Als Helfer ins Fadenkreuz: Wie ein unschuldiger Ingenieur den Preis für eine kriminelle Täuschung zahlte

Als Helfer ins Fadenkreuz: Wie ein unschuldiger Ingenieur den Preis für eine kriminelle Täuschung zahlte


Ein Ingenieur auf dem Weg zu einem beruflichen Termin, ein Kriminellenkomplott im Stil eines Terrorangriffs und ein Moment tragischer Verwechslung: Der Fall Sargiej Metetov erschüttert Israel, weil er zeigt, was geschieht, wenn organisierte Gewalt sich die Maske des Staates überstreift.

Als Helfer ins Fadenkreuz: Wie ein unschuldiger Ingenieur den Preis für eine kriminelle Täuschung zahlte

Der Tod von Sargiej Metetov wäre vermeidbar gewesen, wenn zwei junge Männer aus Nazareth nicht beschlossen hätten, eine interne Fehde in ein Pseudo-Sicherheitsmanöver zu verwandeln. Die Anklageschrift gegen den 20-Jährigen Mohammed Schahada zeichnet ein Bild von Tätern, die nicht nur kaltblütig handelten, sondern bewusst den Eindruck eines Terrorangriffs erzeugten. Genau dieser Eindruck kostete Metetov das Leben – einen Familienvater, Reservisten und Ingenieur, der anhielt, weil er glaubte, Zivilisten vor Angreifern schützen zu müssen.

Die Ermittler sprechen von einem Gewaltakt mit kriminellem Hintergrund, der doch so wirkte, als wäre er Teil jener Bedrohungen, denen Israel täglich ausgesetzt ist. Der Vorfall entfaltete sich am helllichten Tag auf der stark befahrenen Schnellstraße 443, wo Menschen unterwegs sind, die nichts anderes im Sinn haben als Heimweg, Arbeit oder Alltag. Und ausgerechnet dort inszenierten Schahada und sein Komplize Noh Al-Aassam eine Szene, die jede Warnung vor falschen Signalen, Tarnungen und missbrauchten Uniformteilen bestätigt: Eine getarnte Maschine mit einem manipulierten Kennzeichen, ein blaues Blinklicht wie bei der Polizei, Kleidung in Sicherheitsfarben, dazu ein Arsenal aus M-6, Pistole, Munition und Benzinflaschen.

Eine Straße, ein Hinterhalt, ein Irrtum mit tödlicher Konsequenz

Die beiden Männer hatten ihr Ziel längst ausgewählt: zwei Personen aus Lod, die Opfer eines kriminellen Racheakts werden sollten. Sie postierten sich am Straßenrand bei Modiin, warteten auf das Fahrzeug der Rivalen und eröffneten das Feuer, als der Wagen die Stelle erreichte. Fünf Schüsse krachten durch die Frontscheibe, Menschen wurden verletzt, und ein Querschläger traf sogar ein entgegenkommendes Auto. Auf dem Asphalt blieb nichts als Chaos, Rauch und Panik.

Während die Opfer schwer verletzt flohen, jagten die Täter ihnen nach. Niemand, der zufällig vorbeikam, hätte unterscheiden können, ob es sich um ein Attentat, ein Gefecht oder einen Zusammenstoß rivalisierender Gruppen handelte. Der Motor des gejagten Wagens versagte schließlich, die Verfolgten rannten um ihr Leben, und die Bewaffneten setzten ihnen zu Fuß nach.

In genau diesem Augenblick fuhr Sargiej Metetov vorbei. Er hörte Schreie, verstand die Situation als Angriff, glaubte, Terroristen vor sich zu haben, und reagierte so, wie viele Israelis reagiert hätten: entschlossen, instinktiv, ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit. Er verließ sein Auto, versuchte, Deckung zu finden, und bereitete sich darauf vor, einzugreifen. Dieser Mut, dieser Impuls, anderen beizustehen, wurde ihm zum Verhängnis. Zwei Kugeln aus der Waffe Al-Aassams trafen ihn tödlich.

Ein Land, das auf der Hut ist – und ein Staat, der solche Taten nicht dulden darf

Kurz darauf erreichten Soldaten einer Spezialeinheit die Szene, alarmiert durch Notrufe, die ebenfalls von einem Terrorangriff ausgingen. Auch sie hielten die Motorradfahrer für Angreifer, eröffneten das Feuer, töteten Al-Aassam und verletzten Schahada, der dennoch versuchte zu fliehen. Erst nach einer wilden Verfolgung, bei der er bei Rot durch Kreuzungen raste und auf der Gegenfahrbahn fuhr, konnten Einsatzkräfte ihn festnehmen.

Die Anklage wirft ihm nun vorsätzlichen Mord unter erschwerenden Umständen, versuchten Mord, Waffenbesitz, Gefährdung des Verkehrs und weitere schwere Delikte vor. Die Staatsanwaltschaft spricht von einem enthemmten Gewaltakt, der bewusst in Kauf nahm, dass unbeteiligte Menschen getroffen werden könnten. Metetov, der keinerlei Verbindung zum kriminellen Konflikt hatte, ist nun das Gesicht dieser zerstörerischen Gleichgültigkeit geworden.

Was bleibt, ist die Verantwortung, diesen Fall nicht als bloßen Exzess abzutun. Terror und Kriminalität verschmelzen, wenn Täter ihre Gewalt mit Symbolen der Staatsmacht tarnen. Wenn Bürger nicht mehr erkennen können, ob sie einem Sicherheitsbeamten oder einem Mörder gegenüberstehen, wird die Öffentlichkeit verletzt – nicht nur körperlich, sondern im Vertrauen. Und der Staat muss konsequent zeigen, dass er solche Grenzverwischungen nicht hinnimmt. Die Härte der Anklage ist ein Schritt dazu.

Für die Familie von Sargiej Metetov ist es ein schwacher Trost. Ihr Angehöriger starb, weil er half. Sein Tod erinnert daran, wie teuer Zivilcourage in einem Umfeld werden kann, in dem Verbrecher sich zu Tätern mit politischen Anstrich stilisieren – und damit Leben zerstören, die nie Teil ihres Konflikts waren.


Autor: Redaktion
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Samstag, 15 November 2025

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