Deutschland sucht Israels Nähe: Merz und Netanjahu im sicherheitspolitischen SchulterschlussDeutschland sucht Israels Nähe: Merz und Netanjahu im sicherheitspolitischen Schulterschluss
Beim jüngsten Telefonat zwischen dem israelischen Premier und dem deutschen Kanzler klang vieles höflich – entscheidend aber ist, was unausgesprochen mitschwingt: Deutschland braucht Israel sicherheitspolitisch mehr denn je.
Wenn in Jerusalem und Berlin ein „gutes und freundliches Gespräch“ vermeldet wird, lohnt es sich genauer hinzusehen. Hinter dieser diplomatischen Formel steckt weit mehr als ein routinemäßiger Austausch zweier Regierungschefs. Das Telefonat zwischen Premierminister Benjamin Netanjahu und dem deutschen Kanzler Friedrich Merz zeigt, wie eng verwoben die sicherheitspolitischen Interessen beider Länder inzwischen geworden sind – und welche Verantwortung Israel heute in Europas strategischem Denken trägt.
Auslöser des erneuten Austauschs war eine Äußerung Merz’, die die britische Zeitung Telegraph öffentlich machte. Auf dem G7-Gipfel im Juni soll der Kanzler gesagt haben: „Israel erledigt die schmutzige Arbeit für uns alle“ – eine Formulierung, die man in Deutschland sonst nicht zu hören bekommt. Doch ihre Bedeutung ist eindeutig: Berlin weiß, dass Israels militärische Stärke ein Schutzschild gegen jene Akteure ist, die den Westen insgesamt bedrohen – allen voran das iranische Regime und seine Stellvertreter.
Diese Lageanalyse wird in den Reihen der CDU offen angesprochen. Abgeordnete erklären inzwischen, Deutschland sei sicherheitstechnisch „massiv abhängig“ von Israel geworden. Das passt zu der rasanten Neuorientierung der deutschen Verteidigungspolitik seit Beginn des Ukraine-Krieges und der wachsenden Bedrohung durch Iran. Rüstungsgüter, Raketenabwehr, Informationstechnologie – Israel liefert dort Lösungen, wo die deutsche Industrie über Jahre versäumt hat zu investieren.
Israels Verteidigungsapparat reagiert darauf mit einer Mischung aus Realismus und Selbstbewusstsein. Führende Sicherheitsbeamte sagten dem Telegraph, man sei „stolz“, eine zentrale Rolle in Deutschlands Wiederaufrüstung zu spielen. Dieser Satz ist nicht nur eine freundliche Geste – er zeigt, wie weit sich das israelisch-deutsche Verhältnis verändert hat. Aus der einst heiklen Partnerschaft ist eine strategische Allianz geworden.
Im Hintergrund steht auch die diplomatische Front im Nahen Osten. Schon im Oktober hatte Merz in einem Gespräch mit Netanjahu die von US-Präsident Donald Trump vorgelegte Feuerpause-Initiative für Gaza ausdrücklich unterstützt. Er nannte den amerikanischen Entwurf „die beste Chance für Frieden, für die Geiseln und für Gaza“. Dass ein deutscher Regierungschef sich so klar hinter Washington und Jerusalem stellt, unterstreicht die neue Ausrichtung Berlins: weniger Zögern, mehr strategische Klarheit.
Das erneute Telefonat zeigt daher mehr als nur Höflichkeit. Es markiert einen Moment, in dem Deutschland anerkennt, wie sehr es auf Israels Erfahrung, Innovationskraft und Wehrhaftigkeit angewiesen ist. Und es zeigt, wie Israel diese Rolle annimmt – nicht aus Leichtfertigkeit, sondern aus dem Bewusstsein, dass sein Kampf gegen iranische Expansionspolitik und Terrornetzwerke weit über die Region hinaus wirkt.
In einer Welt, in der autoritäre Regime immer enger zusammenarbeiten, wächst die Bedeutung verlässlicher Partnerschaften. Das Gespräch zwischen Netanjahu und Merz ist ein Hinweis darauf, dass diese Partnerschaft nicht nur bestehen bleibt, sondern sich weiter vertieft. Für Israel bedeutet das Rückhalt in Europa. Für Deutschland bedeutet es die Erkenntnis, dass Sicherheit nicht länger national gedacht werden kann – und dass Jerusalem dabei unverzichtbar bleibt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: GPO
Montag, 17 November 2025