schließen kann.
Zwischen Symbolik und Bedrohung
Für Israel bedeutet die Ankündigung vor allem eines: eine kurze Atempause. Der Seeweg bleibt ein sensibles Ziel, die israelische Marine und Luftwaffe halten ihre Bereitschaftsstufen im Süden weiter aufrecht. Ein hoher Offizier der Marine erklärte, „die Stille auf dem Radar bedeutet nicht, dass der Feind schläft“.
Auch für die internationale Schifffahrt bleibt die Bedrohung real. Die US-geführte Operation „Prosperity Guardian“ zum Schutz der Seewege bleibt bestehen – ebenso wie die israelischen Luftüberwachungsmissionen entlang der jemenitischen Küste.
Die Erklärung aus Sanaa ist also kein Ende des Konflikts, sondern nur ein Atemzug zwischen zwei Wellen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Unknown author - https://www.dvidshub.net/image/8273835/houthis-kill-innocent-civilians-with-more-reckless-attacks, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=172440079
Dienstag, 11 November 2025