Libanons Finanzsektor unter Druck: Die Geldquellen der Hisbollah geraten ins Wanken

Libanons Finanzsektor unter Druck: Die Geldquellen der Hisbollah geraten ins Wanken


Neue Regelungen der libanesischen Zentralbank treffen eine der sensibelsten Schwachstellen der Hisbollah: ihr Finanznetz. Während die Organisation scharf reagiert, zeigt sich immer klarer, wie tief iranische Geldflüsse im libanesischen System verankert sind.

Libanons Finanzsektor unter Druck: Die Geldquellen der Hisbollah geraten ins Wanken

Die aktuelle Entwicklung im Libanon zeigt eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse, die für Israel von erheblicher Bedeutung ist. Die libanesische Zentralbank verschärft ihre Maßnahmen gegen Bargeldgeschäfte, Finanztransfers und undurchsichtige Wechselstuben – Bereiche, die seit Jahren zentrale Kanäle für die Finanzierung der Hisbollah darstellen. Einem Bericht des regimennahen Blatts A-Diyar zufolge sorgt der neue Rundbrief der Zentralbank im Umfeld der Organisation für Nervosität. Die Vorgaben sind eindeutig: Für Bargeldtransaktionen ab 1.000 Dollar müssen künftig umfassende Daten offengelegt werden, darunter detaillierte Angaben zu Einnahmen, Vermögen, Wohnsituation und finanziellen Abläufen.

Vertreter der Hisbollah reagierten mit deutlich erkennbarer Unruhe. Parlamentsmitglied Ali Fayad warf der Zentralbank vor, „den Forderungen der USA nachzugeben“ und von nationaler Souveränität abzuweichen. Noch deutlicher äußerte sich Generalsekretär Naim Qassem, der die US-Politik beschuldigte, „den gesamten Libanon unter Druck zu setzen“, um die Finanzadern der Organisation zu treffen. Allein diese Reaktionen zeigen, wie empfindlich Hisbollah auf die neuen Auflagen reagiert – denn sie treffen exakt jene Strukturen, die ihre militärischen und politischen Aktivitäten im Land seit Jahren ermöglichen.

Internationale Berichte verdeutlichen, warum die US-Behörden ihre Anstrengungen ausweiten. Nach Angaben emiratischer Quellen übergab der amerikanische Unterstaatssekretär John Hurley der libanesischen Regierung eine Liste von 27 Firmen und Wechselstuben, denen aktive Beteiligung an Geldwäsche und Weiterleitung iranischer Gelder vorgeworfen wird. Das US-Finanzministerium bestätigte, dass Hisbollah über geschmuggelte und aus dem Ausland transferierte Mittel ihre militärischen Einheiten finanziert und beschädigte Infrastruktur wieder aufbaut – ein Hinweis darauf, wie eng die Organisation mit dem iranischen Quds-Apparat verbunden bleibt.

Laut den vorliegenden Informationen flossen allein im Jahr 2025 über eine Milliarde Dollar aus Iran an die Hisbollah, oft über komplexe Netzwerke von Finanzdienstleistern. Die neuen Maßnahmen der Zentralbank sollen genau diese Strukturen erschweren: verpflichtende „Know Your Customer“-Angaben für Bargeldgeschäfte, schärfere Kontrollen im elektronischen Zahlungsverkehr, eine engere Verzahnung mit US-Datenbanken und strengere Regeln für Anbieter von digitalen Geldbörsen. Die libanesischen Behörden sehen sich vor die Aufgabe gestellt, ein paralleles Finanzsystem zurückzudrängen, das im Kern von iranischem Einfluss profitiert und die Stabilität des Landes untergräbt.

Ein deutliches Signal kam zudem Anfang November, als die USA Sanktionen gegen mehrere Schlüsselpersonen verhängten, die an der Weiterleitung iranischer Gelder beteiligt waren. Diese Akteure sind nun auf der Terrorliste geführt – ein weiterer Schritt in dem Versuch, die finanziellen Ressourcen der Hisbollah einzugrenzen und ihre Handlungsspielräume zu reduzieren.

Für Israel stellt diese Entwicklung eine seltene, aber bedeutende Veränderung dar. Der libanesische Finanzsektor, der seit Jahren eine tragende Rolle bei der Versorgung der Hisbollah spielt, wird unter internationalen Druck gestellt, transparenter zu arbeiten und Schlupflöcher zu schließen. Je stärker die Finanzstrukturen der Organisation eingeschränkt werden, desto begrenzter ist ihre Fähigkeit, militärische Stärke aufzubauen, Raketenarsenale zu erweitern oder ihre Präsenz entlang der Grenze zu festigen.

Auch wenn unklar bleibt, ob die libanesischen Behörden die neuen Vorschriften langfristig durchziehen, ist die Richtung eindeutig: Die bisherige finanzielle Bewegungsfreiheit der Hisbollah schrumpft. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob daraus ein nachhaltiger Trend entsteht – oder ob iranische Strukturen versuchen werden, neue Wege zu schaffen, um ihren wichtigsten Verbündeten im Libanon weiter zu versorgen.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Tasnim News Agency, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=154809051


Mittwoch, 19 November 2025

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