Die Falle von Rafah: Warum die letzten Hamas-Zellen im Tunnelnetz um ihr Überleben kämpfen

Die Falle von Rafah: Warum die letzten Hamas-Zellen im Tunnelnetz um ihr Überleben kämpfen


Unter Rafah sitzten eingeschlossene Hamas-Terroristen fest. Mit jedem Tag schrumpfen Vorräte, Moral und Optionen. Israel hält den Druck, doch die Entscheidung über das weitere Vorgehen bleibt heikel – auch weil die Terroristen versuchen, die Lage politisch auszuschlachten.

Die Falle von Rafah: Warum die letzten Hamas-Zellen im Tunnelnetz um ihr Überleben kämpfen

In Rafah spielt sich seit Wochen ein zäher, fast lautloser Kampf ab – einer, der kaum Schlagzeilen macht, aber für Israels Sicherheit von großer Bedeutung ist. In einem begrenzten Abschnitt unter der Erde sitzen dutzende Hamas-Terroristen fest, abgeschnitten von ihren Kommandostrukturen, geschwächt von Wassermangel, Hunger und der ständigen Angst, entdeckt zu werden.

Die Männer, die einst als Teil der militärischen Infrastruktur des Gazastreifens agierten, sind heute Überreste eines Systems, das unter dem Druck gezielter israelischer Operationen zusammengebrochen ist. Israel hat bisher bewusst keine finale Entscheidung über die Räumung der Tunnel getroffen, weil jeder Eingriff innerhalb des Waffenstillstands politische Sprengkraft besitzt. Doch während Jerusalem abwägt, vollzieht sich unter der Erde ein beschleunigter Zerfall.

Ein Tunnel, der zur Falle wurde

Innerhalb eines Radius von wenigen Hundert Metern halten sich nach israelischen Schätzungen zwischen sechzig und achtzig Terroristen auf. Einige Segmente des Tunnelsystems sind zerstört, andere blockiert – vermutlich infolge früherer Luftschläge. Die Eingeschlossenen berichten in Verhören, sie hätten keinen Zugang zueinander und wüssten nicht, wer von den eigenen Leuten überhaupt noch lebt. Mindestens zehn seien dort bereits gestorben.

Jeder Versuch, sich an die Oberfläche zu retten, endet nahezu identisch: Die israelischen Kräfte beobachten den Bereich dauerhaft. Am Freitag erschossen Soldaten sechs bewaffnete Männer, die aus dem verschütteten Abschnitt herauskrochen. Am Samstag folgten fünf weitere. Fünf Terroristen ergaben sich und wurden dem Inlandsgeheimdienst überstellt. Sie beschrieben sich als körperlich ausgezehrt und ohne Hoffnung auf Versorgung: Wasser knapp, Nahrung praktisch aufgebraucht, das System kollabiert.

Der Druck wächst – und birgt Risiken

Israels Sicherheitsapparat geht davon aus, dass die eingeschlossenen Hamas-Zellen versuchen werden, den zunehmenden inneren Druck durch Angriffe auf Soldaten abzuleiten. Gleichzeitig versucht die Führung des Terrorapparats, die Lage politisch zu instrumentalisieren.

Nach einer Reihe gezielter israelischer Luftangriffe auf Hamas-Positionen am Samstag wandte sich die Organisation über Vermittler an die USA und andere Beteiligte und klagte über das Vorgehen Israels. Die Behauptung: Die Angriffe gefährdeten den Waffenstillstand.

Tatsächlich war der Auslöser ein klarer Bruch durch Hamas selbst. Ein bewaffneter Terrorist überschritt am Morgen die vereinbarte Linie und griff israelische Kräfte an. Er wurde umgehend getötet. Israel reagierte anschließend mit gezielten Schlägen gegen verantwortliche Kommandeure. Jerusalem bekräftigte, man halte sich an den Waffenstillstand – aber jeder Angriff auf Soldaten werde beantwortet.

Dass Hamas unmittelbar darauf die Vermittler mobilisierte, zeigt vor allem, wie sehr die Organisation bemüht ist, internationale Sympathie zu erzeugen. Während unterirdisch Männer hungern, tritt die politische Ebene nach außen auf, als stünde sie selbst unter Druck – und nicht die Terroristen, die das Tunnelsystem gebaut und es wissentlich mit eigenen Kämpfern gefüllt hat.

Die Lage vor Ort: ein brüchiger Waffenstillstand

Parallel zu den Ereignissen in Rafah griffen israelische Jets weitere Hamas-Stellungen in der Region an. Nach Angaben aus Gaza wurden bei Angriffen in Rimal, Nuseirat und Deir al-Balah mehrere Personen getötet. Israel bezeichnete dabei fünf der Getroffenen als hochrangige Mitglieder der Terrororganisation, die während des Waffenstillstands operativ aktiv gewesen seien.

Die Führung in Jerusalem machte klar, dass ihre Reaktion im Einklang mit den gemeinsam definierten Regeln steht: Verstöße der Hamas – auch am humanitären Korridor – werden nicht toleriert. Die US-Regierung bestätigte diese Darstellung und erklärte, der getötete Hamas-Mann habe sich bewusst von der roten in die grüne Zone bewegt, um israelische Stellungen anzugreifen.

Ein Kampf, der unter der Erde entschieden wird

Die Bilder aus Rafah sind nicht spektakulär. Sie zeigen keine Kämpfe auf offener Straße, keine Panzerkolonnen, keinen Lärm. Doch gerade deshalb ist der Ort ein Brennglas der gegenwärtigen Lage: Eine Terrororganisation, die ihre verbliebenen Kämpfer bis zuletzt in einem kollabierten Labyrinth versteckt; ein Waffenstillstand, dessen Einhaltung allein von Israels Zurückhaltung abhängt; ein politisches Spiel, in dem selbst die Lage unter dem Boden als Verhandlungsmasse missbraucht wird.

Israel steht in Rafah vor einer Entscheidung, die nicht militärisch, sondern strategisch ist. Doch eines ist offensichtlich: Je länger Hamas in diesem Tunnelkomplex eingeschlossen bleibt, desto stärker verliert sie die Kontrolle über den letzten Rest ihrer Struktur vor Ort.

Die Frage ist nicht, ob die Tunnel geräumt werden – sondern wann die Bedingungen so weit gereift sind, dass ein solcher Schritt den übergeordneten Zielen Israels dient.


Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF


Samstag, 22 November 2025

haOlam via paypal unterstützen


Hinweis: Sie benötigen kein PayPal-Konto. Klicken Sie im nächsten Schritt einfach auf „Mit Debit- oder Kreditkarte zahlen“, um per Lastschrift oder Kreditkarte zu unterstützen.
empfohlene Artikel
weitere Artikel von: Redaktion

haOlam.de – Gemeinsam in die Zukunft

Nach dem Tod des Herausgebers führen wir haOlam.de weiter. Für dieses umfangreiche Projekt suchen wir finanzielle Unterstützer sowie Anregungen und Hinweise zu technischen Fehlern während der laufenden Überarbeitung.

Kontakt: redaktion@haolam.de

Danke für eure Unterstützung!


meistgelesene Artikel der letzten 7 Tage