Israelis unterstützen Trumps Gaza-Plan – aber kaum jemand glaubt an die Entwaffnung der HamasIsraelis unterstützen Trumps Gaza-Plan – aber kaum jemand glaubt an die Entwaffnung der Hamas
Eine deutliche Mehrheit der israelischen Bevölkerung steht hinter dem von US-Präsident Donald Trump vermittelten Gaza-Plan, zeigt eine neue Umfrage des „Jewish People Policy Institute“ (JPPI). Doch gleichzeitig überwiegt die Skepsis: Nur wenige glauben, dass die Hamas tatsächlich entwaffnet oder ihre Macht verliert.
Laut dem aktuellen „Israeli Society Index“ befürworten rund 90 Prozent der Befragten Israels Zustimmung zum Abkommen. Doch 55 Prozent sind überzeugt, dass Jerusalem den Plan nur akzeptiert habe, „weil es keine andere Wahl gab“. Lediglich 35 Prozent betrachten den Plan als gut und notwendig.
Große Zweifel am Ende der Hamas-Herrschaft
Das eigentliche Ziel – die Entmachtung der Hamas im Gazastreifen – wird von den meisten Israelis als unrealistisch eingeschätzt. 25 Prozent glauben, dass die Terrororganisation ihre Kontrolle vollständig behalten wird, 31 Prozent rechnen damit, dass sie zumindest eine „bedeutende Rolle“ spielen wird. Nur 16 Prozent erwarten, dass Hamas keinerlei Einfluss mehr haben wird. Unter jüdischen Befragten liegt der Anteil derjenigen, die der Hamas auch künftig Macht zutrauen, sogar bei 60 Prozent.
Forderung nach Untersuchung des 7. Oktober
Besonders einig sind sich die Israelis hingegen in der Frage der Aufarbeitung des Massakers vom 7. Oktober 2023: 88 Prozent fordern eine offizielle Untersuchungskommission. Uneinigkeit herrscht jedoch darüber, wie sie zusammengesetzt sein soll.
46 Prozent befürworten eine staatliche Kommission unter Leitung eines Richters des Obersten Gerichtshofs, während 42 Prozent eine nationale Kommission ohne richterliche Beteiligung bevorzugen.
Unter Linken und gemäßigten Wählern unterstützen 90 Prozent ein juristisch geleitetes Verfahren; auf der rechten Seite sprechen sich Mehrheiten für eine politisch ausgewogene, aber nicht vom Gericht dominierte Kommission aus.
Streit um den Namen des Krieges
Auch darüber, wie die Bevölkerung den vergangenen Krieg benennt, herrscht keine Einigkeit. 42 Prozent bevorzugen den Begriff „Krieg des 7. Oktober“, 16 Prozent sprechen vom „Krieg der Erneuerung“, 13 Prozent vom „Schwerter-aus-Eisen-Krieg“ und 12 Prozent vom „Simchat-Tora-Krieg“.
Die politische Orientierung spiegelt sich deutlich wider: Auf der Linken herrscht nahezu vollständige Zustimmung zum Begriff „Krieg des 7. Oktober“, während rechte Wähler eher den religiös aufgeladenen Begriff „Krieg der Erneuerung“ bevorzugen.
Verhältnis zu den USA und innenpolitische Themen
45 Prozent der Israelis sehen das außenpolitische Verhältnis zu den USA als „angemessen abgestimmt“. 31 Prozent meinen jedoch, Israel richte sich „zu sehr“ nach Washingtons Vorgaben, und 15 Prozent sehen gar eine „übermäßige Abhängigkeit“. Unter rechtsgerichteten Wählern liegt dieser Anteil bei 54 Prozent.
In innenpolitischen Fragen zeigt die Umfrage eine ähnliche Zerrissenheit. Eine Mehrheit von 59 Prozent lehnt es ab, ultraorthodoxen Juden, die sich dem Militärdienst entziehen, das Wahlrecht zu entziehen. 30 Prozent unterstützen den Vorschlag. Zudem lehnen 48 Prozent den jüngst von Abgeordnetem Boaz Bismuth eingebrachten Entwurf zum Wehrdienstgesetz ab, da sie nicht an eine spürbare Erhöhung der Einberufungszahlen glauben.
Bezüglich der politischen Zukunft wünschen sich 44 Prozent Neuwahlen innerhalb der nächsten drei Monate, weitere 10 Prozent innerhalb von sechs Monaten. 40 Prozent bevorzugen Wahlen im regulären Turnus im Herbst 2026.
Zwischen Zustimmung und Misstrauen
Das Stimmungsbild zeigt ein Land, das zwar Frieden will, aber der Realität misstraut. Trumps Gaza-Plan gilt vielen als notwendiger Schritt – doch die Hoffnung auf ein Gaza ohne Hamas bleibt schwach. Israels Gesellschaft unterstützt den pragmatischen Kurs der Regierung, erwartet aber klare Antworten auf die Fehler, die zur Katastrophe vom 7. Oktober führten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle:
Samstag, 15 November 2025