Wie die Rafaim-Einheit die Kommandoebenen der Hisbollah gezielt ausschaltetWie die Rafaim-Einheit die Kommandoebenen der Hisbollah gezielt ausschaltet
Nach dem offiziellen Ende des Krieges begann ein zweiter, viel stillerer Kampf: Israels Rafaim-Einheit jagte jene Kommandeure, die glaubten, im Schutz libanesischer Dörfer sicher zu sein. Acht Wochen reichten aus, um das Kräfteverhältnis neu zu ordnen.
Fast unbemerkt rückten ihre Teams in die dichten Gebiete jenseits der vorderen Dörfer vor, dort, wo Hisbollah seine überlebenden Offiziere gesammelt hatte.
Was folgte, war kein symbolischer Schlag, sondern eine systematische Ausschaltung der taktischen Leitung in Radwan-Verbänden und weiteren Strukturen. Die Einheit lokalisierte Kommandeure, beobachtete sie über Tage und Wochen und wartete auf die eine Unachtsamkeit, die ihnen das Leben kostete. Mehr als zehn ranghöhere Offiziere fielen innerhalb von acht Wochen. Dass es überhaupt möglich war, sie in solchen Rückzugsräumen zu erreichen, zeigte, wie tief die IDF operieren konnte – selbst ohne breite öffentliche Wahrnehmung.
Der stille Einsatzmodus: Versteckt arbeiten, konsequent zuschlagen
Nach außen wirkte es, als ziehe Israel seine Kräfte zurück. Tatsächlich aber hatten die Teams längst ein neues Muster entwickelt: verdeckte Beobachtung, eng verzahnte Sensorik, autonome Drohnenschwärme, Bodenroboter und Echtzeit-Analyse durch die Einsatzteams selbst. Die operative Kette wanderte von den Lagezentren direkt in die Hände der Soldaten im Feld. Das beschleunigte Entscheidungen und reduzierte Fehler.
Diese Vorgehensweise verschaffte der IDF einen Vorteil, den Hisbollah nicht kannte: Lückenlose Präsenz ohne sichtbare Präsenz. Mehrere Kommandeure wurden dort ausgeschaltet, wo sie sich sicher glaubten – in Kellern, Hinterhöfen, bei Erkundungen, während sie mit vermeintlichen Zivilgruppen interagierten. Für die Einheit zählte dabei nicht das spektakuläre Bild, sondern der Effekt: Jede Ausschaltung veränderte die Qualität der gegnerischen Führung.
Ein Gegner, der lernt – aber nicht schnell genug
Hisbollah passte sich an. Die Kämpfer trugen kaum noch Uniformen, arbeiteten aus Wohnhäusern, tarnten ihre Bewegungen als Alltag. Doch die Truppe in den Höhenlinien, über den Tälern und entlang der Felsrippen beobachtete geduldig. Sie analysierte Gewohnheiten: wer wen traf, wer Befehle weitergab, wer neue Waffen erhielt oder technische Infrastruktur bewegte.
Ein Kommandeur, auf den wochenlang gewartet wurde, verriet sich durch eine Wiederholung – dieselbe Route, dieselbaue Nebenbewegung, dieselbe Kontaktperson. Für die Einsatzkräfte genügte ein Moment, um den Schlag auszuführen. Die Zerstörung eines einzigen Bindeglieds konnte in seiner Region ganze Zellen lahmlegen.
Jenseits der Technik: Das Gewicht persönlicher Verluste
Doch der Preis war hoch. Die Einheit verlor am 7. Oktober ihren Kommandeur, weitere Offiziere und junge Soldaten. Dieser Schmerz formte die Mentalität, mit der sie in den Norden gingen: nicht aus Rache, sondern aus Pflichtgefühl, wie die Soldaten später erklärten. Sie waren diejenigen, die in Gaza bereits vor den Bodentruppen die Route erkundeten, Fallen entdeckten, Sprengfallen markierten und Angriffe verhinderten. Die Erfahrungen dort flossen direkt in die Operationen an der libanesischen Front ein – und erhöhten deren Effizienz.
In Gesprächen wird deutlich, wie viel die Soldaten tragen. Für viele war der Krieg mehr als ein Einsatz: Einige hatten Familienangehörige verloren, andere waren selbst unter Beschuss geraten. Die Ruhe, in der sie operierten, war nicht Abgeklärtheit, sondern Selbstdisziplin, gewachsen aus langen Monaten im Schatten der Kämpfe.
Die Lektion aus dem Norden für das gesamte Land
Hisbollah versuchte parallel, seine Strukturen neu aufzubauen – Waffenlieferungen über Beirut, lokale Produktion von Drohnen, die Neuordnung seiner Kommandokette. Doch die IDF-Einheit war bereits wieder im Feld, beobachtete die ersten Reparaturversuche und erkannte die Muster des Wiederaufbaus. Viele dieser Vorbereitungen wurden frühzeitig gestört, bevor sie operative Wirkung entfalten konnten.
Diese Phase zeigt, wie sich das militärische Denken gewandelt hat: Krieg endet nicht mehr am Tag der Waffenruhe. Die Stille danach entscheidet, ob der Gegner zurückkehrt oder geschwächt bleibt. Die Mehrdimensionale Einheit wurde damit zu einem dauerhaften strategischen Werkzeug – nicht als mythische Elite, sondern als präzises, pragmatisches Mittel zur Sicherung der Grenze.
Wer nur auf große Schlachten schaut, übersieht den Kern: Der Schaden, der Hisbollahs Strukturen heute schwächt, wurde nicht unter Bombardements angerichtet, sondern im leisen Arbeiten jener Teams, die sich unsichtbar in die Landschaft legten und warteten, bis der Moment gekommen war.
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Bild Quelle: IDF
Sonntag, 23 November 2025