US-Botschafter trifft Pollard – ein Vorgang, der Washington alarmiertUS-Botschafter trifft Pollard – ein Vorgang, der Washington alarmiert
Ein stilles Treffen in der US-Botschaft, ein Mann, der für die einen Verräter und für die anderen ein Held ist – und ein Botschafter, der damit rote Linien überschreitet. Die Begegnung zwischen Mike Huckabee und Jonathan Pollard wirft Fragen nach Washingtons Kontrolle, Loyalitäten und diplomatischer Klarheit auf.
Das Zusammentreffen zwischen dem amerikanischen Botschafter in Israel, Mike Huckabee, und dem ehemaligen israelischen Aufklärungsagenten Jonathan Pollard hat in den USA einen politischen Nachhall ausgelöst, der weit über den symbolischen Wert hinausgeht. Denn zum ersten Mal seit Pollards Entlassung aus der langjährigen Haft öffnete ein amtierender US-Diplomat die Tür für ein persönliches Gespräch – und tat dies offenbar ohne Wissen des Weißen Hauses. Allein dieser Umstand macht die Begegnung zu einem warnenden Signal über interne Abstimmungen in Washington und darüber, wie explosiv das Thema Pollard auch nach Jahrzehnten bleibt.
Pollard bestätigte, dass das Gespräch im Juli in der US-Botschaft stattfand und “freundlich” gewesen sei. Doch die Tatsache, dass die Begegnung weder im offiziellen Terminkalender des Botschafters auftauchte noch der US-Regierung vorab gemeldet wurde, verstört hochrangige amerikanische Sicherheitskreise bis heute. In Washington gilt Pollard nach wie vor als einer der schwerwiegendsten Fälle unautorisierten Informationsabflusses in der modernen US-Geheimdienstgeschichte.
Für Israel dagegen ist Pollard ein Mann, der aus Loyalität handelte und für seine Überzeugung einen hohen Preis zahlte. Als er 2020 nach Israel auswanderte, empfing ihn die politische Führung mit sichtbarer Wärme – ein Moment nationaler Wiedergutmachung.
In diplomatischen Kreisen ist klar: Wenn ein Botschafter sich mit jemandem trifft, den der eigene Staat jahrzehntelang als gefährlichen Verräter betrachtete, muss der Schritt politisch abgestimmt sein. Dass dies nicht der Fall war, ließ im Weißen Haus die Alarmglocken schrillen. Befürchtet wird, dass Huckabee ein politisches Signal senden wollte – eines, das nicht der offiziellen Linie entspricht und das Vertrauen zwischen den amerikanischen Behörden belastet.
Aus israelischer Sicht steht jedoch ein anderer Punkt im Vordergrund: Das Treffen zeigt, dass Washington zwar irritiert ist, aber Pollards Name längst nicht mehr denselben toxischen Charakter besitzt wie einst. Die tiefer werdenden strategischen Bande zwischen Israel und den USA haben alte Konflikte nicht gelöscht, aber eingehegt.
Pollard war nie reuig, und er sah seine Handlungen stets im Dienst der Sicherheit Israels – nicht als Angriff auf die USA. In Amerika hingegen gilt er als Symbol für die Gefahr, die entsteht, wenn Vertrauen in Nachrichtendiensten missbraucht wird. Dass er nun öffentlich erklärt, politische Ämter in Israel anzustreben, unterstreicht seine Überzeugung, eine nationale Aufgabe zu erfüllen – eine Haltung, die in Israel Anerkennung und in den USA Skepsis hervorruft.
Der Vorfall legt ein Spannungsfeld offen, das beide Staaten kennen, aber selten offen aussprechen: Die emotionale und historische Tiefe des israelisch-amerikanischen Verhältnisses erzeugt manchmal Konflikte an den Rändern, in denen Loyalitäten geprüft und Verantwortlichkeiten neu definiert werden.
Für Jerusalem ist das Treffen ein Hinweis darauf, dass zentrale Entscheidungsträger in den USA unterschiedlich denken können – selbst innerhalb der gleichen Regierung. Für Washington ist es eine Erinnerung daran, wie sensibel die Balance zwischen strategischer Partnerschaft und institutioneller Kontrolle bleibt.
Und für Pollard selbst? Für ihn ist es ein weiterer Baustein seiner Rückkehr in das öffentliche Leben Israels – ein Schritt, der zeigt, dass sein Name auch Jahrzehnte nach seiner Festnahme noch politische Wucht besitzt.
Autor: Redaktion
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Freitag, 21 November 2025