Riad setzt klare Grenzen: Warum Saudi-Arabien ohne Zwei-Staaten-Lösung nicht auf Israel zugehtRiad setzt klare Grenzen: Warum Saudi-Arabien ohne Zwei-Staaten-Lösung nicht auf Israel zugeht
Kurz vor dem Treffen zwischen Donald Trump und Mohammed bin Salman bekräftigt ein ranghoher saudischer Insider gegenüber N12: Ohne Zwei-Staaten-Lösung gibt es keine Normalisierung mit Israel – und auch Druck aus Washington werde daran nichts ändern.
Während Präsident Donald Trump die diplomatische Bühne mit neuem Optimismus füllt und von einer möglichen saudischen Annäherung an Israel spricht, kommt aus Riad eine Botschaft, die jede Euphorie abkühlt. Ein hochrangiger Vertreter des saudischen Königshauses betonte gegenüber N12, was die Führung des Landes seit Monaten konsequent wiederholt: Ohne eine anerkannte Zwei-Staaten-Lösung auf Grundlage der Grenzen von 1967 wird es keinerlei Normalisierung mit Israel geben.
Diese Position ist nicht neu – aber sie wird nun mit einer Deutlichkeit bekräftigt, die zeigt, dass Riad sich weder von Stimmungslagen noch von politischen Wünschen aus Washington treiben lässt. Der saudische Insider machte klar: „Trump wird keinen Druck ausüben – und selbst wenn, es würde zu keiner Normalisierung führen.“ Damit signalisiert Saudi-Arabien, dass sich die geopolitischen Prioritäten der Golfmonarchie nicht auf kurzfristige Impulse reduzieren lassen.
Trump setzt auf Annäherung – doch Riad bleibt strategisch
Nur wenige Tage vor der Begegnung im Weißen Haus hatte Trump die Hoffnung auf eine historische Annäherung befeuert. Der US-Präsident sprach davon, dass Saudi-Arabien kurz davor stehe, den Abraham-Abkommen beizutreten – eine Vision, die er seit seinem Amtsantritt wiederbelebt sieht. Doch Riad verfolgt eine langfristige Linie: Normalisierung ist möglich, aber nicht um jeden Preis.
Der saudische Insider formulierte die Bedingungen unmissverständlich:
• Riad erwartet eine israelische Regierung, die die Zwei-Staaten-Lösung akzeptiert.
• Es wird keine Abkürzungen geben, unabhängig von internationalen Erwartungen.
• Die Entscheidung liege nicht in Washington, sondern in Jerusalem.
Die Botschaft trifft Israel zu einem Zeitpunkt, in dem die innenpolitische Landschaft fragmentiert ist, während Premierminister Benjamin Netanjahu eine Anerkennung eines palästinensischen Staates weiterhin kategorisch ablehnt.
Waffen, Atomenergie – und ein Machtspiel auf globaler Ebene
Der saudische Vorstoß ist kein isolierter diplomatischer Satz, sondern eingebettet in einen breiteren strategischen Kontext. Beim bevorstehenden Treffen in Washington werden laut dem Informanten zentrale Fragen verhandelt:
• Sicherheitsabkommen zwischen den USA und Saudi-Arabien
• Kooperation im Bereich ziviler Atomenergie
• Rüstungsdeals – darunter Interesse an F-35-Kampfjets
Doch auch hier setzt Riad klare Signale der Unabhängigkeit. Der Insider betonte, dass man nicht zwangsläufig auf amerikanische Systeme angewiesen sei: „Wenn wir keine F-35 aus den USA kaufen, kaufen wir moderne Waffen eben anderswo.“ Damit zeigt Saudi-Arabien, dass es seine militärische Modernisierung diversifiziert – ein Wink an Washington, aber auch an globale Rüstungspartner.
Warten auf 2026: Riad blickt auf Jerusalem, nicht auf Washington
Der saudische Vertreter machte zudem einen Punkt deutlich, der die strategische Geduld der Golfmonarchie zeigt: Eine Normalisierung hängt von einer künftigen israelischen Regierung ab, nicht von der jetzigen.
Nach saudischer Einschätzung könnte sich ein Wechsel erst Ende Oktober 2026 ergeben – erst dann, so heißt es in Riad, könnte eine Regierung entstehen, die zu einer Zwei-Staaten-Lösung bereit ist. Bis dahin bleibe die Tür zwar nicht geschlossen, aber mit einem unmissverständlichen Vorhängeschloss gesichert.
Diese Aussage verdeutlicht: Saudi-Arabien führt keine impulsiven Entscheidungen herbei. Das Königshaus spielt langfristig – und wartet auf ein politisches Umfeld in Israel, das eine diplomatische Öffnung realistisch macht.
Eine geopolitische Wegscheide
Die saudische Klarstellung ist mehr als ein diplomatischer Hinweis. Sie zeichnet die künftigen Linien der Nahostpolitik neu:
• Trump kann Rahmenbedingungen schaffen – entscheiden müssen andere.
• Israel wird nicht an Saudi-Arabien herantreten, solange es keine Lösung für die Palästinenserfrage anbietet.
• Riad signalisiert Stärke: Es kann warten, verhandeln und Alternativen verfolgen.
In einer Region, die von Konflikten, Machtverschiebungen und strategischen Interessen geprägt ist, unterstreicht Saudi-Arabien damit eines: Normalisierung ist kein Geschenk – sie ist ein politischer Vertrag mit klaren Bedingungen.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By B.alotaby - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=69289480
Mittwoch, 19 November 2025