Israel bereitet den nächsten Schlag vor

Israel bereitet den nächsten Schlag vor


Während Hamas erneut gegen die Feuerpause verstößt, macht der Generalstabschef klar: Die Armee plant den schnellen Übergang zu einer groß angelegten Offensive jenseits des gelben Korridors – und will verhindern, dass der Terror wieder Fuß fasst.

Israel bereitet den nächsten Schlag vor

Israel steht an einem heiklen Punkt dieser langen, erschöpfenden Auseinandersetzung. Offiziell herrscht eine Feuerpause, doch aus der Realität auf dem Boden spricht längst ein anderes Bild. Aus dem östlichen Teil von Gaza-Stadt werden schwere Angriffe gemeldet, nachdem Hamas erneut gegen die Vereinbarungen verstoßen hat. Die israelische Armee bleibt damit im permanenten Bereitschaftsmodus – und denkt längst in größeren, strategischeren Dimensionen.

Generalstabschef Herzi Halevi wurde vor wenigen Tagen abgelöst; sein Nachfolger, Generalstabschef Ejal Zamir, reist nun regelmäßig in die südlichen und östlichen Einsatzräume, um sich ein direktes Bild zu verschaffen. Bei einem Besuch in Rafah umriss er die kommende Phase der Operation – und sprach ungewöhnlich offen über die Absichten. Während die Armee weiter entlang des gelben Korridors operiert, jenes Sicherheitsgürtels, der mittlerweile rund die Hälfte des Gazastreifens umfasst, bereitet sie eine schnelle Erweiterung der Kontrollzone vor. Zamir stellte klar: Israel könne innerhalb kurzer Zeit zu einer großflächigen Bodenoffensive übergehen, sollte Hamas weiterhin versuchen, sich neu zu bewaffnen oder operative Strukturen wiederherzustellen.

Der gelbe Korridor gilt als neuralgischer Punkt dieser Kriegsphase. Er ermöglicht die Kontrolle über den Warenfluss, die Überwachung der Hauptzugänge Gazas sowie eine effektive Unterbindung von Waffen- und Kämpferbewegungen. Die Armee räumt dort weiterhin Tunnel, überwindet Sprengfallen, beseitigt terroristische Nester – ein mühseliger, risikoreicher Prozess, aber die einzige Möglichkeit, langfristig Sicherheit herzustellen. Laut Zamir behält Israel damit die Initiative und verhindert, dass Hamas ausgerechnet in einer Phase der Waffenruhe erneut Stärke gewinnt.

Gleichzeitig arbeitet die Armee an einem zweiten, nicht weniger wichtigen Strang: der systematischen Aufarbeitung des 7. Oktober. In der vergangenen Woche liefen umfassende Untersuchungen innerhalb der Kommandostrukturen. Zamir sprach offen über Fehler, Verantwortung und die Notwendigkeit einer radikalen Lernkultur. Für die israelische Öffentlichkeit ist diese Transparenz ein zentraler Punkt – denn der Schock von damals sitzt tief, und die Erwartung, dass die Armee daraus Konsequenzen zieht, ist allgegenwärtig.

Doch während die interne Selbstprüfung läuft, bleibt die Operation im Gazastreifen ein hochdynamisches Gefecht. Terrorzellen versuchen immer wieder, verbliebene Infrastruktur zu reaktivieren; vereinzelte Raketenabschüsse und Angriffe bestätigen, dass Hamas die Feuerpause taktisch nutzt, nicht politisch. In Jerusalem ist man sich bewusst: Jede Nachlässigkeit könnte in wenigen Wochen eine neue Eskalation bedeuten.

Zamir fasste die Lage bei seinem Besuch im Süden zusammen: Israel kontrolliert mehr als die Hälfte des Territoriums Gazas, ohne jedoch die Zivilbevölkerung zu verwalten. Es geht nicht um Besatzung, sondern um Sicherheit – um die Unterbindung von Waffenströmen, die Zerschlagung von Befehlsketten, die präzise Überwachung von Bewegungsachsen. Der Generalstabschef sprach von „ständiger Bereitschaft zur schnellen Kehrtwende“ – einer Metapher für ein mögliches Umschalten aus der defensiven Haltung in eine koordinierte Offensive.

Dass diese Option ernsthaft auf dem Tisch liegt, zeigt nicht zuletzt der Umgang mit den Tunnelkomplexen, deren vollständige Zerstörung in den kommenden Monaten realistisch erscheint. Israel weiß: Jede dieser Strukturen ist eine Lebensader für Hamas – und deren Beseitigung eine Voraussetzung für das, was folgen muss: langfristige Stabilität.

In seiner Ansprache an die Soldaten erinnerte Zamir an den dunklen Tag des 7. Oktober – und an die militärischen Erfolge seitdem. Beides gehört in ein Gesamtbild, das Israel weiter begleitet. Der Krieg ist nicht vorbei. Die Ruhe ist keine Ruhe. Und die nächsten Wochen könnten darüber entscheiden, ob Hamas noch einmal in der Lage sein wird, die Region zu destabilisieren – oder ob Israel den entscheidenden Schritt macht, die Bedrohung jenseits des gelben Korridors endgültig auszuschalten.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Sonntag, 16 November 2025

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