Hisbollah droht Israel: „Die Angriffe können nicht ewig weitergehen – alles hat eine Grenze“Hisbollah droht Israel: „Die Angriffe können nicht ewig weitergehen – alles hat eine Grenze“
Während die IDF im Süden des Libanon gegen terroristische Infrastrukturen der Hisbollah vorgeht, warnt die Führung der Schiitenmiliz vor einer Eskalation. In Jerusalem bereitet man sich auf mögliche Vergeltungsschläge vor – und kündigt an, dass jede weitere Provokation eine harte Antwort nach sich ziehen wird.
Der stellvertretende Generalsekretär der Hisbollah, Naim Qassem, drohte am Dienstag in einer Ansprache mit Konsequenzen. „Die israelischen Angriffe können nicht weitergehen, alles hat eine Grenze. Wir werden niemals auf unsere Waffen verzichten“, erklärte er vor Anhängern in Beirut – seine erste öffentliche Rede seit Beginn der Waffenruhe in Gaza.
Während Qassem warnte, setzte die israelische Armee ihre Operationen im Süden des Libanon fort. Die IDF führt gezielte Bodenaktionen im sogenannten Sicherheitsstreifen entlang der Grenze durch, ohne bislang eine groß angelegte Bodenoffensive einzuleiten. Ziel ist es, den Wiederaufbau der Hisbollah-Stellungen zu verhindern und Waffenlager sowie Beobachtungsposten zu zerstören, die in der Nähe der Grenze erneut aktiviert wurden.
Nach Angaben des israelischen Militärs wurden bei jüngsten Einsätzen mehrere Gebäude vernichtet, die als terroristische Infrastruktur genutzt wurden. Bereits im vergangenen Monat hatten Soldaten in demselben Gebiet Sprengkörper und Waffenbestände entdeckt und neutralisiert. Die Armee betonte, dass diese Anlagen eine klare Verletzung der Vereinbarungen zwischen Israel und dem Libanon darstellen: „Die IDF wird weiterhin handeln, um jede Bedrohung des israelischen Territoriums zu beseitigen.“
Gefahr wachsender Spannungen
In den Streitkräften geht man davon aus, dass die Hisbollah ihre militärischen Fähigkeiten trotz israelischer Luftschläge teilweise wiederherstellen konnte. Sicherheitskreise sprechen offen über die Möglichkeit einer Eskalation. Der Generalstab hat der politischen Führung verschiedene operative Szenarien präsentiert – vom Ausbau gezielter Schläge bis hin zu einer umfassenderen Offensive, sollte der Druck auf den Norden Israels zunehmen.
Ein hoher israelischer Offizier sagte, man bereite sich auf eine „überproportionale Reaktion“ vor, falls die Hisbollah ihre Angriffe wieder aufnimmt. Ziel sei es, „jede Illusion über israelische Zurückhaltung zu zerstören und die Grenze langfristig zu sichern“.
Angst und Entschlossenheit im Norden
Unterdessen wächst im Norden Israels die Sorge vor einer neuen Runde der Gewalt. Viele Bewohner, die erst vor kurzem nach Monaten der Evakuierung in ihre Häuser zurückgekehrt sind, fürchten, erneut fliehen zu müssen.
Moshe Davidovitsch, Leiter des Regionalrats Mate Asher und Vorsitzender des Forums der Grenzgemeinden, sagte: „Die Winde des Krieges wehen wieder. Unsere Bewohner, die gerade erst nach Hause gekommen sind, spüren die Unsicherheit. Aber diesmal wird es keine weitere Evakuierung geben. Wenn ein neuer Konflikt ausbricht, muss er zur Entscheidung führen.“
Auch in Adamit, nur drei Kilometer von der Grenze entfernt, herrscht Anspannung. Naomi Bachur, Leiterin der Gemeinschaft, beschreibt die Rückkehr als schwer: „Die Geräusche, die Ungewissheit, das Gefühl, nicht zu wissen, was passiert – das zermürbt die Menschen. Viele fragen sich, ob es richtig war, zurückzukommen. Wir wollen endlich Ruhe – nicht nur militärisch, sondern auch seelisch.“
Zwischen Abschreckung und Verantwortung
Israels militärische Führung steht vor einer heiklen Balance: die Hisbollah von weiteren Provokationen abzuhalten, ohne den Libanon in einen umfassenden Krieg zu treiben. Der Ton aus Jerusalem ist entschlossen, aber kontrolliert – man will Stärke zeigen, ohne das politische Ziel aus den Augen zu verlieren: dauerhafte Sicherheit im Norden.
Der Satz, den Naim Qassem an diesem Tag aussprach – „Alles hat eine Grenze“ – gilt in beide Richtungen. Auch Israels Geduld.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154870002
Samstag, 15 November 2025