Huthi-Terror gegen Helfer: Wie Irans Stellvertreter Menschen verschwinden lassen – und warum die Welt wieder schweigtHuthi-Terror gegen Helfer: Wie Irans Stellvertreter Menschen verschwinden lassen – und warum die Welt wieder schweigt
Entführt, isoliert, als „Spione Israels“ verleumdet: Die Huthis nehmen UN- und NGO-Mitarbeiter ins Visier – und benutzen deren Familien als Druckmittel. Die Fälle zeigen, wie tief Teherans Netz reicht und warum niemand im Westen noch behaupten kann, diese Miliz sei „lokal begrenzt“.
Die Nachrichten aus Sanaa klingen wie aus einer vergangenen Epoche, in der Diktaturen Menschen verschwinden ließen und die Welt nur achselzuckend zusah. Doch das hier geschieht jetzt, im Jahr 2025. In dem von den Huthis kontrollierten Teil des Jemen verschwinden Hilfsorganisationen nicht einfach unter Trümmern oder unter Bomben – sie werden von der Miliz gezielt ausgeschaltet. Mitarbeiter der UN, von NGOs, Ärzte, Berater. Viele von ihnen sind Menschen, die ihr Leben darauf ausgerichtet haben, Leid zu lindern. Und plötzlich gelten sie als „Spione Israels“, isoliert von ihren Familien, oft ohne Kontakt, immer ohne Anklage.
Es ist ein Terror, der nicht laut daherkommt, sondern als schleichende Zerstörung menschlicher Würde. Die Familien sprechen von sich selbst als „Geister von Menschen“. Die Huthis wissen genau, was sie tun: Sie treffen nicht nur die Einzelnen, sondern deren gesamte soziale Struktur. Sie schneiden Verbindungen ab, zersetzen Vertrauen und schüren Angst – Methoden, die sie aus demselben ideologischen Werkzeugkasten beziehen wie ihr Patron in Teheran.
Der Fall des UN-Experten Ahmed al-Yamani steht stellvertretend für viele. Vor den Augen seiner Familie wurde er im Juni abgeführt. Waffen auf Verwandte gerichtet, Frauen in Nebenräume gedrängt, das Haus durchsucht wie bei einem Kriegsverbrechen. Seither: fast völlige Funkstille. Ein kurzes, kontrolliertes Treffen im August, danach Stille. Dieselbe Masche im Fall des UNICEF-Beraters Ali Mudhwahi, der blindfolded aus seinem Büro geführt wurde. Monate ohne Kontakt. Sporadische Telefonate, wenige Minuten lang, ein erschöpfter, gebrochener Klang in der Stimme.
Eine Ermittlung, ein Gerichtsverfahren, eine Anklage? Nichts. Stattdessen Propaganda: Die Miliz behauptet, die Männer hätten „hochentwickelte israelfreundliche Spionagesysteme“ bei sich getragen. Es ist das immergleiche Muster der Proxy-Milizen, die der Iran finanziert, bewaffnet und politisch schützt: Die USA, Europa und Israel werden zur allgegenwärtigen Ausrede für Gewalt gegen Zivilisten.
Diese Entführungen sind keine lokale Randnotiz einer isolierten Gruppe. Sie sind Teil eines größeren Netzes, das im Nahen Osten seit Jahren wächst. Die Huthis im Jemen, die Hisbollah im Libanon, die pro-iranischen Milizen im Irak und Syrien – sie alle arbeiten nach denselben Prinzipien: Territorium kontrollieren, Gesellschaften einschüchtern, Institutionen unterwandern und den Westen für jedes Verbrechen verantwortlich machen. Wer sich ihnen in den Weg stellt, sei es Journalist, Arzt oder Lehrer, wird bedroht. Wer humanitäre Arbeit leistet, wird zum Feind erklärt.
Die israelische Perspektive auf diese Vorgänge ist eindeutig: Die Huthis gehören zu jenem Ring von Iran-Verbündeten, der seit Jahren versucht, Israel strategisch einzukreisen – im Süden über den Jemen und das Rote Meer, im Norden über die Hisbollah, im Osten über den Irak. Die Entführungen von UN-Mitarbeitern sind somit kein isoliertes Verbrechen, sondern ein Angriff auf jene internationale Ordnung, die Israel seit Jahrzehnten verteidigt sieht: Transparenz, zivile Institutionen, unabhängige Hilfe.
Und trotzdem ist der Westen wieder schwerfällig. Die UN veröffentlicht empörte Stellungnahmen, doch ihre eigenen Mitarbeiter bleiben verschwunden. Regierungen verurteilen, aber Konsequenzen bleiben aus. Es ist das alte Problem: Wo Iran involviert ist, überwiegt oft die diplomatische Vorsicht, selbst wenn Menschenleben in Gefahr sind.
Für die Familien der Entführten ist das kein Abstraktum der Weltpolitik. Es ist täglicher Schmerz. Ein Vater, der nicht weiß, ob sein Sohn noch lebt. Eine Mutter, die jede Nacht auf ein Telefonat wartet, das nicht kommt. Kinder, die plötzlich verstehen müssen, dass Sanitäter, Psychologen oder Kulturschützer in diesem Teil der Welt als Staatsfeinde gelten, sobald sie sich nicht dem Willen einer Miliz beugen.
Und es ist eine Mahnung an alle, die glauben, Terrorismus sei nur dann relevant, wenn Raketen abgeschossen oder Grenzübergänge gestürmt werden. Terror beginnt viel früher: mit dem Auslöschen von Identitäten, dem Abtrennen von Menschen aus ihrem sozialen Gefüge, dem Missbrauch von Zivilisten als Druckmittel. Die Huthis haben das längst perfektioniert.
Der Westen kann diese Realität nicht länger wegfiltern. Wer humanitäre Helfer verschleppt, führt Krieg gegen die Idee von Menschlichkeit selbst. Wer sie als „Spione Israels“ diffamiert, verrät, wie tief der Hass gegen Juden, gegen Israel und gegen demokratische Werte in dieser Ideologie verankert ist. Und wer schweigt, macht sich zum Teil eines Systems, das Menschen in Geister verwandelt.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Almigdad Mojalli/VOA - https://gdb.voanews.com/C91EB1F1-F1C4-4734-A6D8-F27A603F970E.jpg, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=46466456
Sonntag, 23 November 2025